EU entschärft BSE-Seuchentest „Unmenge an Geld verbrannt“
LINZ. Mit heute, 1. Juli, hat die EU die Krisenvorsorge gegen die Rinderseuche BSE gelockert. Es laufen aber weiter teure Prüfprogramme – obwohl die Gefahr immer angezweifelt worden ist und das Geld für wichtigere Aufgaben fehlt.
Mehr als zwei Millionen Rinder sind allein in Österreich seit Start des Prüfprogramms vor gut zehn Jahren auf BSE getestet worden, anfangs zu 60 Euro je Test, derzeit nur noch zu elf Euro. Es wurden nur acht infizierte Rinder gefunden, ohne Relevanz für die Volksgesundheit.
„Sinnlose Tests“
Millionen Euro sind in ein Programm gelaufen, das Wissenschafter seit Anbeginn anzweifeln. Schon vor zehn Jahren hieß es, das Risiko, sich mit BSE-Prionen anzustecken und gar an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu sterben, sei gegen null. Es reiche, kranke Rinder, die optisch erkannt werden können, auszusondern. Es sei sinnlos, Millionen Gehirne gesunder Rinder zu untersuchen, sagte Sucharit Bhakdi von der Universität Mainz.
Mit 1. Juli erlaubt die EU Österreich, die Tests auf Tiere zu beschränken, die älter als 72 Monate sind (derzeit über 48). Alte Kühe sollen nämlich die gefährlichen Prionen in sich tragen. Die Schweiz macht nur Stichproben, obwohl sie hinter England und Frankreich die meisten BSE-Fälle hatte.
„Auf Stichproben umzustellen, wird uns erst ab 1. Jänner 2013 erlaubt“, sagt Ulrich Herzog, der Experte im Gesundheitsministerium. Er gesteht ein: „Mit dem Verbot, Tiermehl zu verfüttern und das Risikomaterial zu entsorgen“, sei die wesentliche Gefahr schon vor zehn Jahren gebannt worden. Gehirne, Wirbelsäulen, Gedärme, Milz etc. von Schlachtrindern müssen seither entnommen und bei mehr als 130 Grad unter Druck in der Tierkörperverwertung vernichtet werden.
„Mit der Anhebung auf 72 Monate sind jetzt um rund 60 Prozent weniger Tiere zu testen“, sagt der Innviertler Schlächter Rudolf Großfurtner. Das zu entsorgende Risikomaterial von 120 bis 140 Kilo pro Kuh (zu 60 Euro je Tonne) bleibe aber. Das zahlt der Schlachthof bzw. die Kunden. Unmengen an Geld seien „verbrannt“ worden. Wursterzeuger müssen alle Därme aus Südamerika importieren – mit welcher Seuchensicherheit?
Lebensmittelhüter suchen eine neue Finanzbasis
Eigentlich wollte Gesundheitsminister Alois Stöger seine Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) künftig über Beiträge, die Bauern, Verarbeitungsbetriebe und Handel für jede Untersuchung zahlen sollten, finanzieren. Rund 50 Millionen Euro oder eine Hälfte des Gesamtbudgets sollte damit aufkommen (50 weitere für Gebühren, z. B. von der Pharmaindustrie für die Arzneimittelzulassung). Nach Protest der Unternehmen hat die Bundesregierung vorerst bis 2015 garantiert, die Ages müsse jedoch über Reformen Kosten senken. Die Prüfexperten befürchten natürlich, dass damit der Qualitätsdruck sinken könnte – zum Nutzen der Erzeuger.
"Nach Protest der Unternehmen hat die Bundesregierung vorerst bis 2015 garantiert, die Ages müsse jedoch über Reformen Kosten senken."
Und wer hat sich dabei wieder eine golde Nase verdient ? Und wie immer mussten die Konsumenten dafür bezahlen.