Keine Spur von Roland D.: Polizei suchte schon 100 Quadratkilometer ab
LINZ/ALTENFELDEN. Tag Vier nach dem Amoklauf mit zwei Todesopfern im Mühlviertel: Eine Hundertschaft an Einsatzkräften suchte auch am Donnerstag vergeblich nach dem Verdächtigen.
Nicht weniger als 220 Hinweise aus der Bevölkerung sind im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsfahndung nach dem mutmaßlichem Doppelmörder Roland D. bei der Polizei eingegangen. Jede neue Information wird geprüft, jede Spur in unterschiedlicher Intensität verfolgt. Welchem Hinweis in welcher Form auf den Grund gegangen wird, entscheidet der Einsatzstab in der Zentrale in Linz. Das bisher abgesuchte Gebiet – darunter auch höchst unwegsames Waldgelände, Wiesen und Felder – ist rund 100 Quadratkilometer groß, was etwa der Fläche der Landeshauptstadt Linz oder 14.000 Fußballfeldern entspricht.
"Jeder Hinweis ist wertvoll"
Trotz der Vielzahl an Meldungen tappt die Exekutive auf der Suche nach Roland D. weiterhin im Dunkeln. Vom Fluchtfahrzeug, einem silbernen VW Caddy, fehlt ebenfalls jede Spur. "Auch wenn es leider noch keinen Erfolg zu vermelden gibt, jeder Hinweis ist wertvoll. Denn nach der Überprüfung kann zumindest etwas ausgeschlossen werden", sagt ein Polizeisprecher im OÖN-Gespräch.
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Der Einsatzstab der Landespolizeidirektion Oberösterreich bedankte sich am Donnerstagabend per Aussendung bei jedem Einzeln, der sich gemeldet hat und appelliert auch weiterhin an die Bevölkerung, die Augen offen zu halten. Erneuert wurde auch die Warnung, bei einer Sichtung keinesfalls die Konfrontation mit der gesuchten Person zu suchen, sondern umgehend die Polizei zu alarmieren. Der 56-Jährige könnte bewaffnet sein und gilt als "sehr, sehr gefährlich".
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Linz einen EU-weiten Haftbefehl erlassen. Außerdem wurde die Einsicht in die Konten des Gesuchten beantragt, um aus allfälligen Geldbehebungen oder Überweisungen Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort des 56-Jährigen ziehen zu können. Ein Ergebnis lag bis zum Donnerstagnachmittag noch nicht vor, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft.
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250 Einsatzkräfte in Altenfelden
Im Einsatzquartier in Altenfelden (Bezirk Rohrbach) bleiben die rund 250 Sicherheitskräfte weiterhin stationiert. Neben Kräften des Einsatzkommandos Cobra, der Schnellen Interventionsgruppe (SIG), Polizeihubschrauber und Polizeidiensthundeeinheiten, sind auch die Rohrbacher Polizeibediensteten besonders gefordert. "Dieser Einsatz verlangt sehr viel von unserem Beamten ab, denn es läuft ja auch der normale Dienstbetrieb weiter. Hier muss sehr viel Mehrarbeit geleistet werden", sagt Rohrbach Polizeikommandant Martin Petermüller zu den Tips.
"Es wird sich normalisieren müssen"
Solange es notwendig sei, bleibe der Großeinsatz aufrecht. Aber "es wird sich wieder normalisieren müssen. Die großen Suchaktionen sollten in den nächsten Tagen abgeschlossen sein, wir bleiben aber mit einem entsprechenden Aufgebot im Einsatz", sagt Petermüller. Man nutze bei der Suche alle technischen Möglichkeiten. "Aber wir leben in keinem Überwachungsstaat", gibt Petermüller zu bedenken. Fahndungserfolge mittels Überwachungskameras seien meist Zufälle. Der oberste Polizeibeamte im Bezirk Rohrbach ruft zudem zur Ruhe auf: "Es braucht jetzt keine Panik ausbrechen. Wir sind im Bezirk Rohrbach, was die Sicherheitslage betrifft, sehr gut aufgestellt".
Opfer mit Kopfschüssen getötet
Roland D. soll am Montag innerhalb von nur eineinhalb Stunden zwei Personen mit gezielten Kopfschüssen getötet haben. Zuerst habe er laut Ermittlungen den Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau abgepasst und erschossen. Danach sei er zu seinem nächsten Opfer, einem pensionierten Polizeibeamten aus Arnreit, gefahren und habe diesen getötet. Hintergrund des Amoklaufs dürften Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Jagd gewesen sein. Die beiden Opfer hatten D. heuer unter anderem wegen unzulässiger Lockfütterung bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt.
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