„Der Kameramörder“: Sex, Reden und Video
Zwei Paare. Ein Haus am Land. Ein Wochenende. Man plaudert, man lacht. Doch die Idylle bekommt schnell Risse. Drei Kinder aus der Nachbarschaft sind verschwunden, dafür ist im Internet ein Video aufgetaucht.
„Der Kameramörder“: (Österreich/Schweiz/Ungarn 2010, 95 Min.) Regisseur: Robert A. Pejo, Premiere gestern in der OÖN-Filmnacht im Linzer Moviemento
OÖN Bewertung:
Zwei Paare. Ein Haus am Land. Ein Wochenende. Sonja (Dorka Gryllus) ist die neue Gefährtin von Thomas (Merab Ninidze). Seine Freunde aus Studientagen, die labile Eva (Ursina Lardi) und den zynischen Heinrich (Andreas Lust), lernt sie erst jetzt kennen, als die beiden sie im Designerkasten am Neusiedlersee besuchen. Man plaudert, man lacht. Mit Würfelspielen, Gänsestopfleber und Alkohol in sämtlichen Ausführungen soll die gemeinsame Zeit gefüllt werden.
Doch die Idylle bekommt schnell Risse. Drei Kinder aus der Nachbarschaft sind verschwunden, dafür ist im Internet ein Video aufgetaucht: Das Auge der Kamera fängt den ängstlichen Blick eines kleinen Burschen ein. Er rennt in Panik davon, die Hand mit der Kamera folgt, dann zerfällt das Bild in grobe Pixel.
Weiß jemand mehr, als er sagt? Die Spannungen, die unter der Oberfläche von Beziehungen und Freundschaften brodeln, brechen auf, werden in der klaustrophobischen Abgeschiedenheit mühsam unten gehalten, das Unbehagen greift auf den Zuschauer über.
Thomas Glavinic hat seinen Roman „Der Kameramörder“ im Jahr 2001 veröffentlicht, jetzt hat Robert Pejo den Stoff verfilmt. Ein Film über Medienkritik ist es genauso wenig wie ein Psychothriller im klassischen Sinn, den der Regisseur im Schilf des Neusiedlersees inszeniert. Zu schnell wird klar, dass die angebotene Lösung zu offensichtlich ist, zu wenig lehrt er mit klassischen Thrillerelementen das Fürchten.
Kammerspiel-Konstrukt
Stattdessen wird viel über das eine geredet, während Blicke das andere sagen. Sex, der ins Bild gerückt wird, enthüllt Beziehungszustände und Machtverhältnisse.
Pejo stellt in seinem konstruierten Kammerspiel das in den Vordergrund, was lange als typisch für den österreichischen Film galt. Am Ende des Unerklärten bleibt ein unbehagliches, aber auch ein unbefriedigtes Gefühl.