203 Nachhaltigkeitsfonds im AK-Test: So grün sind sie wirklich
WIEN. Die Arbeiterkammer hat die 203 Nachhaltigkeitsfonds in Österreich unter die Lupe genommen und gibt Tipps, wie Greenwashing vermieden werden kann.
Kapitalanlagegesellschaften sind seit 2021 gesetzlich dazu verpflichtet, nachhaltige Fonds als solche zu deklarieren. Aber: Klare Kriterien für Nachhaltigkeit fehlen noch.
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Sieger und Verlierer
Der aktuell nachhaltigste Fonds ist laut AK der Aktienfonds "Erste WWF Stock Environment". Dieser ist in der höchsten Nachhaltigkeitskategorie "Artikel 9" nach der EU-Offenlegungsverordnung deklariert. Der Fonds verfolgt also konkrete Nachhaltigkeitsziele. Das ist nur bei fünf weiteren Fonds der insgesamt 203 verglichenen der Fall. Die restlichen Fonds sind nach "Artikel 8" deklariert, so auch jene, die auf Platz zwei und drei liegen: Die Anleihefonds "IGAM Sri SparTrust M" und "Schoellerbank Vorsorgefonds". Sie berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte, der Fokus liegt aber nicht ausschließlich darauf. Von den top zwölf Fonds tragen acht das österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte (UZ49).
Der Anleihefonds "LLB Anleihen Schwellenländer ESG T" wirbt zwar aktiv mit seinen Nachhaltigkeitsaspekten. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass dieser Fonds große Teile seines Volumens in osteuropäische Öl- und Gas-Unternehmen investiert. Nach aktuellem EU-Recht ist die Vorgangsweise in Ordnung. Das entspreche aber nicht der Erwartungshaltung der Konsumenten, kritisiert die AK.
Verbindliche Kriterien und Kontrolle
Deshalb fordert sie:
- EU-weit klare, rechtlich bindende Vorgaben für ökologische und soziale Kriterien. Nur, wenn diese eingehalten werden, sollten Fonds nachhaltig genannt werden dürfen.
- Eine verpflichtende Prüfung durch die Finanzmarktaufsicht, bevor sich ein Fonds als nachhaltig deklariert werden darf. Das soll Anleger schützen.
3 Tipps für nachhaltige Fondsveranlagung
Außerdem gibt die Arbeiterkammer Tipps für nachhaltige Fondsveranlagung:
- Fonds nach "Artikel 9" der EU-Offenlegungsverordnung sollten bevorzugt werden. Derzeit gibt es nur wenige davon am österreichischen Markt.
- Der gewählte Fonds sollte zusätzlich das UZ49-Gütesiegel tragen.
- Bei der Wahl des Fonds kann die strenge und unabhängige Nachhaltigkeitsbewertung der AK unter www.cleanvest.org berücksichtigt werden.