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Warum ein gesunder Wald auch in Zukunft eine Sparkasse sein wird

Von Ulrike Rubasch, 24. September 2024, 00:04 Uhr
Warum ein gesunder Wald auch in Zukunft eine Sparkasse sein wird
So soll der Wald der Zukunft aussehen: eine Mischung aus alten und jungen Bäumen verschiedenster Arten.

SANKT JOHANN AM WALDE. Der Ruf des Eichelhähers lässt den Revierförster Matthias Berger kurz innehalten. "Das ist unser bester Mitarbeiter beim Waldumbau", scherzt er. Denn der Vogel "vergisst" viele seiner Wintervorratseicheln, diese keimen, werden Eichenbäume und tragen mit der "Naturverjüngung" zur Entstehung eines widerstandsfähigeren Mischwaldes bei, der dem Klimawandel gewachsen sei.

Bei einem Spaziergang im Revier Frauschereck im Innviertler Kobernaußerwald, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas, sprachen die OÖN mit dem Vorstandsduo der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), Georg Schöppl und Andreas Gruber, über Themen rund um den Wald der Zukunft.

Wie war die Holzernte heuer?

Die Holzernte in den ÖBf-Forsten in Oberösterreich liegt auf Vorjahresniveau bei 249.000 Festmetern (bis Ende August). Der Borkenkäfer hat dank der feuchten Monate Mai und Juni sowie aufgrund der frühen Präventionsmaßnahmen weniger Schäden angerichtet: 24.000 Festmeter, das ist weniger als die Hälfte des Vorjahres. In Summe stieg die Schadholzmenge, liegt aber noch deutlich unter dem Bundesschnitt. "Derzeit stehen wir in Oberösterreich bei rund 142.000 Festmetern Schadholz. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind das rund 50 Prozent mehr", sagt Schöppl. Vor allem Stürme hinterließen Spuren.

Wie sieht der Wald der Zukunft aus?

Aktuell besteht der Kobernaußerwald, von dem die ÖBf 39.000 von 53.000 Hektar bewirtschaften, zu 70 Prozent aus Fichte, 20 Prozent Buche und sieben Prozent Tanne. Der Rest ist vor allem Lärche, Eiche, Berg-Ahorn. Die Dominanz der Fichte ist typisch für Österreich. Doch dem Brotbaum der Holzindustrie, der Fichte, setzen die klimawandelbedingte Trockenheit und der Fichten-Borkenkäfer sehr zu. Berger: "In meiner Forstausbildung haben wir vor allem vom ökonomischen Wert des Waldes gelernt. Heute wissen wir, wir müssen den ökologischen Wert stärker betonen." Denn ein gesunder Mischwald vermindere das wirtschaftliche Risiko enorm. Der Ausfall einer Baumart aufgrund von Krankheit werde dadurch minimiert. Im Endeffekt "ist alles, was ökologisch wertvoll ist, auch ökonomisch wertvoll." Wenn es mehr Spechte gibt, hat das Auswirkungen auf den Borkenkäfer. Der forstliche Schädling wird dezimiert, weil der Specht seine Larven frisst, der Forstbetrieb profitiert von gesunderen Bäumen. Wir gehen weiter. "Der Kobernaußerwald der Zukunft soll in 50 bis 100 Jahren so aussehen", zeigen die Förster auf ein Waldstück, das gut sichtbar durchmischt ist an Alter und Arten. 40 bis 50 Prozent Fichte, 20 bis 30 Prozent Tanne, der Buchenanteil bleibt bei rund 20 Prozent, und der Rest wird durch künstliches Einbringen aus Eiche, Esche und Douglasie bestehen.

Welche Rolle wird die nordamerikanische Douglasie spielen?

Der zitronig duftende Nadelbaum wird seit Jahrzehnten auch in Österreich gepflanzt. Sie gilt als trockenheitsresistenter als die Fichte und liefert gutes Holz, jedoch mit der doppelten Wuchsleistung wie die Fichte. Zwischen zehn und 20 Prozent sieht Gruber ihren Anteil am Wald der Zukunft. Schöppl zerstreut die Fantasien mancher Waldbesitzer: "Eine dominante Art wird die Douglasie in Österreich aber nie sein." Auch Baumarten wie die Birke, die früher als "minderwertiges Holz" unbeliebt waren, würden ihren Platz bekommen, denn "auch die Industrie wird Wege finden, um diesen nachwachsenden Rohstoff hochwertig einzusetzen", sagt Gruber. Auch dieses Holz sei eigentlich zu schade für den Ofen (Biomasse). Die Plattenindustrie etwa brauche Birken, um Holzplatten besonders flexibel und tragfähig zu fertigen. Die Förster in den Staatsforsten seien jedenfalls angehalten, mit dem Wald zu experimentieren. "Und sie sollen sich austauschen mit ihren Kollegen und mit der Wissenschaft", sagt Schöppl.

Was tragen die Bundesforste zur Renaturierung bei?

Neben der tragenden Rolle des Waldes im Kampf gegen den Klimawandel als CO2- und Wasserspeicher betreiben die Bundesforste Renaturierungsprojekte. Moore und Feuchtflächen werden wieder vernässt, wo Tiere Lebensraum finden. Wir kommen an einer Tümpelkette vorbei. Berger: "Die ist beim Straßenbau entstanden. Wir haben sie belassen – jetzt sind fünf Baumarten und seltene Vogelarten wie der Wasserläufer da." Sowohl bei Mooren als auch dem Rückbau von Bächen und Flüssen (z. B. Schotterbänke schaffen) "ist noch viel Potenzial", sagt Gruber.

Wie ändert sich die Holzernte?

Früher wurde die Waldarbeit vor allem im Winter bei gefrorenem Boden durchgeführt. Die Frostdecke taut regelmäßig auf, zunehmend wird der trockene "Sommer mit harten Böden der neue Winter". Die Bundesforste bemühen sich, das Holz so bodenschonend wie möglich aus dem Wald zu bringen, und beauftragen deshalb auch "eher Unternehmen, die kleinere Maschinen haben". Kahlschläge und großflächige Aufforstungen werden vermieden, man betreibe einen sanften Umbau zum "klimafitten Wald", etwa mit Biotop-Bäumen, die alt werden dürfen, so Schöppl. "Wir arbeiten – auch aus Kostengründen – viel mit Naturverjüngung und schauen, was hochkommt. Mit dem Harvester werden alle zehn Jahre erntefähige Bäume herausgeholt. "Naturverjüngung muss man sich leisten können als Waldbesitzer. Aber es ist alternativlos." Dann werde der Wald auch noch für die nächsten Generationen "eine Sparkasse" sein, die einen wirtschaftlichen Wert habe und auf die man bei Bedarf zurückgreifen könne.

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Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch
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