Die Pfarrkirche in Rechberg ist ein Paradies für unsere Fledermäuse
RECHBERG/LINZ.Nikola Jakadofsky und Isabel Schmotzer kümmern sich um das Mausohr.
Sonnenuntergang in Rechberg (Bez. Perg): Im Dachstuhl der weißgetünchten Pfarrkirche haben 240 Weibchen unserer größten Fledermausart, des Mausohrs, ihre Wochenstube eingerichtet. Um die Zeit verlassen sie die Unterkunft und gehen im Umkreis von bis zu 15 Kilometern auf Nahrungssuche.
In der Nähe der Kirche befindet sich das Atelier der Keramikkünstlerin Nikola Jakadofsky. Sie ist eine der neun Naturvermittler des Naturparks und „Quartierbetreuerin“ der Mausohr-Kolonie in Rechberg. Gemeinsam mit der Biologin Isabel Schmotzer vom Verein „Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung“ (KFFÖ) erhebt sie dort jedes Jahr im Juni die Bestände. Eine weitere Kolonie befindet sich in der Pfarrkirche von Allerheiligen.
Auch heuer haben sich Jakadofsky und Schmotzer wieder auf dem Giebel des Dachstuhls der Rechberger Pfarrkirche postiert. Jakadofsky mit Taschenlampe, mit der sie die Stellen ausleuchtete, Schmotzer mit Fernrohr und Handzähler, mit dem sie die Tiere registrierte. „Es dauert nur wenige Minuten, damit wir sie nicht aufschrecken“, sagt Schmotzer. Bei kühleren Temperaturen hängen die Weibchen dicht gedrängt im Giebelbereich, an heißen Tagen findet man sie weiter unten an der Mauer. Finanziert wird die Zählung vom Land Oberösterreich.
Fledermäuse sind sehr nützlich
Der Bestand sei heuer „relativ hoch“, sagt Schmotzer. Für 2020 schaut es weniger gut aus: Wegen des kalten Mai wurden die Jungen heuer später als sonst geboren, da sei zu befürchten, „dass viele zu schwach in den Winter gehen und ihn nicht überleben“.
21 Fledermausarten gibt es in Oberösterreich. Alle stehen unter Schutz, alle sind besonders nützlich. Das Mausohr vertilgt liebend gern Mai- und Junikäfer. Seine Zwillingsart, das Kleine Mausohr, ist auf Heuschrecken spezialisiert. Der Abendsegler, den man oft schon am frühen Abend beobachten kann, ernährt sich von Nachtfaltern und Käfern, und unsere kleinste Art, die Zwergfledermaus, „schafft“ pro Nacht 2500 Stechmücken.
Das Mausohr findet man in offenen Dachböden von Kirchen, Schlössern und Häusern. Die größten Kolonien mit bis zu tausend Tieren gibt es in Maria Schmolln und Micheldorf. Nicht jeder ist über seine Anwesenheit froh. Denn sein Kot (ein idealer Pflanzendünger!) kann sich zentimeterdick ablagern. Oft werden deshalb offene Stellen in Dachböden verschlossen. Auch Nachtbeleuchtung hat zur Folge, dass Wochenstuben aufgegeben werden.
Winterschlaf halten Fledermäuse in Höhlen, Stollen, Kellern, Holzstapeln. Alle Arten sind bedroht. Wie man ihnen helfen kann? Indem man Öffnungen auf Dachböden freilässt, auf giftige Holzschutzmittel und Insektizide verzichtet, hohle Bäume stehen lässt, Fledermauskästen anbringt, Kellerräume zugänglich macht und Jalousien mit fünf Zentimetern Abstand zwischen den Leisten vor Dachfenstern anbringt. Das sperrt Tauben aus, ermöglicht Fledermäusen aber den Zugang.
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