"Weiche Knie" hatte nur der Trainer
DOHA. WM-Bronze: Siebenkämpferin Preiner wurde erst im Ziel von ihren Emotionen eingeholt.
Auch wenn Verena Preiner sieben Leichtathletik-Disziplinen auf Weltklasse-Niveau bestritten hat – der Ebenseerin war ihre Müdigkeit gestern kaum anzumerken. "Wegen des Adrenalins", sagte die 24-Jährige lächelnd. Schuld daran war ihre WM-Bronzene von Donnerstagnacht in Doha. Erst um halb vier Uhr morgens war die Siebenkämpferin nach der Dopingkontrolle ins Hotel gekommen, Schlaf fand sie dennoch keinen. "Für mich ist das alles völlig verrückt", konnte Preiner ihren dritten Platz mit 6560 Punkten hinter Katarina Johnson-Thompson (Gb) und Nafissatou Thiam (Bel) nicht fassen. "Linderung" erhoffte sie sich von der gestern Abend stattfindenden Medaillenzeremonie.
Weltmeisterin sagte "Sorry"
Auf Zwischenrang drei liegend hatte Preiner die Medaille im abschließenden 800-Meter-Lauf noch nach Hause bringen müssen. Mit Johnson-Thompson war sie sich einig gewesen, das Rennen gemeinsam vorneweg zu laufen. Ein Plan, der jedoch erst ab der Hälfte richtig griff. "Katarina hat sich bei mir im Ziel sogar entschuldigt, dass sie anfangs nicht vorne bei mir war, weil sie zwischen zwei Läuferinnen eingesperrt war", verriet Preiner, die dank ihrer Stärke mit viel Selbstvertrauen angelaufen war. "Ich hatte ein gutes Gefühl", sagte sie. Ein solches hatte auch Trainer Wolfgang Adler, wenngleich er zugab, so knapp vor der heiß ersehnten Medaille "weiche Knie" bekommen zu haben. "Du kannst es nie wissen, es kann immer etwas passieren." Mag Bronze etwas überraschend gekommen sein, ist sie doch das Ergebnis von Preiners jahrelangem Entwicklungsprozess. Ihr im Juni aufgestellter Österreich-Rekord von 6591 Punkten sei laut Adler nur "eine Zwischenstation". Als Karriereziel schaut das Duo auf die 7000er-Marke. Auch wenn dafür die Olympischen Spiele nächstes Jahr wohl zu früh kommen, wird bereits fleißig am Erfolgspuzzle für Tokio gebaut – und das nicht nur im übertragenen Sinn. "Ich habe ein Puzzle mit 2000 Teilen daheim, eine Weltkarte", so Preiner. Der Rand und die Meere sind bereits fertig, Tokio fehlt noch.
Unverhoffter Geldregen
Wie schnell sich die Dinge ändern können, hat Preiner nun auch in finanzieller Hinsicht erlebt: Hatte sie noch im Sommer via Crowdfunding Geld sammeln müssen, um sich die WM-Vorbereitung leisten zu können, hat sie nun erstmals mit der Leichtathletik richtig Geld verdient. Zu den Bronze-Prämien des Weltverbands (18.300 Euro) und Teamsponsor "Helvetia" (25.000) kommen weitere 27.400 Euro für den nun fixierten Sieg im Siebenkampf-Gesamtweltcup, was ihr insgesamt 70.700 Euro einbringt. Geld, das Preiner sparen und in den Sport re-investieren werde. Nicht einmal eine Reise hat sie für die nun anstehenden drei Wochen Pause geplant. Auch weil die letzten Urlaubstage ihres Freundes Thomas für die WM in Doha draufgingen. Stattdessen möchte sie in der neubezogenen Wohnung in Leonding den Garten umgestalten – und dabei richtig abschalten.
Verena Preiner im Porträt auf Seite 4
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