83-Jährige hat ihr Leben dem Tanz verschrieben
LINZ. Seit 63 Jahren unterrichtet Johanna Wilk-Mutard in ihrer Ballettschule: "Bleibe, solange man mich haben will"
Den Rücken aufrecht, die Beine im perfekten rechten Winkel abgestellt. Auch sonst scheint es, als hätte Johanna Wilk-Mutard jeden Muskel in ihrem sonst so grazilen Körper angespannt. Und das, obwohl die 83-jährige Linzerin doch ganz entspannt hier sitzt und über ihr Leben plaudert. Ein Leben, das sie zur Gänze dem Tanz verschrieben hat. "Eine Selbstverständlichkeit" sei es damals gewesen, diesen zu ihrem Beruf zu machen, sagt die gebürtige Grazerin. Damals, da war Wilk-Mutard gerade einmal fünf Jahre alt und erhielt einen der begehrten Plätze zum Vorsprechen in einer Wiener Opernballettschule. "Das war richtungsweisend für mein Leben." Es folgten zahlreiche Filmauftritte sowie Engagements, etwa an der Grazer Oper, in Deutschland und schließlich 1956 am Linzer Landestheater.
1940: Ihr erster Ballettunterricht in Wien
Heute, 78 Jahre später, feiert ihre 1955 als damals erste Linzer Ballettschule gegründete und in der Bethlehemstraße angesiedelte Institution ihr 63-jähriges Bestehen. Dass die 1,67 Meter große Lehrerin mit ihren 83 Jahren dort nach wie vor ihre "Eleven", wie die Schüler an Ballettschulen im Fachjargon genannt werden, persönlich unterrichtet, ist für sie keine große Sache. "Ich mach’ das, solange man mich haben will", sagt sie im Brustton der Überzeugung. Bis zu 20 Stunden pro Woche weist Wilk-Mutard heute Jung und Alt in die Ballett- und Tanzkunst ein. Ihr selbst gelingt der Spagat wie vor Jahrzehnten. Dazu unterrichtet die dreifache Mutter die Schüler des von ihr 1982 ins Leben gerufenen "Ballettinstituts mit öffentlichem Recht" etwa in Schauspiel-Theorie, Ballettgeschichte oder auch Anstandslehre fürs Theater.
50er-Jahre: Engagement am Theater
Die Absolventen dieser vierjährigen Ausbildung sind, wie sie sagt, mittlerweile auf der ganzen Welt verstreut. "Die machen ihren Weg. "Daher nehm’ ich lieber weniger Schüler und hab’ für diese dafür mehr Zeit", sagt die Tanzlehrerin. Die in ihren Kursen vermittelte Disziplin, Körperhaltung und künstlerische Bildung würden den Schülern helfen, "besser im Leben dazustehen", ist sie überzeugt.
Als Lehrerin in ihrer Linzer Ballettschule
Allerdings, wird die 83-Jährige dann nachdenklich, hätten die Kinder und Jugendlichen heute nicht mehr so viel Disziplin wie früher, sagt sie. "Ein Ziel anzupeilen und dieses strikt zu verfolgen, schaffen viele nicht mehr."
"Buben werden gehänselt"
Auch eine andere gesellschaftliche Entwicklung kritisiert Wilk-Mutard. "Es gibt kaum mehr Buben, die sich für Ballett interessieren. Und wenn doch, werden sie gehänselt." Dafür seien vorwiegend die Eltern verantwortlich, meint sie: "Viele haben Angst, dass das Kind homosexuell wird, wenn es tanzt. Es ist aber nicht jeder Tänzer automatisch homosexuell. Und selbst wenn, ist das auch kein Problem."
„Es war selbstverständlich, dass ich den Tanz zum Beruf mache. Etwas anderes als die Oper gab es nicht. Mit Gleichaltrigen zu spielen, stand nicht zur Debatte.“ Johanna Wilk-Mutard, Ballettlehrerin
Zeit für Hobbies ist der Tanzlehrerin bis heute nicht geblieben. "Ich hab’ doch nicht mal Zeit für einen Mann", meint die Witwe scherzhaft. Mit ihrem Mann, dem Schriftsteller und Filmproduzenten Herbert Wilk, war sie 24 Jahre verheiratet. "Er war mein Ruhepol und mir in der Ballettschule eine Stütze. Er hat Termine vereinbart, die Korrespondenz erledigt und die Schüler samt deren Eltern empfangen. Das konnte er viel besser als ich."
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eine tolle frau
alle MöchtegernInnen nehmt euch diese Dame zum Vorbild
Etwas zu können, ist cool. Das Können anderen zu vermitteln, umso mehr. Respekt!
Vorbildlich
Disziplin ist heutzutage leider wirklich etwas aus der Mode gekommen.
An Fr. Wilk darf sich so mancher ein Beispiel nehmen, hat auch ihren Sohn ordentlich erzogen, in puncto Höflichkeit und Benehmen kann sich da so mancher was abschauen - das wäre für ein angenehmes Zusammenleben oft mehr als förderlich.