"Höchste Zeit, dass wieder Leben ins Haus kommt"
LINZ. Sechs Wirte erzählen von den harten Wochen der Sperre und wie sie sich auf die Öffnung ihrer Betriebe vorbereiten.
"Es ist gut, dass es endlich losgeht. Das Nur-daheim-Sitzen und die Unsicherheit machen einen als Unternehmer fertig", sagt Robert Seeber. Wobei das mit dem Daheimsitzen beim Chef des Promenadenhofs nicht so wörtlich zu nehmen ist. Denn Seeber ist derzeit auch Präsident des Bundesrats und als solcher auch in Corona-Zeiten ziemlich eingespannt.
Aber Seeber spricht aus, was auch viele seine Wirtekollegen so sehen. Die Wochen der Sperre waren hart und haben manche in der Branche an die wirtschaftlichen Grenzen gebracht.
So warten alle sehnsüchtig auf den 15. Mai, wenn Österreichs Gaststuben, Restaurants und Kaffeehäuser wieder geöffnet werden. Spannend die Frage, wie groß der Gästeansturm sein wird. Die einen rechnen mit einem Lüfterl, die anderen mit sehr großem Zustrom.
Elfie und Robert Seeber, Promenadenhof und Café Ecco
„Es war schon eine sehr harte Zeit“, sagt Robert Seeber und meint damit die vergangenen Wochen, als er und Gattin Elfie so wie alle Wirte ihre Betriebe zusperren mussten.
Doch jetzt wird nach vorne geblickt und alles ausgerichtet auf den 15. Mai, wenn auch der Promenadenhof und das Café Ecco in der Landstraße endlich wieder öffnen dürfen. „Wir sind schon ganz ungeduldig, und meine Frau scharrt regelrecht in den Startlöchern, denn sie braucht den Kundenkontakt“, sagt Seeber.
Mit der Hälfte der Mannschaft werde losgelegt, „und wir haben beschlossen, dass unser Personal keine Schutzmasken, sondern durchsichtige Kunststoffvisiere tragen wird.“ Das mache die Verständigung einfacher, „und die Gäste sehen einen freundlichen Kellner, das kommt emotional besser rüber“. Mit den neuen Abstandsregeln könnten rund 50 Prozent der Tische besetzt werden. Und wenn er 50 Prozent des üblichen Umsatzes mache, sei das zumindest ein Anfang. „Hauptsache, es geht los und es kommt wieder Leben ins Haus.“ Denn nichts sei zermürbender als die Zeit der Unsicherheit, sagt Seeber.
Manuel Grabner, Holzpoldl
Kochen ist wie Fahrradfahren. Wer es einmal gelernt hat, verlernt es nicht. Manuel Grabner hat nichts vergessen. Noch dazu, weil er während der Krise seinen Gourmet-Lieferservice startete. Die Kundenbindung funktionierte, Gäste goutierten das Angebot. Das Holzpoldl-Team blieb in Übung und konnte sich zudem mit den Masken anfreunden. „Es funktioniert. Wir freuen uns auf die Eröffnung in der Sandburg und im Restaurant“ sagt Grabner.
Dass es wieder so wie früher läuft, wünscht sich der Koch, einzig der Glaube fehlt – die schwierige Zeit stehe erst bevor. Dennoch sieht Grabner Positives in der Krise. „Die Gäste sind sensibler geworden und wünschen sich verstärkt Gerichte mit regionalen Zutaten.“
Christian Göttfried, Göttfried
Corona-Krise hin oder her, seinen Schmäh hat Christian Göttfried nicht verloren: „Wir verwenden in Zukunft keine Masken. Wenn man so ein schönes Gesicht wie ich hat, wäre es schade, dieses zu verdecken“, sagt der Haubenkoch mit einem verschmitzten Lächeln. „Aber wir verwenden einen Helm mit Plastikschutz. Dann können wir unsere Speisen auch mit der Vespa servieren.“
Göttfried scherzt wie immer, der Dramatik ist er sich dennoch bewusst und betont, dass nahezu alle Wirtshäuser zu knabbern hätten. Wie hoch der Verlust ausfällt, wagt Göttfried nicht zu prognostizieren. Aber er ist zuversichtlich. „Wir können durch unseren neuen Schanigarten die Gäste noch besser verteilen und haben einige Reservierungen für den 15. und den 16. Mai.“
Eine Chance sieht Göttfried in der Rückbesinnung auf Ökologie und Regionalität. „Dieser Weg ist der richtige. Im Gegensatz zu Möbelhäusern haben wir uns bereits in der Vergangenheit von heimischen Bio-Hendln ernährt. Und werden das auch in Zukunft tun.“
Harry Katzmayr, Pianino
Sofort als bekannt wurde, dass Restaurants ab 15. Mai aufsperren dürfen, „hat das Telefon geläutet und E-Mails und SMS sind hereingetrudelt. Für die ersten Tage sind wir schon ausgebucht“, sagt Harry Katzmayr, Chef des bekannten Innenstadt-Lokals Pianino. Er und seine Mitarbeiter würden sich „voll freuen“ auf die Gäste. Der Gastgarten sei „tipptopp“ hergerichtet, „wir haben die Terrasse zweimal ordentlich geschrubbt, damit sich die Gäste wohlfühlen. Die Leute haben genug von schlechten Nachrichten. Jetzt liegt es an uns, ihnen Wohlbefinden und gute Momente zu verschaffen.“ Dass die Bar vorerst nicht wie üblich genutzt werden darf, sei schade. „Sie ist das Kommunikationszentrum.“
Michaela Walchshofer, Alte Metzgerei
Froh sei sie, dass die langen Wochen „geprägt von Unsicherheit und Sorgen“ nun bald vorbei seien, sagt Michaela Walchshofer, die Chefin der Alten Metzgerei in der Herrenstraße.
Seit Ostern kocht die Wirtin aus Leidenschaft zwar täglich Mittagsmenüs und hat bei der Abholung des Essens zumindest kurzen Kontakt zu etlichen Stammgästen. Letztere „aber wieder richtig“ im Haus zu haben, sei doch etwas ganz anderes. „Meine Gäste, unter denen ja viele gute Bekannte und Freunde sind, fehlen mir fürchterlich, und die größte Sorge ist, dass ich nach der Öffnung nicht für alle Platz habe und manche abweisen muss“, sagt Walchshofer. Dass die Sperrstunde von 24 auf 23 Uhr vorverlegt werden muss, sei hingegen keine große Sache.
Michael Nell, Schwarzer Bär
Der Hotelier und Gastronom Michael Nell ist grundsätzlich ein Optimist. Doch die Krise nagte auch an seiner Zuversicht. „Ich bin eigentlich immer zu 110 Prozent positiv. Nur jetzt muss sogar ich nach den richtigen Worten suchen“, sagt Nell. Corona trifft den Unternehmer doppelt. Das Restaurant musste geschlossen werden, die Betten im Hotel blieben leer. Wenn die Hotellerie im Juni aufsperrt, hofft Nell auf eine baldige Grenzöffnung und deutsche Gäste. Aber auch auf Österreicher, die entdecken, wie schön Linz sein kann.
Nells Strategie bleibt unverändert, Preisdumping lehnt er ab. „Wir wollen im Restaurant und im Hotel weiterhin hohe Qualität zu einem fairen Preis bieten und bauen unser bäuerliches Netzwerk aus. Denn auch die regionalen Bauern gehören unterstützt und müssen überleben“, sagt er.
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Alle in diesem Artikel erwähnten Betriebe sind in ihrem jeweiligen Genre top! Von Manuel Grabner liessen wir uns mit dem Lieferservice auch zu Ostern kulinarisch verwöhnen - war grossartig. Pianino mit Harry Katzmaier und Peter Prandstötter ist sowieso eines meiner zweiten Wohnzimmer und ich freu mich sehr, wenn es wieder losgeht
Also die Freundlichkeit des Ecco-Kellners ist mir nicht so wichtig, mir würde schon genügen, wenn man dort überhaupt einen Kellner oder auch Kellnerin zu sehen bekommt.
War dort am 17.10.20 um 19:32 Uhr, die Tische im Garten mit brennenden Kerzen, einige Tische besetzt aber niemand hatte etwas zum trinken. Um nicht zu verdursten bin ich dann mit meiner Gattin um 20:00 Uhr (noch immer kein Personal zu sehen) in das Stieglitz gegangen.
Der Seeber ist schon ein eigenartiger "Wirt".
Seeber ist kein Wirt , Würstlstand Niveau !
Der Manuel lässt ihn ganz ordentlich raushängen.