Kunststoff-Recycling: Österreichs größte Sortieranlage läuft im Ennshafen
ENNS. Aus Joghurtbechern werden Autoteile, aus Ketchupflaschen Büroartikel – Die Anlage im Ennshafen hat eine Kapazität von 20 Tonnen pro Stunde.
Es sind neue Dimensionen der Rohstoffverwertung in Österreich: Gut ein Jahr nach dem Spatenstich läuft die Sortieranlage im Ennshafen im Probebetrieb, im Sommer startet der Regelbetrieb.
Kunststoffverpackungen kommen im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne in den Ennshafen, werden auf 2,5 Kilometern Förderbänder über sechs Stockwerke transportiert, durchlaufen 57 Sortieraggregate und werden in Ballen gepresst, um abgeholt zu werden. Das System läuft hochautomatisiert, vorerst 60 Mitarbeiter bedienen die Geräte, kontrollieren und greifen noch teilweise manuell ein, wie beim Lokalaugenschein am Montag zu sehen war.
- Aus dem Archiv: Die Menge im gelben Sack muss sich verdoppeln
Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Mollner Familienunternehmens Bernegger, das im Ennshafen 22 Hektar Grund besitzt, der Altstoff Recycling Austria (ARA) und der deutschen "Der Grüne Punkt Holding". 65 Millionen Euro wurden investiert, davon kamen 18 Millionen als Förderung vom Bund.
Ziel 50 Prozent Recycling
Mit der neuen Anlage kann die Recyclingquote bei Kunststoff stark erhöht werden. Die EU-Vorgaben aus dem Green Deal sehen in diesem Bereich 50 Prozent Recyclingquote bis Ende 2025 vor, Österreich liegt derzeit bei 25 Prozent. Ob sie tatsächlich erreicht wird, ist noch unklar. Kunststoff ist komplizierter als Glas, Papier und Metall, weil es viele verschiedene Kunststoff-Typen in einer Verpackung und Verunreinigungen gibt.
Die Anlage im Ennshafen deckt nun die Hälfte der österreichischen Sortierkapazität für Leichtverpackungen ab, denn die bestehenden 15 Anlagen können je 1000 bis 30.000 Tonnen pro Jahr abwickeln. Im Ennshafen beträgt die Sortierkapazität hingegen 100.000 Tonnen im Jahr bzw. 20 Tonnen in der Stunde. "Wir setzen neue Maßstäbe", sagt Kurt Bernegger, der auch als Geschäftsführer des Gemeinschaftsunternehmens TriPlast tätig ist. Der Standort sei ideal wegen der zentralen Lage, der UVP-Genehmigung (Umweltverträglichkeitsprüfung), der Infrastruktur im Industriegebiet und der trimodalen Anbindung (Lkw, Bahn, Schiff).
Der Kampf um die Rohstoffe
Die Sortiertiefe liegt bei 80 Prozent, während sie bei den bestehenden Anlagen 58 Prozent beträgt. Es sei die modernste Sortieranlage Europas, sagt ARA-Vorstand Martin Prieler: "Der Kampf um die Rohstoffe wird in der Zukunft entscheidend sein." Mit der Investition schaffe man für ARA-Lizenzkunden (Unternehmen, die Verpackungen in Umlauf bringen) breiteren Zugang zu Sekundärrohstoffen.
24 verschiedene "Abfallfraktionen" (Kunststoffe, die gemeinsame Eigenschaften haben) erkennt, analysiert und trennt die Anlage im Ennshafen. In der "Input-Halle" werden die gelben Säcke entladen, aufgerissen und auf Förderbänder verteilt. In der Anlage selbst wird das Material in einem Trommelsieb nach Größe vorsortiert, bevor Folien mit Windsichtern – einer Art Gebläse – abgesaugt bzw. die Abfälle mit Nahinfrarot-Sensorik in unterschiedliche Kunststoffarten und Farben weiter getrennt werden. Metalle werden mit Überbandmagneten herausgefiltert. Die Ballen mit reinen Kunststoffen wie PET, Polystyrol und Polypropylen werden in der "Output-Halle" verladen. Die Abfälle kommen aus den Sammlungen der ARA und des Grünen Punkts, mehrheitlich aus Österreich, teils aus Deutschland. Die sortierten Stoffe werden an Recyclingunternehmen geliefert.
Diese erzeugen zum Beispiel aus Baufolien Müllsäcke, aus Shampooflaschen wieder Shampooflaschen, aus Joghurtbechern Bauteile für die Auto- und Elektroindustrie oder aus Ketchupflaschen Büroartikel bzw. Pflanztöpfe.
Bernegger erwartet, dass die Anlage im Vollbetrieb 15 bis 20 Millionen Euro Umsatz erzielt. Laut Prieler wird sich der Gewinn auf marktübliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals beschränken..
Zahlen und Fakten
- 25 Meter hoch und 13.860 Quadratmeter groß ist die Halle der Sortieranlage.
- Die Geräte kommen von den Recyclinganlagenbauern Sutco (Deutschland) und Tomra (Norwegen).
- 100.000 Tonnen Kunststoff pro Jahr können an dem neuen Standort sortiert werden.
- Es wird fünf Tage pro Woche im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet.
- 160 Kilometer Kabel und 2250 Tonnen Bewehrungsstahl wurden für das Sortieranlagen-Gebäude verbaut.
Hallo Kollegen, habe es ja ganz deutlich geschrieben, da Plastik brauchen nur jene die es verkaufen und am entsorgen verdienen. Und die Entsorgungskosten sollten gleich beim Verkauf dazugerechnet weren, dann wird es sofort weniger. Und hätten sie die OÖN gelesen, da stand schon vielfach, dass ich schon Jahre fast ohne Plastik lebe und nicht wie im Mittelalter! Und vorige Woche im ORF, 3 am runden Tisch: warum soviele junge Leute an Krebs erkranken - durch Plastik!
Eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, daß man so eine Anlage ueberhaupt braucht. Warum können die Leute ihren Muell nicht gleich selber ordentlich trennen und in den lokalen ASZ abgeben? Dort wäre nämlich eine noch höhere Recycling quote möglich, und vermutlich würde das ganze auch weniger kosten. Aber das Ganze scheitert wieder ein Mal wie so oft, an der Bequemlichkeit von uns Bürgern. Alles muss uns so leicht wie nur möglich gemacht werden, aber dass das Ganze im Endeffekt kostet und von uns allen auch bezahlt werden muss, scheint den Allermeisten egal zu sein.
nur der der investiert hat was zum sagen !
die anderen drehen sich seit Jahren im Kreis
Hirnlos, was soll dieser ganze blödsinn? Wer braucht das Plastik eigentlich? Ja die es verkaufen und die vom entsorgen leben!
Ich konnte schon einige Werke von Herstellern von Kunststoffprodukten besichtigen und war überrascht, wie viel Recyclingmaterial verarbeitet wird. Es ist nämlich billiger als neues Kunststoffgranulat.
Jeder nützt Kunststoffe, täglich. Die Sortieranlage ist ein guter und wichtiger Beitrag zum Umweltschutz
kana — zuerst denken, dann posten. Sehr gut, was hier im Ennshafen entstanden ist. Wenn man meint, es geht ohne Plastik, lebt man im Mittelalter. Diese Recyclinganlage ist ein Vorzeigeprojekt. 👍💥
kana, überleg einmal, wo DU überall Kunststoff verwedest:
Handy
Auto
Radio
Fernseher
Küche
Werkzeug
usw.
usf.