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Der geheime Gestaltungsbeirat in Wels:  Zeit für mehr Transparenz

Von Valentin Bayer, 08. Mai 2024, 07:04 Uhr
Der geheime Gestaltungsbeirat in Wels:  Zeit für mehr Transparenz
Wie will Wels aussehen? Diese Frage wird auf offizieller Ebene hinter verschlossenen Türen debattiert. Bild: VOLKER WEIHBOLD

WELS. Das einflussreiche Gremium, das die architektonische und städtebauliche Qualität von Bauprojekten in der Stadt bewertet, tagt, anders als in Linz, hinter verschlossenen Türen

Was er nicht weiß, macht den Bürger nicht heiß: Das scheint die Devise im Welser Gestaltungsbeirat zu sein: Denn dieser tagt stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Das Gremium hat die Aufgabe, die Pläne für große Bauprojekte und solche in besonderer Lage, wie zum Beispiel in der Innenstadt, zu bewerten. Überprüft werden die architektonische und städtebauliche Qualität: Fügt sich das Projekt in die Umgebung ein? Ist die Fassade ansprechend gestaltet? So soll noch vor der offiziellen Einreichung sichergestellt werden, dass Neu-, Um- und Zubauten das Stadtbild nicht verschandeln. Verglichen mit anderen Städten ist die Arbeit des Beirats in Wels aber undurchsichtig: Er tagt nicht nur im stillen Kämmerlein, auch die Ergebnisse bzw. Protokolle werden nicht veröffentlicht. Darüber, wie der Beirat auf ein Projekt eingewirkt hat, kann man also höchstens mutmaßen.

Unklarheit auch in der Politik

Nicht nur die Bevölkerung, auch die Politik ist offenbar schlecht eingebunden. Sobald der Beirat grünes Licht für ein Projekt gibt, wird zwar der Bauausschuss im Gemeinderat unterrichtet – dieser unterliegt aber ebenfalls der Verschwiegenheit, sodass wenig nach außen dringt. "Nähere Informationen bekommen wir nur auf Nachfrage", sagt Karl Schönberger, der die SP im Ausschuss vertritt. Die Entscheidungsfindung im Beirat sei schwer nachzuvollziehen.

Ähnlich sieht das die Grünen-Fraktionsvorsitzende Miriam Faber, die ebenfalls im Bauausschuss sitzt: "Wir bekommen vom Beirat wenig mit, weitere Informationen müssen wir als Fraktionsobleute beantragen." Die Politik hat also Zugang zu Informationen. Faber kritisiert aber die mangelnde Einbindung der Bevölkerung: "Der Beirat kann in seinem Wirken eigenständig sein. Aber die Bürger hätten sehr wohl Interesse daran, zu erfahren, was vor ihren Haustüren passiert. Transparenz ist eine Bringschuld der Politik. "

Planungsstadtrat Ralph Schäfer (FP) steht öffentlichen Sitzungen skeptisch gegenüber: "Die meisten Projekte durchlaufen in Wels zwei- bis dreimal den Gestaltungsbeirat." Würden schon zu Beginn Pläne öffentlich bekannt, könne bei der Bevölkerung ein falsches Bild von den Projekten entstehen. Die Zusammenarbeit von Beirat, Verwaltung, Politik, und Bauwerbern funktioniere gut. Transparenzproblem sieht Schäfer keines: "Die Projekte bzw. Umwidmungen werden im Gemeinderat demokratisch legitimiert." Er betont, dass Gemeinderatsmitglieder Akteneinsicht haben.

Landeshauptstadt als Vorbild?

Albert Neugebauer, Leiter der Welser Initiative für Denkmalschutz, wünscht sich Sitzungen, die für alle zugänglich sind. "Auf das Interesse der Allgemeinheit sollte es in so einem Prozess ankommen", sagt er. Er schlägt vor, dem Beirat einen Historiker als Berater zur Seite zu stellen. "Wenn dieser öffentlich Einwände gegen ein Projekt äußert, müssen die Verantwortlichen zumindest erklären, warum sie nicht darauf eingegangen sind", sagt Neugebauer.

Dass der Gestaltungsbeirat Diskussionen zur Stadtentwicklung beleben kann, zeigt ein Blick nach Linz. Dort können Gemeinderatsmandatare und Medienvertreter dabei sein, wenn die Werber eingangs das Projekt präsentieren und der Beirat sein Urteil bekanntgibt. Lorenz Potocnik, Mandatar der Liste "Linz+", macht von diesem Recht häufig Gebrauch und stellt immer wieder Entscheidungen öffentlich zur Debatte. Er hat mehrere Reformvorschläge für den Linzer Beirat. Eine kritische Meinung könne er sich nur bilden, weil er Einblick in die Arbeit des Gremiums hat: "Ansonsten müsste ich über Hintermänner Informationen zusammentragen."

Das ist der Kern des Problems: Ob der Welser Gestaltungsbeirat seine Sache gut macht, ist derzeit kaum zu beurteilen. Weder Medien noch Bürger haben Einblick in die Entscheidungsfindung. Öffentliche Sitzungen wie in Linz bringen Transparenz.

Ziel sollte nicht sein, öffentlich jedes Projekt zu Tode zu diskutieren. Die Beiratsmitglieder haben als Fachleute die nötige Kompetenz und sollen damit der Politik eine Entscheidungsgrundlage bieten. Nimmt man ihm diese Kompetenz, ist das Gremium sinnlos.

Die derzeit herrschende Intransparenz schafft aber Raum für Misstrauen: Es ist unklar, mit welchen Projekten der Beirat sich warum auseinandersetzt und wie genau seine Vorgaben befolgt werden. Wäre all das öffentlich, wäre insbesondere die Politik gezwungen, sich zu verantworten. Das ist für die Entscheidungsträger ungemütlich – Argument gegen Transparenz ist das keines.

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Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer
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7  Kommentare
7  Kommentare
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fischerfel (440 Kommentare)
am 11.05.2024 11:17

Leider müssen sich weder Politiker von Wels und schon garnicht die Verunstaltungsbeiräte öffentlich verantworten. Das ist völlig unmöglich!!! Nach 90 Jahren sollte auch in Wels ein bisschen Demokratie umsetzt werden. Wels war ja in Den 30 er und 40 er Jahren scharfer Konkurrent von Linz! Nur der Adi hat halt linz aus kindischen Gründen bevorzugt.

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fischerfel (440 Kommentare)
am 11.05.2024 11:09

Ist ja völlig inakzeptabel, aber passt zum braunen Wels. Natürlich gut verschleiert

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Scotiella (524 Kommentare)
am 10.05.2024 22:03

Als nächstes wird wohl das schöne Eckhaus am Ring zur Fuzo (ehemalige Bawag) abgerissen. Echt schade!

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GunterKoeberl-Marthyn (17.993 Kommentare)
am 08.05.2024 12:33

Die Silberzeile in Schärding befindet sich in wunderschöner abgestimmter Farbenpracht, die Häuser am Welser Stadtplatz werden immer bleicher und farbloser, alles in den langweiligen Bastelfarben, da stimmt etwas nicht. Das ehemalige wunderschöne Hotel Greif schaut jetzt aus wie ein Schachtel - Gefängnis, alles vergittert, man könnte mit Grünpflanzen diesen Eindruck ganz leicht beheben und das wäre ein Beitrag, bei Hitzewellen, die Temperatur am KJ zu senken! Es gibt aber auch wunderschöne Häuser und die Eigentümer sollten mehr Mitsprache bekommen, damit die Erhaltung Freude macht! Noch ist es Zeit für den Einzug der Farben in der Stadt, die Silberzeile in Schärding darf das auch! Ich vermute, manche lassen die Fassaden einfach, um nicht in die "Bastelanordnung durch den Denkmalschutz und Gestaltungsrat" zu fallen! Wir müssen der Farbentwicklung auch einen Raum geben, was sagen die Fachleute vom Malergewerbe? Dieser fachlichen Entscheidung würde ich folgen! Der Stadtplatz wird blass!

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sno (33 Kommentare)
am 08.05.2024 10:14

Warum hört man von den NEOS nichts mehr? Gibts die noch in Wels?

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oonfranz87 (85 Kommentare)
am 09.05.2024 11:49

Nimmer wirklich

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fischerfel (440 Kommentare)
am 08.05.2024 08:57

Ja wo kommen wir denn da hin, wenn Greti und Pleti die Bauunternehmer im öffentlichen Raum beurteilen können. Das ist ja Anarchie,!! Die Herren und Frauen Bürgermeister sind doch Gestaltungsexperten! 🤪.... und wie sollen sich die Parteien den finanzieren.....

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