Wo Selbstbau-Jets und die Neugier ungeahnte Höhenflüge erleben
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STEYR. Bei der Steyrer KinderUni werden sogar Flugzeuge gebaut. Die Studenten dürfen aus 140 Lehrveranstaltungen auswählen. Noch bis inklusive heute wird geforscht und gelernt.
"Auf den Schwerpunkt kommt es an", sagt Siegfried Heer und schreitet zur Tat. Eine Schar Studenten steht um ihn herum, während er ein Stück vom schwarzen Ölschlauch abschneidet, vielleicht drei oder vier Zentimeter lang. In seiner rechten Hand hält er die Zange. Das abgeschnittene Stück Schlauch steckt er über die Spitze der Holzleiste, den vorderen Teil des Modellflugzeugs.
Wir befinden uns im Seminar "Faszination Fliegen". Heer, Experte für Flugzeugmotoren und Mitarbeiter der Firma Rotax, bringt 23 Volksschülern Wissenswertes über das Fliegen bei – und was es braucht, damit ein Flugzeug tatsächlich fliegt. Auch das "Flug-Alphabet", das Piloten verwenden, ist ein Thema. Der Buchstabe "W" wird zum Beispiel als "Whisky" ausgesprochen.
So ein Flieger, frisch gebastelt, gehört natürlich ausprobiert. Der Dozent persönlich ist es, der den ersten Start vornimmt. Aus dem Handgelenk heraus setzt er das Fluggerät in Bewegung, das sogleich der Schultafel entlang dahingleitet und sanft auf dem Boden aufsetzt. Die Zuschauer stürzen sich auf den Flieger, um ihn – einer nach dem anderen – selbst auszuprobieren.
Fünf Bauteile, ein Flieger
Das Seminar "Faszination Fliegen" ist eine von 140 Lehrveranstaltungen, die heuer bei der KinderUni Steyr angeboten werden. 550 Kinder und Jugendliche dürfen sich vier Tage lang als Studenten betätigen und bekommen in und um die Fachhochschule Einblicke in Wissenschaft, Technik, Kunst und vieles mehr. Als Experten stehen ihnen 100 Dozenten zur Seite, dazu 35 weitere freiwillige Helfer. Die Workshops, Kurse, Seminare und Vorlesungen richten sich an Kindergartenkinder ebenso wie an Volksschüler und die Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen.
Bevor ein KinderUni-Modellflugzeug fliegen kann, müssen die einzelnen Bauteile produziert werden. Fünf sind es insgesamt. Rückblick also, an den Beginn des Bau-Prozederes: Zunächst zeigt Dozent Heer, wie groß die Flügel des Flugzeugs werden sollen. Mit einem blauen Stift zeichnet er ein großes Rechteck auf ein Stück Trittschalldämmung. Die Balsaholzleiste, die später den Rumpf des Flugzeugs bildet, verwendet er jetzt noch als Lineal. Danach werden die Teile für den Heckflügel aufgezeichnet. Mehrere Kinder dürfen die Teile ausschneiden.
Bei der Gestaltung der Leichtbauflieger haben die Seminarteilnehmer freie Hand. Das zweite Flugzeug, das kurz vor Seminarende gebaut wird, unterscheidet sich vom ersten durch einen Heckflügel, der schräg abgeschnitten ist.
Seit 2003 gibt es die Steyrer KinderUni, aus der sich die KinderUni Oberösterreich mit mehreren Standorten entwickelt hat. Vor allem das Angebot für die 5- bis 7-Jährigen ist oft binnen kürzester Zeit ausgebucht. Hier sind die Themen Natur, Basteln und Computer am beliebtesten.
Und nach Ende des Flugzeugbau-Seminars? Da sieht man die Flugzeuge bei ersten Langstrecken-Tests, diesmal draußen. Hunger haben die Testpiloten, die mit Feuereifer bei der Sache sind, immer noch nicht – obwohl eigentlich längst Mittagspause ist.