Wie eine strategische US-Bitcoin-Reserve aussehen könnte
WASHINGTON. Kanada verfügt über eine strategische Reserve an Ahornsirup, China hat sogar Vorräte an Schweinefleischprodukten angelegt. Der neue US-Präsident und erklärte Krypto-Fan Donald Trump hat eine neue Idee.
Er ordnete die Bildung einer Arbeitsgruppe für digitale Vermögenswerte an. Sie soll bis Juli prüfen, ob die US-Regierung eine strategische Bitcoin-Reserve anlegen soll. Worum geht es?
WAS IST EINE STRATEGISCHE RESERVE?
Ein Vorrat einer kritischen Ressource, der in Krisenzeiten oder bei Versorgungsengpässen freigegeben werden kann. Das bekannteste Beispiel ist die strategische Ölreserve der USA. Dabei handelt es sich um den weltweit größten Vorrat an Rohöl für Notfälle. Er wurde 1975 durch ein Gesetz des Kongresses angelegt, nachdem ein arabisches Ölembargo von 1973 bis 1974 die US-Wirtschaft weitgehend lahmgelegt hatte. Präsidenten haben diesen Vorrat immer mal wieder angezapft, um die Ölmärkte in Kriegszeiten zu beruhigen oder wenn Hurrikans die Ölinfrastruktur im Golf von Mexiko getroffen haben.
So etwas Ähnliches gibt es auch anderswo, teils auch mit anderen wichtigen Ressourcen. Kanada etwa verfügt über die weltweit einzige strategische Reserve an Ahornsirup. China hat große Vorräte an Metallen, Getreide und sogar Schweinefleischprodukten angelegt.
WIE WÜRDE EINE STRATEGISCHE BITCOIN-RESERVE DER USA FUNKTIONIEREN?
Trumps Anordnung gibt wenig Aufschluss über Umfang oder Struktur. Die Arbeitsgruppe soll zunächst prüfen, ob eine Reserve aus Kryptowährungen gebildet werden kann, die von Kriminellen durch Strafverfolgungsbehörden beschlagnahmt wurden. Derzeit sind dies laut der Webseite bitcointreasuries.net rund 200.000 Token, die zu Marktpreisen etwa 21 Mrd. Dollar (20 Mrd. Euro) wert sind. Es ist noch völlig unklar, wie der rechtliche Prozess aussehen könnte, um diese Vermögenswerte aus dem Justizministerium herauszuholen.
Auch hat sich Trump bisher nicht dazu geäußert, ob die Regierung diesen Vorrat durch den Kauf weiterer Bitcoins auf dem freien Markt aufstocken könnte. In seiner jüngsten Anordnung stehen keine weiteren spezifischen Anweisungen.
Der konkreteste Vorschlag für eine Bitcoin-Reserve stammt von der republikanischen Senatorin Cynthia Lummis, die persönlich fünf Bitcoins besitzt. Im Juli brachte sie einen Gesetzesentwurf ein, der die Schaffung einer vom Finanzministerium verwalteten Reserve vorsieht. Dieser sieht vor, dass das Ministerium ein Programm zum Kauf von 200.000 Bitcoins pro Jahr über einen Zeitraum von fünf Jahren auflegen soll - bis der Bestand eine Million Token erreicht hat. Dies entspräche etwa fünf Prozent des weltweiten Gesamtangebots an Bitcoins von etwa 21 Millionen. Das Finanzministerium soll die Käufe mit Gewinnen aus den Einlagen und Goldbeständen der Zentralbank Federal Reserve finanzieren. Die Reserve soll dann anschließend für mindestens 20 Jahre verwahrt werden.
WAS SIND DIE VORTEILE EINER BITCOIN-RESERVE?
Trump geht davon aus, dass eine Bitcoin-Reserve den USA helfen würde, den globalen Krypto-Markt angesichts der wachsenden Konkurrenz aus China zu dominieren. Andere Befürworter argumentieren, dass die Vereinigten Staaten durch langfristige Bitcoin-Wertsteigerungen ihr Staatsdefizit verringern könnten - und das, ohne die Steuern zu erhöhen. Auch versprechen sie sich eine Stärkung des Dollar. Senatorin Lummis sagte, ihr Plan werde es ermöglichen, die Schulden in 20 Jahren zu halbieren: "Das hilft uns, uns vor Inflation zu schützen und den US-Dollar auf der Weltbühne zu halten".
WAS SIND DIE RISIKEN?
Krypto-Skeptiker sagen: Der Bitcoin hat im Gegensatz zu Rohstoffen keinen eigentlichen Nutzen. Kryptowährungen seien zudem für das Funktionieren der US-Wirtschaft gar nicht entscheidend. Den erst 2008 geschaffenen Bitcoin halten Kritiker zudem für zu jung und unbeständig. Ob er seinen Wert langfristig halten oder steigern kann, ist offen. Auch bleiben die sogenannten Krypto-Wallets als Speicherort für Kryptowährungen notorisch anfällig für Cyberangriffe. Angesichts des stark schwankenden Bitcoin-Kurses könnten Käufe oder Verkäufe durch die Regierung einen übergroßen Einfluss auf den Preis haben, sagen Skeptiker.
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