In der Riesentorlauf-Krise gibt es nichts schönzureden
Österreichs Damen schlitterten beim Triumph der US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin in eine empfindliche Niederlage
Gemessen an der Tatsache, dass Österreichs Skirennläuferinnen in den jüngsten 29 Weltcup-Riesentorläufen ohne Stockerlplatz geblieben waren, überrascht es nicht, dass in dieser Disziplin auch bei den 47. alpinen Weltmeisterschaften in Méribel nichts Glänzendes heraussprang.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Im Schatten von Mikaela Shiffrin, die heute Abend ihre bereits siebente WM-Goldmedaille umgehängt bekommen wird, klassierte sich Franziska Gritsch auf Rang zwölf, Katharina Liensberger wurde 24. Ricarda Haaser, die sich bei einem Einfädler an der Kniekehle verletzte, und Julia Scheib schieden aus.
Klar, dass der Stachel der Enttäuschung stief steckt. Auch bei ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl, der in seiner Analyse nicht um den heißen Brei herumredete. „Weiter sind wird nicht. Sie verfallen immer wieder in alte Muster. Das Hauptthema ist, dass sie einfach nicht attackieren können. Sie versuchen, sehr sicher zu fahren. Aber das ist im Riesentorlauf viel zu wenig.“
Wie löst man den Knopf? „Man muss methodisch arbeiten, dranbleiben. Eine Scheib, eine Gritsch, die können das. Die können im Riesentorlauf dazulernen. Bei Ricarda Haaser funktioniert es nicht mehr, sobald ein Erwartungsdruck da ist. Sie kann‘s und hat‘s im Training gezeigt. Ich dachte mir, dass sie nach ihrer Kombi-Medaille locker drauflosfährt, aber es war von oben ein Krampf.“
„Natürlich läuft es gerade nicht so, wie es soll“
Sorgenkind bleibt Liensberger. „Da fehlt das Vertrauen, sie ist immer zu früh dran bei ihrem Schwung“, urteilte Mandl: „Es war zu erwarten, dass da keine Wunderdinge passieren werden.“ Die 25-jährige Vorarlbergerin denkt aber nicht daran, den Kopf in den Sand zu stecken. Es geht weiter, immer weiter.
„Der Fokus ist auf Samstag und den Slalom gerichtet. Jedes Rennen ist eine neue Chance. Natürlich war die Zeit nicht leicht. Ich habe trotzdem eine Freude am Skifahren. Natürlich läuft es gerade nicht so, wie es soll. Es heißt, man lernt aus den schwierigsten Situationen am meisten. Ich hoffe, noch stärker zurückzukommen."
Scheib zeigte sich enttäuscht: „Es hätte schon besser verlaufen können, ich wollte im zweiten Durchgang all-in gehen. Es war ein Schatten drinnen, ich habe es ein bisschen falsch eingeschätzt und schon war ich draußen“, sagte die Weststeirerin: „Ich versuche jetzt, die guten Sachen mitzunehmen. Die erste WM war schon ein Lernprozess, ich habe mich mit dem Schnee a bissl schwer getan. Das war nicht ganz meins“, berichtete die 24-Jährige.
Sehr solide war der Auftritt von Gritsch, die ohne schweren Fehler im ersten Durchgang noch weiter vorne gelandet wäre. „Ich bin mehr oder weniger zufrieden“, sagte die Marathonfrau, die ihr bereits viertes Rennen bei diesen Titelkämpfen bestritten hatte. „Ich fühle mich hier wohl.“
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