"Die Probleme, die die Österreicher haben, die hätten wir im Moment gern"
WOLFBURG. Der 59-fache deutsche Teamspieler Dietmar Hamann ist TV-Experte bei Sky und vergleicht das ÖFB-Team mit Deutschlands Nationalelf.
Ernüchterung hat sich bei den Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft breit gemacht. Neun Monate hat die DFB-Elf noch Zeit, um vor der Heim-EM (14. Juni - 14. Juli 2024) so etwas wie eine Euphorie zu entfachen. In den Testspielen gegen Japan am 9. September in Wolfsburg und gegen Frankreich am 12. September in Dortmund sollen erste Schritte zur Rehabilitierung gelingen.
In den vergangenen Monaten setzte es für die Auswahl von Teamchef Hansi Flick fast nur Enttäuschungen. Dem Aus in der Gruppenphase der Winter-WM in Katar folgten schwache Testspiele gegen Belgien (2:3), Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien (0:2). "Jetzt haben sie zwei Spiele, da muss man Besserung sehen. Was seit der WM passiert ist, ist einfach nicht gut genug. Im Moment vergraulen wir die Leute", erklärte Didi Hamann.
"Rangnick macht es sehr gut"
Der 59-fache deutsche Teamspieler ist TV-Experte bei Sky und blickt ob der jüngsten Leistungen sogar neidvoll Richtung österreichischem Nationalteam. "Die Probleme, die die Österreicher haben, die hätten wir im Moment gern", sagte Hamann, der dem ÖFB-Team seit der Bestellung seines Landsmanns Ralf Rangnick zum Teamchef eine sehr positive Entwicklung bescheinigt. "Mit Rangnick ist es in Österreich gut angelaufen. Ich war skeptisch, aber im Moment macht er es sehr gut."
Dessen DFB-Pendant muss sich dagegen viel Kritik anhören. Flick "muss schauen, dass er die Formation findet, dass er elf Leute findet, die zusammenpassen und Sicherheit miteinander bekommen. Ausprobieren bringt nur was, wenn du positive Erkenntnisse daraus gewinnst. Die einzige Erkenntnis, die er aus den letzten sechs Monaten gezogen hat: egal wer spielt, sie spielen denselben Schmarrn".
"Die können es"
An der Qualität der Spieler liegt es nicht, ist Hamann überzeugt. "Ich glaube schon, dass es drei vier bessere Nationen gibt. Aber sie (die deutschen Teamspieler) spielen alle für Top-Mannschaften, da sind zehn Champions-League-Sieger dabei. Die können es", betonte der Kritiker.
Baustellen ortet er vor allem in der Außenverteidigung und im Angriff. "Natürlich haben wir keinen Stürmer, aber der Füllkrug, wenn er gespielt hat, hat er Tore gemacht. Wir haben drei sehr gute Torhüter. Wir haben gute Innenverteidiger, außen ist es ein bisschen schwer. Du musst schauen, dass du eine sattelfeste Verteidigung hinstellst", analysierte Hamann.
Problem was hier einfach gerade ist, die Deutschen sind es nicht gewohnt in der Mittelmäßigkeit sich im Fussball zu befinden.
Erwartungen sind typisch Deutsch -> wir sind groß und können gar nicht unbedeutend sein für Fussball.
Hansi Flick hat leider das große Problem dass das typische "wir nehmen den Rumpfkader vom FC Bayern und dann wird das schon" nicht mehr funktioniert. Man musste nie groß schauen, wie können Spieler miteinander harmonieren und wie formt man ein Team aus Individualisten, haben ja sowieso immer miteinander gespielt.
Da er auch vom FC Bayern kommt ist die Umstellung nach härter.
Die Bundesliga zählt zu den besten fünf Ligen der Welt (ich würde sagen, nach England und Spanien in etwa gleichauf mit Italien auf Platz drei - die französische Liga als ganzes schätze ich etwas schwächer ein), die Spieler haben bei Top-Vereinen Stammplätze -- Deutschland ist nach wie vor bedeutend im Weltfußball und die Erwartungen sind zu Recht hoch (Viertelfinale bei jedem Turnier ist Pflicht, im Grunde wird das Halbfinale erwartet).
Das "Problem" ist (noch radikaler bei den Frauen), dass es nicht mehr nur sieben bis acht Nationalmannschaften gibt, die einen der großen Titel holen können, sondern mit etwas Spielglück wahrscheinlich zehn bis 15.
Da kann es schon mal passieren, dass man in der Gruppenphase rausfällt. Das ist auch den Weltmeistern Spanien und Frankreich schon passiert. Und etliche Top-Teams haben auch schon Turniere verpasst (NL, ITA, ..).
Und irgendwie schaffen es die Spanier, Franzosen und Engländer derzeit besser, erstklassige junge Spieler zu "produzieren".