Benko übergibt Ruder bei Signa an Sanierer Geiwitz
WIEN. Rene Benko gibt die Führung der angeschlagenen Signa-Gruppe ab. Beim Immobilien- und Handelskonzern übernimmt der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz das Ruder vom Tiroler Investor. Geiwitz wird auch Vorsitzender des Gesellschafterkomitees der Holding. Das gab Signa gestern, Mittwoch, bekannt.
Benko beugt sich damit dem Druck der Signa-Investoren. Diese hatten in den vergangenen Tagen seinen Rückzug gefordert. "Dies ist in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", wird Benko in einer Aussendung zitiert. "Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten." Das Immobilienportfolio von Signa sei und bleibe "einzigartig".
Unklar bleibt, was konkret mit Benkos Stimmrechten passiert. Auf Anfragen dazu reagierte Signa nicht. Vor der nun offiziellen Übergabe des Beiratsvorsitzes und Vorsitzes des Gesellschafterkomitees von Benko an Geiwitz war davon die Rede gewesen, dass diese treuhändisch an Geiwitz übertragen würden. Die Familie Benko Privatstiftung bleibe größter Gesellschafter der Holding, heißt es.
Benko hat bei Signa seit 2013 keine operative Funktion mehr, verfügt aber mit seinen Familienstiftungen über die Mehrheit der Stimmrechte und gilt als Lenker. Dem Beirat gehören auch Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der ehemalige Bank-Austria-Chef Karl Samstag, der deutsche Berater Roland Berger, Ex-Morgan-Stanley-Banker Walid Chammah sowie Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn an.
"Ruhe und Ordnung"
Alle Beteiligten seien gefordert, Signa nun zu unterstützen, so Benko. Wie viel Investoren zuschießen müssen, müsse sich Geiwitz anschauen, sagte zuletzt der mit 15 Prozent in die Signa investierte Industrielle und Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner. Weitere Geldgeber sind etwa Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sowie Lindt&Sprüngli-Verwaltungspräsident Ernst Tanner.
Geiwitz, der sich als Insolvenzverwalter bei Schlecker einen Namen gemacht hat, betonte, Signa brauche "Ruhe und Ordnung". Es gelte, langfristige Lösungen zu finden. "Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten. Ich fordere alle Beteiligten auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen", sagt Geiwitz. Als Hilfe hat Signa auch externe Berater an Bord geholt.
Die Qualität des Signa-Prime-Portfolios bewertet Geiwitz als "hervorragend". Beim Projekt Elbtower, das derzeit stillsteht, geht die Stadt Hamburg von zügiger Baufortsetzung aus. Signa habe mitgeteilt, "dass es sich nur um eine kurzfristige Bauunterbrechung handelt", sagte ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde.