Rettet die oberösterreichische Zehrung!
Bei uns in Oberösterreich gibt es die wunderbare Tradition des Totenmahls, hierzulande „Zehrung“ genannt.
Die Trauergäste können sich bei Speis' und Trank vom Verblichenen verabschieden, Verwandte, die sich schon lange nicht mehr gesehen haben, wieder ins Gespräch kommen. Dabei ist die Speisenfolge immer vorgegeben, nicht frei wählbar, werden die Speisen doch von den Erben bzw. dem Erblasser bezahlt.
Als ersten Gang gibt es echte Rindsuppe mit Gemüse und Nudeln und darauf folgend Rindfleisch (am besten Schulterscherzl) mit Semmelkren und als Beilage keine Erdäpfel sondern die Totensemmel. Das ist eine spezielle Handsemmel, doppelt so groß wie üblich, und mit Anis bestreut. Nun glauben immer mehr Trauergäste, sich das Mahl aussuchen zu können, die organisierenden Angehörigen geben diesem Druck (leider) nach. Es sollte auch hier das Prinzip gelten: wer zahlt schafft an! Hier geht gerade ein Stück oberösterreichische, speziell hausruckviertler Tradition verloren. Wenn ein Trauergast etwas anderes essen will, bitte sehr, dann aber selber zahlen. Offenbar zieht auch hier der Zeitgeist der Beliebigkeit ein, lassen wir uns gerade bei den Speisen nicht der Traditionen berauben.
Nach Todesfällen in der Familie sind wir Angehörige aufgefordert, uns wieder zu besinnen – Rindfleisch mit Semmelkren bei der Zehrung? Ja, unbedingt!
leicht verwirrt........bin am samstag nach dem verabschiedung zu einen
agape
eingeladen
55 Kommentare und keiner fragt sich wieso sich Rindfleisch mit Semmelkren bei uns als Totenmahl eingebürgert hat.
Ganz einfach weil die Dauer eines Begräbnisses nicht so genau einzuschätzen ist(Reden, Musik,....) und Rindfleisch relativ leicht warm zu halten dito Semmelkren .
Zum zweiten weil es relativ rasch für 100 Leute auf einmal serviert werden kann ohne große Küchenbrigade.
… und gesund ist es und für die allermeisten wars eine Rarität, also etwas Beliebiges Aug dem Tisch.
Daneben kanns noch anderem Gründe geben, so so ist es.
Wenn Herr Kreilmeier meint, „Nach Todesfällen in der Familie sind wir Angehörige aufgefordert, uns wieder zu besinnen – Rindfleisch mit Semmelkren bei der Zehrung? “ sage ich wie er: „Ja, unbedingt!“ Der unselige Zeitgeist der kopf- und herzlosen Neuerungssucht und Beliebigkeit kann beerdigt werden.
Vor einigen Jahren musste ich aufgrund einer Funktion öfters Grabreden halten und wurde jedes mal auf die Zehrung eingeladen.
Ich bin niemals mitgegangen, das ist keine Pflicht.
Honigsammler
oje oje ..
hättest dir per Bootdienst das Essen nach Hause schicken lassen Können oder ein Gutschein für kebap geben . hahahaha
Honigsammler,
ich nehme an, als Interessenvertreter der Senioren hast du eine kurze Rede gehalten. Das ist natürlich etwas anderes, ob einer die letzten Jahre bei der Interessenvertretung war, oder von Jugend auf im Gemeinderat, Pfarrkirchenrat, Feuerwehr .... gewesen ist.
Vom Pfarrer wird's quasi erwartet, vom Bischof weniger. Das kommt dazu.
(HS, bist a Bischof?)
Alcea -
Den Interessenvertreter der Senioren kannst du dir abschminken, so alt bin ich noch nicht ...
Stimmt, ist keine Pflicht. Die Aufnahme so einer Verweigerung in der Bevölkerung ist auch unterschiedlich.
(Möglicherweise nehmen jetzt die Ansichten vom „unnötigen Esser“ zu).
Ruflinger,
bei der Beerdigung des Zeitgeists komm ich sicher zur Zehrung auf a Rindfleisch mit Beilagen
am nachmittag auch öfters kaffee und brioschkipferl, und zum nachhause gehen ab und zu noch ein "bschoadbinkerl".....
"Bei uns in Oberösterreich gibt es die wunderbare Tradition des Totenmahls, hierzulande „Zehrung“ genannt."
Die noch viel wunderbare Tradition - vor ca. 5 Jahrzehnten noch der Normalfall - war die "Taunzade Leich'".
Für uns Kinder waren Begräbnisse meist lustiger als Hochzeiten, und viel öfter hat man den verwandtschaftlichen Anhang vom Land eh nicht gesehen.
Tanzende leich haben wenige bestellt, hat sich manchmal so ergeben.
Bei der Suppe habe ich gedrückt, bis zum (für mich raren ) Kaffee war der Schmerz wieder zum Aushalten.
eule -
Als meine Großmutter starb war ich tot traurig. Ich habe sie sehr geliebt.
Die Zehrung bei ihrem Begräbnis habe ich als "Kainsmahl" in Erinnerung.
Ich war todtrauerig, die anderen haben gelacht und heutzutage wollen sie neben der Erinnerung an den/die Toten auch noch die Speisekarte vom Lukas.
Einfach zum kotzen, ich meine aber nicht die Speisekarte!!!
Bei Opa, honigsammler, Oma und später bei meinen Eltern war's eh anders - wir waren Städter.
Aber großmütterlicher- und väterlicherseits hatten wir eine Menge Verwandte aus der Umgebung, von Behamberg über Lahrndorf bis Reichraming.
Von denen wurde zwischen 1960 und 1970 mindestens einer pro Jahr begraben.
Leider werden wir noch alle Traditionen über den Haufen werfen und vielleicht (gleich am Friedhof) einen Burger verdrücken!
Auch ich bin jedes Mal verwundert wenn plötzlich links von mir ein Schnitzel und rechts ein Putenspieß bestellt wird.
TRADITION !!!
Bei ZERUNGEN wo ich bis jetzt dabei war gab es " RINDFLEISCH MIT KARTOFFELSCHMARRN UND SEMMELKREN natürlich mag nicht jeder das 1 er MENÜ und als ausweiche gab es SCHNITZEL MIT REIS!!
Sind meistens auch Kinder dabei und die mögen nicht so gerne RINDFLEISCH!!!
In OÖ gibt es zudem nur wenige Gaststätten, welche das Rindfleisch ordentlich zubereiten, von der Qualität des Einkaufs will ich gar nicht reden, speziell wenn man mit dem Wiener Niveau vergleicht.
Auch hier werden die Zeiten nicht besser.
Das gute Fleisch wird weggegebracht, das mindere herangekarrt.
da kenne ich einen fall, welcher sich im innviertel vor ca. 11 jahren zugetragen hat: eine frau hat ihren verstorbenen mann um 10.00 begraben lassen, umm 11.30 hat sie wieder standesamtlich geheiratet, nachher im gasthaus wurde die zehrung u. hochzeit zusammen gefeiert.
Echt, wahr?
Der Unterschied zwischen Zehrung und Hochzeit? Bei Zehrung ist mindestens EINE(R) nicht betrunken.
Unterschied: Bei der Zehrung steht fest, wo der Mann immer liegen wird.
Ich glaube, dass es schon a bisserl regionale Unterschiede bei der Zehrung gibt. In unserem Ort gibt es immer nur:
Im Suppenteller ist eine Totensemmel (sie wird so genannt), das ist eine extra große Semmel mit Anisgeschmack und würziger als eine normale Semmel. Zum Trinken kann sich jeder unterschiedliches bestellen. Dann werden Suppentöpfe aufgestellt, von welchen irgend eine Person vom Tisch dann austeilt. Es ist eine richtige, gute Rindsuppe mit Schöberl, und Leberknödel im Topf. Dann kann ausgewählt werden Rindfleisch mit Semmelkren und dazu rote Rüben (noch a bisserl warm). Als Auswahl Schnitzerl vom Schwein, mit Erdäpfel und Reis, dazu einen gemischten kalten Salat. Nachher wird noch gefragt, möchte wer einen Kaffee. Vegane können halt nur den gemischten Salat essen.
Beim hinsetzen im Gasthaus schaut der Vorbeter ein bisserl, dass die nähere Verwandtschaft, die weitere Verwandtschaft, die Trager und die Nachbarn beisammensitzen.
Am Beginn und am Ende ist ein kurzes Tischgebet.
Die meisten der Zehrer mögen das Rindfleisch eh nicht, das bleibt so im Gebiss hängen wird gesagt.
andere Länder andere S(t)itten ..
ich habe es schon mal erwähnt dass in andere Länder die Leute sich nach den Tod eines Verwandten freuen und tanzen ( dafür bekam ich Kritik weil ich es schrieb .. )
die tiefe Trauer die von Menschen monatelang eingehalten wird , man sieht es an der Kleidung , ist doch wirklich entbehrlich da man das GANZE Leben lang Zeit hatte sich mit der Person zu beschäftigen und nicht erst NACH dem Tod !
DER TOD IST EIN TEIL DES LEBEN !
pepone..
das sehe ich grundsätzlich auch so!
Trauer ist eine zutiefst menschliche Reaktion und dennoch irgendwie egoistisch. ICH trauere weil ICH einen geliebten Menschen verloren habe. Dem Verblichenen geht's schließlich nicht mehr schlecht!
Euch in der Redaktion muss ja schön fad sein.
Habt ihr kein Leben?
Suchts Euch ein Hobby
Alpha-Kevin
er hat schon ein Hobby : Artikel schreiben und das ist gut so
Früher war eben Rindfleisch ein Festtagsgericht.
Die Ernährungsgewohnheiten haben sich aber verändert.
In 50 Jahren ist eventuell Tofu die übliche Zehrung.
Ich geb dem Kreilmeier recht -
Wer auf eine Zehrung mit geht, weis was ihn erwartet.
Das ist kein kulinarisches Highlight, sondern ein besinnliches Beisammensein, bei dem es auch etwas zu essen gibt.
Wer nur wegen dem "Fressen" kommt soll sich schleichen, und die Anderen, die wegen der Besinnung kommen, ist das Essen sicher nicht so wichtig.
Es macht einen Unterschied, ob man (am Land) das gesamte Dorf einlädt, oder "nur" im Freundes- und Familienkreis speist.
Bei 200+ Personen würde ich mir auch den Aufwand sparen, für Freunde und Familie ist so eine traditionelle Zehrung nicht ganz angemessen.
Dampfi, du verwechselst etwas -
200+ bzw das ganze Dorf ist schon fast ein Staatsbegräbnis und da gelten andere Spielregeln.
Im Familienkreis ist das anders.
Da trifft man sich nach dem Begräbnis im Wirtshaus und wenn es dort auch etwas (kostenloses) zu essen gibt ist das schön, wenn nicht, ist das auch OK.
Ansprüche stellen ist nicht OK, es ist ein Treffen nach einem Begräbnis.
Im Dorf hast du schnell 100-200 zusammen, wenn die Familie oft schon 50-80 Personen ausmacht. Das ist doch kein Staatsbegräbnis, sondern bei einem angesehenen Gemeindemitglied ganz normal.
Dampfplauderer,
ja, es stimmt schon, wie du schreibst. Wenn einer Mitglied bei der Feuerwehr, in Gemeindefunktionen und und und war, dann kommen schnell eine Menge an Trauergästen zusammen. Diese werden auch auf die anderen Wirtshäuser im Ort aufgeteilt. Das sagt auch der Vorbeter gleich nach dem Pfarrer am Friedhof an, wer wo in welchem Gasthaus ist. Das ist aber so und ist sicher auch gut so. Schlussendlich war man als Mitglied auch selber immer bei den Essen eingeladen. Aber die eigentliche Zehrung findet im Gasthaus wo die nächsten Angehörigen sind statt.
@Honigsammler
Ein frisch (weil auf den Punkt in großer Menge) zubereitetes Rindfleisch mit Semmelkren ist wirklich was Gutes. Wer schlau ist, der bestellt sich als Normalgast ein solches, wenn er sieht, dass gerade eine Zehrung stattfindet.
alleswisser,
wie recht du hast. Wenn ich weiß, heute ist in dem Gasthaus eine Zehrung bestellen wir uns immer eine Schöberl/Leberknödelsuppe und ein Rindfleisch zum Mittagessen. Am späten Nachmittag gibts dann ein Rindfleisch mit Zwiebel und Kernöl. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Ich finde es unglaublich, welch dumme Kritik an diesem Artikel geübt wird. Wenn zu einem traditionellen Leichenschmaus geladen wird, dann muß man ja nicht hingehen, wenn einem das Gratis-Essen nicht paßt. Oder man läßt halt einen Gang aus - oder hungern die Schmarotzer vorher, dmit sie möglichst viel gratis verdrücken können? Auch das habe ich schon erlebt.
unlängst beobachtet:
ca. 15 trauergäste beim mäci verzehrten, mit teils verzerrtem gesicht, pommes, burger & co !
conclusio: auch SO gehts...
als Vegetarier esse ich bei einer Zehrung sicher kein Rindfleisch, Tradition hin oder her.
Kannst ja den Semmelkren essen. Ihr mit den Extrawünschen. Ernährt Euch ausgewogen, dann entstehen solche Diskusionen nicht.
Denkens doch mal ausgewogen....
flori -
derzeit gibt es noch Gras auf den Wiesen ...
und einen gebackenen Emmentaler !
Kannst ja deine nächste Zehrung beim Schachtelwirten abhalten, das steht dir frei. Aber deswegen ist es nicht falsch, auf eine Tradition zu erinnern, die ohnehin ihre regionalen Unterschiede aufweist.
ich sagte damit nichts gegen traditionen sondern gegen die schreibweise und pauschalverurteilungen des herrn kreilmeier. jemanden zur zehrung laden und ihm dann vorwürfe wegen dem essen zu machen - ich mein, geht´s noch?!
wenn ich einen, mir lieben verstorbenen verabschiede, möchte ich ihm einen letzten respekt zollen. dazu gehört auch, das ich die geladenen trauernden mit ebendiesem respekt behandle und niemanden ausgrenze, egal warum.
jemanden zur verabschiedung einladen und dann, "friss oder stirb" bzw. auf "wer zahlt schafft an" zu beharren, dann sollte man wohl eher mal die eigene perspektive überdenken!
das finde ich genauso falsch wie wenn das halbe dorf eingeladen wird um nur ja gut dazustehn.
wer zum begrabenen nicht in persönlicher guter beziehung stand hat mmn nichts bei der zehrung zu suchen. alles andere empfinde ich als heuchelei.
und wer sich zur zehrung einen wirt aussucht von dem ich im vorhinein weiss, das der mit "rindessa" kocht, ja der ist sowieso selber schuld.
Wer nichts mit dem Verstorbenen zu tun hatte und nichts mit der Zeremonie, wird auch eingeladen?
Mit Verlaub, Herr Kreilmeier, Traditionen sind ja gut und schön, aber was geht es Sie an, wenn verschiedene Gäste der Zehrung eben nicht das "Tradition-Menü" essen wollen, sondern etwas anderes?
Und wie kommen Sie dazu, zu fordern, dass, wenn jemand etwas anderes essen möchte, er/sie das dann selbst bezahlen soll?
Das ist ja wohl wirklich die Sache derer, die die Zehrung bezahlen und geht keinen Zeitungs-Schreiber etwas an. Leute mit einem Einheitsessen zwangsbeglücken zu wollen, ist für mich nicht sehr schön, eher borniert und stur.
Nächstes mal bitte etwas geistreicheres schreiben...
haspe1
da schliesse ich mich an ...
Tradition hin oder her , das ist schon weit hervorgeholt Mister Journalist mit dieser " Reglementierung " ..
und wenn der Einlader ein 7 gang Menü servieren lässt , soll es auch recht sein ... es geht doch so viel ich weiss grundsätzlich um ein Verwandtschaftliches ZUSAMMENKOMMEN und nicht um Speisen !
Traditionen abschaffen, das ist momenten große Mode!! Siehe Kindergärtnerin, die gekündigt wird, weil sie Weihnachten erklärt.
Was ist schlecht dran, wenn man via Zeitung daran erinnert wird, dass es auch beim Sterben Traditionen gibt - und es ist schade, wenn alles aufgegeben wird, nur um dem Zeitgeist zu entsprechen.