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Der Stern, der über die Formel 1 hinaus strahlt

Von Reinhold Pühringer, 16. November 2020, 00:04 Uhr
Der Stern, der über die Formel 1 hinaus strahlt
Lewis Hamilton fixierte in Istanbul seinen siebenten WM-Titel. Bild: Reuters

ISTANBUL. Lewis Hamilton, siebenfacher Weltmeister, hat die Grenzen des Motorsports verschoben.

Nach 2008, 2014, 2015, 2017, 2018 und 2019 heißt der Formel-1-Weltmeister zum siebenten Mal Lewis Hamilton. Nur Nico Rosberg (2016) hatte einen Durchmarsch des Briten in der Turbohybrid-Ära verhindert. Sieben Titel waren bisher nur Michael Schumacher gelungen, dessen ein sichtlich gerührter Hamilton im Moment seines Sieges in Istanbul gedachte. "Ich erinnere mich, als Michael diese ganzen Titel gewonnen hat", sagte der 35-Jährige. "Ich habe davon geträumt, als ich jung war. Das jetzt übertrifft meine Träume." Sind es doch genau jene Träume eines fünfjährigen Kart-Anfängers gewesen, welche letztlich die Grenzen im Motorsport verschoben haben.

Als Sohn eines Einwanderers aus Grenada und einer Engländerin wuchs Hamilton in recht einfachen Verhältnissen auf, was schlechte Voraussetzungen sind, um von einer Formel-1-Karriere zu träumen. Vater Anthony war sein erster "Sponsor". Bis zu vier Jobs gleichzeitig nahm dieser an, um Klein-Lewis dessen teures Hobby zu ermöglichen. "Er hat alles aufgegeben für mich", wird Lewis nicht müde zu betonen. Dass sein Halbbruder Nicolas wegen infantiler Zerebralparese in jungen Jahren im Rollstuhl saß, erschwerte die Situation der Familie.

Sozialer Abdruck des Bleifußes

Lewis Hamiltons mittlerweile bei 50 Millionen Euro liegendes Jahresgehalt hat die finanziellen Sorgen längst vom Tisch gewischt, die Prägung seiner Herkunft ist allerdings geblieben. Einerseits verpasste er der angestaubten Formel 1 mit auffallenden Outfits, eigenwilligen Frisuren und seinem im Fahrerlager ungewohnten "Bling-Bling-Goldschmuck" eine Frischzellenkur. Seine Ausflüge in die Musikwelt oder die eigens kreierte Kleiderlinie passen da ins Bild.

Andererseits setzt Hamilton seine steigende Popularität vermehrt für gesellschaftspolitische Themen ein. Heuer brachte er Mercedes dazu, die "Silberpfeile" zur Unterstützung der "Black Lives Matter"-Bewegung schwarz zu lackieren. In seinem Sog setzten die Piloten vor den Rennen kniend ein Zeichen im Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt. Zuvor hatte er sich bereits für den Klimaschutz starkgemacht.

Es wird deutlich, dass der kompletteste Rennfahrer der Gegenwart sein Vermächtnis weniger über Siege definiert. Das unterstrich er gestern in Istanbul. "Der Fahrertitel hat nicht unbedingt Auswirkungen auf das Leben der Menschen", reflektierte er nach seinem 94. Grand-Prix-Sieg. Deshalb wolle er mithelfen, Vorurteile gegenüber Minderheiten abzubauen.

Für ihn selbst sei es ein langer und harter Weg gewesen, der erste schwarze Formel-1-Pilot zu werden. "Als ich jünger war, gab es niemanden in diesem Sport, der aussah wie ich." Von daher sei es einfach gewesen, zu denken, dass es für ihn unmöglich sei, ein derartiges Level zu erreichen. Doch davon habe er sich nicht entmutigen lassen. "Für alle Kinder da draußen, die vom Unmöglichen träumen – ihr könnt es schaffen", sagte er.

Wolff versprüht Zuversicht

Ob Hamilton für seine Ziele noch die Bühne der Formel 1 braucht, ist derzeit offen. Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus, die Verhandlungen mit Mercedes laufen. "Lewis ist mitten in seinem Schaffen", sagte Teamchef Toto Wolff gegenüber "Sky". "Und ich glaube, da kommt noch was drauf."

Im "Silberpfeil" hätte Hamilton wohl auch die besten Karten, alleiniger Rekordweltmeister zu werden und somit seinem Lebensmotto "Still Rising" ("immer höher") vollends gerecht zu werden.

Erstes Vettel-Podest

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel gelang in Istanbul als Dritter hinter Hamilton und Sergio Perez (Racing Point) ein Befreiungsschlag – es war das erste Saisonpodest für den viermaligen Weltmeister. Lance Stroll, der die erste Pole-Position Racing Points geholt hatte, musste sich mit Rang neun begnügen. Hamiltons Mercedes-Kollege Valtteri Bottas kam mit den nassen Bedingungen nicht zurecht und landete nach mehreren Drehern nur auf Rang 14.

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Reinhold Pühringer
Redakteur Sport
Reinhold Pühringer

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am 16.11.2020 08:29

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