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"Orientiert, aber nicht kopiert"

Von Von Reinhold Gruber, 21. September 2018, 00:04 Uhr
"Orientiert, aber nicht kopiert"
Felix Kramer

Der Wiener Felix Kramer hat für "Wahrnehmungssache" Lieder geschrieben, die tief berühren.

Es gibt sie, die Erben der Austropop-Größen vergangener Jahre. Felix Kramer ist einer von ihnen. Der 23-Jährige steht Ludwig Hirsch nahe, ohne so zu klingen wie er. Wer "Beide allan" oder "Es woa nix" hört, wird aber den Geist des seligen Liedermachers in Felix Kramer sehr deutlich erkennen.

Das ist kein Zufall. "Ich habe viele Lieder von ihm gehört, das ist nicht von der Hand zu weisen", sagt der junge Musiker im Gespräch mit "wasistlos?". Das im Hinterkopf zu haben, sei für ihn gut gewesen. Warum? "Ich habe sehr viele Lieder geschrieben und habe gemerkt, dass ich das nicht immer singen mag. Es fühlte sich nicht richtig an. Eigentlich mag ich es manchmal sagen. Um sich das aber zu trauen, war das Wissen gut, dass es Ludwig Hirsch auch so gemacht hat. Und die Franzosen. Es ging mir darum, diesen Ausdruck zu finden."

Generell hat der ausgebildete klassische Gitarrist sich auch bei den Themen an Hirsch, außerdem an Leonard Cohen oder Element Of Crime orientiert. Die hätten nämlich auch nicht immer lustige Lieder geschrieben, sagt Kramer, der sich durch andere Künstler in seinem Tun bestärkt fühlte. "Ich habe mich daran orientiert, aber nie kopiert", versichert er glaubhaft.

In den elf Liedern von "Wahrnehmungssache" geht es viel um die kleinen und großen Beziehungsgeschichten. Die Zweisamkeit, die stets gewünscht wird, angesichts der es dann aber immer wieder leise Zweifel gibt, ob alles so richtig ist, findet sich hier authentisch beschrieben. Dazu schreibt Kramer sympathische Liebeslieder – "ich weiß es nicht, warum ich es nicht probier’, dabei will ich doch nur eins, nämlich zu dir" – und hält auch die Werte hoch. Wenn er davon singt, dass man sich zum Gesundwerden Zeit nehmen soll, dann pflichtet man ihm bei.

Dazu kommt, dass Kramer keine große Inszenierung braucht, weil er sich genügt, wenn er mit Gitarre und Stimme seine Geschichten erzählt. Der Wiener trägt dabei den Schmerz so glaubwürdig in seiner Stimme wie die Überzeugung, dass das Leben schön ist, wenn man es nur von der richtigen Seite aus betrachtet. Aber er schaut schon ein wenig in die Abgründe der menschlichen Seele, nicht ganz so intensiv wie es Ludwig Hirsch einst tat. Wie Hirsch pfeift Kramer auf Konventionen, auf das, was vielleicht von ihm erwartet werden könnte in dieser Spaß-Gesellschaft der Oberflächlichkeit.

So geht er mit seinen Gedanken tief, ohne große Melancholie, aber mit viel Herz.

Felix Kramer "Wahrnehmungssache" (Phat Penguin Records)

OÖN Bewertung:

 

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