Von Leonding in die Stratosphäre auf 36.000 Metern
LEONDING. Die Anspannung wird heute am Sportplatz der HTL Leonding spürbar sein. Um 10.15 Uhr soll der von vier Schülern gebaute Satellit "LeoSat" mit einem Heliumballon bis in die Stratosphäre steigen. Neben beeindruckenden Bildern und Videos soll er Echtzeitdaten unter anderem von Temperatur und Druck liefern.
Auf 36.000 Metern platzt der Ballon und nach 2,5 Stunden wird der Satellit mit einem Fallschirm sicher auf der Erde landen. So zumindest die Theorie. "Auf diesen Moment hat das Team fast zwei Jahre hingearbeitet und wir hoffen, dass alles funktioniert", sagt der 19-jährige Jakob Schaumberger.
Traum vom Weltraum
Die Projektidee entstand in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien. Bis zum fertigen Produkt der Diplomarbeit investierte Schaumberger gemeinsam mit Frederik Wögerbauer, Laurin Lintner und Manuel Nöbauer in den vergangenen 16 Monate mehr als 1000 Arbeitsstunden. "Unser Ziel war es, einen Satelliten zu bauen, der theoretisch das Potenzial hat, in die Umlaufbahn geschickt zu werden", sagt Wögerbauer und ergänzt: "Es war eine sehr spannende Reise."
Die Stratosphäre soll aber nicht das Ende dieser Reise sein: Die HTL Leonding will das Satellitenprojekt weiterentwickeln – im Idealfall bis in den Weltraum. "Das ist noch viel zu teuer, aber vielleicht funkt einmal aus 400 bis 800 Kilometern Höhe ein Satellit zur Erde. Man darf und muss träumen", sagt Michael Wagner, einer der drei Betreuungslehrer.
Gekostet hat das aktuelle Projekt 2800 Euro – drei Sponsoren waren nötig. Bis auf die selbst entwickelten Platinen, die in China gefertigt wurden, entstand von der Elektronik bis zum Gehäuse oder der Bodenstation alles in der Leondinger Schule. "Darauf sind wir sehr stolz", sagt der angehende Absolvent Schaumberger. Professor Matthias Kurz betont, dass ihm in Österreich kein vergleichbares Projekt bekannt sei.
Bis der Wetterballon mit dem Satelliten im Gepäck starten kann, müssen die Beteiligten noch zittern. Neben einem schönen Wetter und guter Sicht müssen auch die Austria Control sowie das Bundesheer grünes Licht geben. "Eigentlich wollten wir nach der Diplomarbeit im April starten. Da hätten wir den Ballon aufgrund der Höhenwinde aber jenseits vom Plattensee in Ungarn suchen müssen", sagt Kurz.
Versicherung in Millionenhöhe
Neben der Fertigung des "LeoSat"-Herzstücks – ein zehn Kubikzentimeter großer und 717 Gramm schwerer Alu-Würfel – mussten viele Tests und "Papierkram" erledigt werden. Genehmigungen wurden benötigt und die Schule schloss auch eine Versicherung über drei Millionen Euro ab, sollte beim Absinken des Satelliten etwas passieren. "Laut den Berechnungen landet er – hoffentlich ohne Probleme – in Königswiesen und dann können die Sektkorken knallen", sagt Professor Kurz. (dagr)