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Fastentuch und Quilts: Frauenkunst verbindet Indien mit dem Mühlviertel

28. April 2021, 00:04 Uhr
Fastentuch und Quilts: Frauenkunst verbindet Indien mit dem Mühlviertel
Viele Frauen konnten erstmals in ihrem Leben frei zeichnen.

JULBACH. In Julbach stickten die Goldhaubenfrauen, in Indien 100 Frauen in Nähzentren.

Was verbindet Julbach im tiefsten Mühlviertel mit einer Provinz in Nordindien? Überall leben fingerfertige Frauen, die ihre Handwerkskunst eint. Die Julbacher Textilkünstlerin Edda Seidl-Reiter stickte 2010 mit 14 Frauen das "Julbacher Fastentuch", das jährlich in der Fastenzeit den Altar in der Kirche Julbach verhüllt. Das nahmen englische Textildesignerinnen zum Vorbild und ermutigten mehr als 100 Frauen in den Nähzentren und den Empowerment Centers im indischen Sambhali Trust in Jodhpur, 17 Quilts zu zeichnen und zu sticken. Darauf zu sehen sind das Alltagsleben der Inderinnen, ihr Umfeld, ihre Wünsche, Träume und Gedanken zum Leben als Frau in Indien. Erstmals bekamen diese Frauen die Chance, sich dergestalt auszudrücken, und haben dadurch enorm an Selbstwert gewonnen. Der Sambhali Trust und der Verein Sambhali Austria aus Linz unterstützt mittellose und schutzbedürftige Frauen und Kinder in Indien, um ihnen eine bessere Zukunft durch "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben. In vielfältigen Projekten werden Schulbildung und ein umfangreiches Bildungs- und Unterstützungsprogramm ermöglicht. Ziel ist es, den Selbstwert, das Gemeinschaftsgefühl und die Unabhängigkeit der Teilnehmenden zu fördern und zu stärken.

"Sambhali Sutra" heißt die entstandene Serie aus den 17 Quilts, die von den mehr als 100 Frauen und Mädchen innerhalb von fünf Wochen gestaltet wurden. Sie skizzierten ihre Ideen auf Papier. Einige der Frauen bekamen erstmals in ihrem Leben die Chance, frei zu zeichnen.

Im Laufe vieler Stunden wurden diese Zeichnungen in Stickereien auf Stoff umgewandelt. Mit der Umsetzung haben die Frauen nicht nur ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten gezeigt, sondern auch enorm an Ausdrucksstärke und Selbstbewusstsein gewonnen. Bisher wurde die Ausstellung in Jodhpur (Indien) und in Dorset (UK) gezeigt. Sobald es die Corona-Situation erlaubt, ist in Österreich sowie in London eine Präsentation der Ausstellung geplant.

Internationale Künstlerin

Edda Sedl-Reiter ist nicht erst seit kurzem in der internationalen Kunstszene tätig. Schon 1977 war sie Mitbegründerin der Internationalen Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen, mit dem Ziel, die Karriere von weiblichen Kunstschaffenden mit der ihrer männlichen Kollegen gleichzustellen. 1977 errichtete Seidl-Reiter gemeinsam mit ihrem Mann Erwin auch den "Verein Kunst Julbach" mit dem "St. Anna Preis", der die Verbreitung des Verständnisses und Interesses für Kunst und Künstler, insbesondere aus Oberösterreich, bezweckt. Ihr Fastentuch ist übrigens einzigartig, gilt es doch als einziges durchgehend gesticktes Tuch.

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