Meister des Abgründigen
Von Karin Schütze
Despoten, Agenten, Mörder und Verführer oder vergangenen Februar der römische Philosoph Seneca – abgründige, vielschichtige Rollen sind die Kunst von John Malkovich. Heute wird der US-amerikanische Charakterdarsteller und Filmproduzent 70 Jahre. Auch in Linz war der Hollywood-Star schon zu erleben: 2022 brillierte er im Gastspiel des "Kirchklang"-Festivals 2022 im Brucknerhaus in Michael Sturmingers Musiktheaters "The Infernal Comedy" über den österreichischen Serienmörder Jack Unterweger. "Die alten Griechen hatten recht, wenn es um die Funktion des Theaters geht. Theater darf unterhalten und amüsieren, keine Frage. Primär ist es aber da, um verschiedene Aspekte des menschlichen Wesens auszuleuchten. Katharsis ist keine Einbahnstraße, sondern entsteht im Dialog zwischen Darsteller und Publikum", sagte er den OÖNachrichten vor seinem Auftritt.
Aufgewachsen in einer Kleinstadt im US-Staat Illinois mit vier Geschwistern, entdeckte er als Schüler die Theaterlust. 1976 engagierte ihn die Steppenwolf Theatre Company in Chicago. 1983 zog er nach New York, wo er 1984 am Broadway mit Dustin Hoffman in Arthur Millers Drama "Tod eines Handlungsreisenden" auftrat, das Volker Schlöndorff 1985 mit beiden verfilmte – Malkovich wurde für einen Goldenen Globe nominiert. 1988 glänzte er als eiskalter Verführer Vicomte de Valmont in "Gefährliche Liebschaften". Als alternder Casanova verführte er hingegen 2011 in "The Giacomo Variations" in der Hamburger Staatsoper. In "Being John Malkovich" (1999) parodierte der Fan von Independent-Filmen sich selbst. Humor bewies er auch im November 2022 als Gast von Thomas Gottschalk in der ZDF-Show "Wetten, dass..?", als er stoisch von einer viermonatigen Wackelpudding-Diät berichtete. Ab 21. Dezember ist der zweifache Vater, der nach Jahren in Frankreich wieder in Boston lebt, in der französischen Komödie "Monsieur Blake zu Diensten" in den Kinos zu sehen.