"Mein Ur-Opa hat sein ganzes Vermögen verloren"
WELS. In Wels lebt die Urenkelin des Motoren-Erfinders Rudolf Diesel - ein Gespräch zu dessen 100. Todestag.
In der Nacht auf 30. September 1913 verschwand Rudolf Diesel (55) von einer Fähre im Ärmelkanal. Ein Gespräch mit seiner Urenkelin Susanne M. Kropf über Diesels Erfindung, Erfolge, sein Sozialengagement und die Hintergründe des mysteriösen Ablebens.
Welser Zeitung: Wie wirkte sich Ihr berühmter Vorfahre auf Ihr Leben aus?
Kropf: Ich war einfach stolz, weil ich auf der ganzen Welt – von Mexiko bis Peru, von Vietnam bis Malaysia – überall seinen Namen gesehen habe. Immerhin werden heute 70 oder noch mehr Prozent aller Transporte weltweit von Diesel-Motoren angetrieben. Ich glaube, er sitzt jetzt auf seiner Wolke und ist zufrieden, dass seine Erfindung den Durchbruch geschafft hat: Immerhin hat er jahrzehntelang gearbeitet – bis hin zur völligen körperlichen Erschöpfung. Heute würde man das Burn-out nennen.
Rudolf Diesel verschwand von einem Fährschiff im Ärmelkanal. Sein Tod gab Rätsel auf, manche sprechen von Mord. Wie sieht Ihre Familie seinen Tod?
Wir sind überzeugt, dass er Selbstmord begangen hat. Seine Leiche wurde gefunden: Er hatte noch ein Brillenetui und seine Pillendose bei sich, die übrigens im MAN-Museum in Augsburg ausgestellt ist. Mein Urgroßvater hat seinen Tod vorbereitet: Er gab seinem damals 24-jährigen Sohn einen Koffer mit einem großen Geldbetrag: „Für den Fall meines Todes“. Er hat sämtliche Freunde und auch entfernte Verwandte besucht und Geschenke hinterlassen. Das sind typische Zeichen, die freilich damals niemand verstanden hat. Er wollte, dass seine Frau nach England mitkommt: Sie wurde leicht seekrank und lehnte ab. Wenn sie mit gewesen wäre, wäre es vielleicht nicht passiert. Er hat dafür gesorgt, dass seine Frau nicht alleine in der großen Münchner Villa sitzt, sondern bei ihrer einzigen Tochter – meiner Großmutter – in Frankfurt ist, wenn die Todesnachricht kommt.
Was war Ursache für den Suizid?
Finanzielle Probleme: Er hatte sich in Baku (Aserbaidschan, Anm.) mit Ölfeldern verspekuliert, wurde von Geschäftspartnern über den Tisch gezogen und hat sein ganzes Geld verloren. Er hatte für das Patent einiges an Lizenzgebühren erhalten und war pleite. Er wollte seine Familie nicht dem Elend preisgeben, wollte Ehrenmann sein und glaubte, abtreten zu müssen.
Waren Ihre Vorfahren also reich?
Ja, sie hatten im Münchner Vorort Bogenhausen eine riesige Villa und auf großem Fuß gelebt: Er war ja sehr erfolgreich, hatte 1892 die Patentschrift erhalten, dann bei MAN (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Anm.) weitergeforscht. Diesels Motor wurde dort ab 1898 in Serie gefertigt. Um die Jahrhundertwende verkaufte er das Patent und begann in Geld zu schwimmen, war schlagartig sehr wohlhabend geworden. Mein Urgroßvater war Techniker, aber mit Geldanlage überfordert. Es hat Überlegungen gegeben, ihm den Nobelpreis zu verleihen.
Dann kam das böse Erwachen.
Für meine Urgroßmutter war es ein großer Schock: über Geld sprach man damals nicht, man hatte es. So wie viele Dienstboten auch. Sie stand vor dem Nichts, erhielt von MAN eine Anerkennungsrente und lebte dann abwechselnd bei ihren drei Kindern.
Profitieren Sie oder andere in der Familie von seiner Erfindung?
Nein, wir profitieren nicht.
Haben Sie durch Ihren Vorfahren einen Bezug zur Technik?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe zwar mit etwa zehn Jahren bewusst erfahren, in welchen Verhältnissen meine Großmutter, Hedwig Diesel, damals in München gelebt hatte. Sie hat mir auch die Schauplätze gezeigt. Aber die Technik hat mich nie begeistert – obwohl meine Oma mit Arnold Freiherr von Schmidt verheiratet war, dem technischen Leiter der Steyr-Werke.
Trägt in Ihrer Familie noch jemand den Namen Diesel?
Es gibt einen Rudolf Diesel in Spanien. Er ist mit uns verwandt, ich kenne ihn aber nicht persönlich. In der Nähe von Bonn wohnt noch eine Familie Diesel.
Können Sie sich vorstellen, dass jemand aus Ihrer Verwandtschaft den Namen wieder annimmt?
Für uns ist das kein Thema, Verwandte in Deutschland haben das gemacht: Nach einer Scheidung hat die Frau ihren Mädchennamen Diesel wieder angenommen, damit auch die Kinder den Namen tragen.
Ihr Urgroßvater war nicht nur Motorenbauer.
Er war großer Visionär. Um 1890 erzählte er seiner Frau von einem Traum: Ich will einen Motor entwickeln, der nur mit Sonnenenergie funktioniert. Die ursprüngliche Idee, die rationellste Wärmekraftmaschine zu entwickeln, ist bis heute ein Erfolg: Es gibt noch keinen Verbrennungsmotor mit höherem Wirkungsrad. Rudolf Diesel war auch Sozialrevolutionär: Er wollte die „soziale Frage“ lösen: Er war durch seine Erfindung sehr reich geworden und wollte für eine weltweit gerechte Verteilung des Reichtums sorgen. Sein 1903 erschienenes Buch „Solidarismus – natürliche wissenschaftliche Erlösung der Menschen“ wurde von der Gesellschaft aber negiert.
Susanne M. Kropf
Rudolf Diesels Urenkelin wurde in Bayerin geboren. Sie ist mit dem Techniker Klaus Kropf verheiratet, hat zwei Kinder und sechs Enkel. Die heute 70-Jährige lebte in Schweden, den USA, Frankreich und Deutschland und kam durch ein berufliches Engagement ihres Mannes 1977 nach Linz. Bis heute arbeitet sie als geprüfte österreichische Fremdenführerin. Sie spricht Deutsch, Englisch, Französisch und Schwedisch. Vor fünf Jahren zog sie nach Wels. Die Vielleserin liebt „alles, was mit Kultur zu tun hat“ und hütet zwischendurch ihre Enkel: „Bei uns, in Wien oder in Graz“.
Genialer Erfinder wählte den Freitod
Rudolf Christian Karl Diesel wurde am 18. März 1858 in Paris geboren und starb in der Nacht zum 30. September 1913 im Ärmelkanal. Er ging wahrscheinlich in Selbstmordabsicht von Bord des Dampfers „Dresden“. Der dreifache Vater war auf dem Weg zu einem Kongress nach England.
Diesels Leiche wurde zwei Wochen später von Matrosen gefunden: Die Seeleute sicherten persönliche Gegenstände und gaben die Leiche, ihrem Brauch entsprechend, dem Meer zurück.
Rund um den Tod rankten sich viele wilde Gerüchte. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges gab es auch Mutmaßungen, dass der deutsche Geheimdienst Diesel ermordet haben könnte. Auch Ölproduzenten und konkurrierende Firmen gerieten in den Verdacht.
Schon Diesels Sohn Eugen war vom Suizid überzeugt: Rudolf Diesel hatte in seinem Notizbuch für seinen Todestag selbst ein Kreuz eingezeichnet. Das Motiv dürften finanzielle Probleme gewesen sein. Diesel hatte sein beträchtliches Vermögen durch Beteiligungen an Ölfeldern in Baku (Aserbaidschan) verspekuliert.
Diesel widmete einen Großteil seiner Arbeitszeit sozialen Problemen: Im Gegensatz zu Marx und Engels, die Privateigentum abschaffen wollten, zielte seine Idee auf den Aufbau einer volkseigenen Sparkasse ab, die bessere soziale Bedingungen schaffen könnte. Oft sagte er: „Dass ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut: Aber meine Hauptleistung ist, dass ich die soziale Frage gelöst habe.“
In der Nähe von Bonn wohnt noch eine Familie Diesel.
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Die kenne ich! Kein Scherz!
Genau es gibt sogar eine Diesel Familie in Frankreich (Lothringen und Elsass).
Ich bewundere Diesel.
Ein genialer Erfinder und ein sehr sozial denkender Mensch.
Sein Tod sollte uns heute noch Warnung sein:
Als profunder Kenner der Wirtschaft in den Ostländern weiss ich,
wie hoch das Risiko ist.
Die Exportgeschäfte mache ich nur gegen jeweilige Vorauszahlung.
Unsere Banker sind da ja so toll, die feschen Seidenkrawattler.
Österreichs Banken haben ca. 300 Milliarden € Kreditvolumen im Osten aushaftend. Das ist fast mehr als das jährliche BIP Österreichs.
Kreditausfallsrisiko: Steigend !
In Österreich fallen vielleicht einmal 2,5 % der Kredite aus,
im Osten so typisch 10 % ! (... in Zukunft vielleicht 20 % ?)
Ist ja eh' ein Lercherlschas, so 30 oder 60 Milliarden € !
Zahlt eh der Steuerzahler, auch beim ESM haben's wir ja locker !
Den Faygmann oder Treichl möchte ich dann sehen, beim "Suizid".
Die noblen Herrschaften vertschüssen sich höchstens in ihre Luxuspension.
Bitte etwas am Freitag mental runterfahren, Diesel war ein staatsgefährdendes Problem damals mit Marine England und Deutschland. Hat aber absolut nichts mit der Ostphantasie zu tun wo alle "reich" geworden sind und welche jetzt Raiffeisen zu Fall bringt. Gute Geschäfte wünsche ich.
...brachte uns der Osten wieder:
Diebe, Armut und Syphilis.
nur eines fehlt: der grund, warum diesel nach england reiste = nach langer vorbereitung sollten dort zwei neue betriebsgründungen unterzeichnet werden.
...mir wars auf der Zunge gelegen wie das mit dt. Kaiserreich und Patentverkauf usw - ja Geschichte halt usw.
von monarchie und demokratie soll eine kriegswichtige erfindung verkauft werden und unmittelbar vor vertragsunterzeichnung passiert der "selbstmord" eines überläufers. - geschichte, ja, und das krampfhafte festhalten an der selbstmordtheorie jetzt und hier passt anscheinend in die landesgeschichte und ins leitbild der oön.
Rudolf Diesel war nicht nur ein großer Erfinder, sondern auch ein Ehrenmann. Leider eine inzwischen ausgestorbene Spezies.
Ein sehr gut geschriebener Artikel bzw. Interview!
Leider sind oft die besten Techniker die schlechtesten Geschäftsmänner und umgekehrt.
aus dem Leben einer Familie! Danke dafür!