Am Fuß des Dachsteins herrscht dicke Luft
GOSAU. Beinahe hätte die jüngste Sitzung des Gosauer Gemeinderats am Donnerstag abgebrochen werden müssen. Der Grund: Erboste Gosauer Zuseher schalteten sich (verbotenerweise) in die Diskussion ein. Bürgermeister Markus Schmaranzer (ÖVP) hatte Mühe, sie zum Schweigen zu bringen.
Dabei hat er den Konflikt nur geerbt. Dieser geht auf das Jahr 2011 zurück. Damals ging der Salzkammergut-Konsum in Konkurs. Um einen Ersatz in der Nahversorgung zu ermöglichen, widmete der Gemeinderat den "Brandwirt" von Familie Schnitzhofer so um, dass diese einen Supermarkt errichten kann. Tatsächlich reichte Leo Schnitzhofer zehn Jahre später einen Plan ein. Doch zu diesem Zeitpunkt gab es bereits wieder einen Nahversorger, und Schnitzhofers Pläne wurden von vielen als überdimensioniert kritisiert. (Das Gebäude, ein Billa-Markt mit Wohnungen, wäre 16 Meter hoch geworden.) Unter Bürgermeister Friedrich Posch (SPÖ) erklärte der Gemeinderat den Ortskern 2021 deshalb zum Neuplanungsgebiet – und verhinderte das Projekt auf diese Weise (zum Ärger der Familie Schnitzhofer).
Kritik von Hausbesitzern
Jetzt, unter Bürgermeister Markus Schmaranzer, geht die Gemeinde daran, die raumplanerische Ordnung neu herzustellen. Beraten werden die Gemeindeverantwortlichen von der Salzburger Ortsplanerin Claudia Schönegger, die gemeinsam mit dem Bauausschuss und im Dialog mit der Bevölkerung einen neuen Flächenwidmungsplan und einen Bebauungsplan für den Ortskern entwickelte. Beide wurden am Donnerstag im Gemeinderat mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ, Bürgerliste und Grünen beschlossen. Nur die SPÖ-Fraktion stimmte dagegen. Der rote Gemeinderat Daniel Spielbüchler wies auf die vielen negativen Stellungnahmen der Bevölkerung hin.
Heftige Kritik an der neuen Raumordnung kommt von betroffenen Hausbesitzern im Ortszentrum, die (siehe oben) versuchten, sich in die Debatte einzumischen. Aus ihrer Sicht gehen die Einschränkungen, die beschlossen wurden, zu weit. So muss jeder, der entlang der Ortsdurchfahrt im Zentrum künftig einen bewilligungspflichtigen Umbau anmeldet, 50 Prozent des Erdgeschoßes für gewerbliche Nutzung bereitstellen. Wobei es Ausnahmen gibt – beispielsweise wenn die eigenen Kinder einziehen wollen. Die restriktive Maßnahme soll verhindern, dass Geschäfte und Betriebe im Ortszentrum schleichend durch Wohnungen oder gar Zweitwohnsitze ersetzt werden und Gosau seine örtliche Wirtschaft verliert. "Tatsächlich haben uns bereits zwei Betriebe verlassen, weil passende Flächen fehlten", sagt Bürgermeister Schmaranzer.
Während die Kritiker von einem zu massiven Eingriff sprechen, rechtfertigen Raumplanungsexperten und die überwiegende Mehrheit im Gemeinderat die neue Raumordnung, die den Wirtschaftsstandort absichern soll. "Wir haben es uns nicht einfach gemacht", sagt der Bürgermeister. "Aber es ist unsere Aufgabe, die langfristige Entwicklung der gesamten Gemeinde im Blick zu behalten – auch wenn Entscheidungen einmal unbequem sind."