Britische Tories auf der Suche nach neuem Parteichef
BIRMINGHAM. Wer soll auf Rishi Sunak folgen? Vier Bewerber sind noch im Rennen.
Drei Monate ist es her, dass die britischen Konservativen bei den Wahlen krachend verloren haben. Nach 14 Jahren an der Regierung mussten die Tories den Schlüssel für Downing Street 10, den Amtssitz des britischen Premiers, an Labourchef Keir Starmer abgeben.
Unklar ist noch, wer Ex-Premier Rishi Sunak an der Parteispitze der Tories folgen soll. Im Rennen sind noch vier Kandidaten, die den dieswöchigen Parteitag der Tories in Birmingham nutzten, um für sich zu werben.
Die Kernfrage ist: In welche Richtung sollen die Konservativen gehen? Noch weiter nach rechts, um dort gegen Nigel Farage und seine "Reform UK"-Partei abzudichten? Oder bewusst einen Kontrapunkt gegen den Rechtspopulisten Farage setzen, der einst auch die treibende Kraft hinter der Brexit-Bewegung war? Personell abgebildet ist dieser Richtungsstreit in den Gegenpolen Robert Jenrick und Tom Tugendhat.
Unter den vier Kandidaten am weitesten rechts steht der frühere Migrationsstaatssekretär Robert Jenrick (42). Er richtet sich an die Wählerschaft, die zuletzt für "Reform UK" gestimmt hat. Auch eine Aufnahme von "Reform UK"-Chef Farage bei den Tories schließt Jenrick nicht aus. In der Regierung Sunak ist er einst unter Protest zurückgetreten, weil ihm ein Migrationsabkommen nicht scharf genug war.
Am anderen Ende des Spektrums steht der als Außenseiter geltende Tom Tugendhat (51), Ex-Staatssekretär für Sicherheit. "Meine Aufgabe ist es, die Konservative Partei zu reformieren, nicht zur Reform-Partei zu werden", sagt er. Die Tories müssten Wähler von allen Seiten des politischen Spektrums zurückgewinnen.
Zwischen Jenrick und Tugendhat stehen die ebenfalls dem rechten Flügel der Partei zugerechnete Ex-Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch (44) sowie James Cleverly (55), zuletzt Innenminister in der Regierung Sunak. Cleverly gilt als Pragmatiker. Britischen Medien zufolge konnte er bei der Parteikonferenz am ehesten punkten.
Innerhalb der kommenden zwei Wochen sollen nach einer neuerlichen Wahl in der Tory-Fraktion nur noch zwei Kandidaten übrigbleiben. Über diese beiden sollen dann im November die Parteimitglieder abstimmen.