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Oberösterreichs Architekturpreis Daidalos: Das sind die Preisträger

Von Georg Wilbertz, 31. März 2022, 20:35 Uhr

LINZ. Die Siegerprojekte 2022 sind die neue Medizinische Fakultät und ein saniertes Stadthaus in Linz sowie der Umbau eines früheren Fabrikareals in Haslach

Auch 2022 wurden mit dem oberösterreichischen Architekturpreis Daidalos nicht nur herausragende Bauten und Projekte in den beiden Kategorien "Wertvolle Substanz" und "Raffinierter Neubau" sowie beim Sonderpreis "Bewährte Bauten" ausgezeichnet. Der Wettbewerb bot nach 2019 und zum insgesamt fünften Mal erneut Gelegenheit, eine Bilanz über die gegenwärtige bauliche Qualität in Oberösterreich zu ziehen.

Die Preisverleihung zum Nachsehen: 

Wie schon bei den vergangenen Runden setzten die beteiligten Büros mit ihren eingereichten Projekten vor allem auf ästhetische und gestalterische Faktoren. Projekte, die den Fokus auf infrastrukturelle oder städtebauliche Aspekte legten, blieben die Ausnahme – obwohl auch in diesen Bereichen des Bauschaffens exemplarische Lösungen wünschenswert sind, denkt man nur an die Neustrukturierung des Verkehrs und der Stadträume, die Wiederbelebung von ländlichen Ortskernen oder die Herausforderungen durch den Klimaschutz.

Für die Daidalos-Jury war die Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte neben der gestalterischen Qualität jedenfalls ein maßgebliches Kriterium für die Nominierung der Projekte und die Preisvergabe.

Wertvolle Substanz

Ein inzwischen weit über die Grenzen von Linz hinaus vielfach gewürdigtes Projekt realisierten Mia2-Architektur (Linz) in der Linzer Lederergasse. Die bestehende Substanz eines seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesenen Gebäudes wurde sensibel für die neue Büro- und Wohnnutzung adaptiert. Experimentierfreudig ließen sich Mia2 auf den kränkelnden Altbestand ein.

Mia2, Stadthaus Lederergasse in Linz: Hofansicht mit Treppenspindel Foto:  Bild: (Kurt Hörbst)

Innovative konstruktive und funktionale Lösungen wurden in einem langen Planungs- und Bauprozess entwickelt, um möglichst viel des Alten mit selbstbewussten neuen Räumen und Gestaltungen zu verbinden.

Das Ergebnis ist eine architektonisch ausgewogene Synthese, die nicht nur die Nachbarschaft aufwertet, sondern insgesamt als exemplarischer Beitrag zur Linzer Architektur- und Stadtentwicklung gesehen werden kann.

Raffinierter Neubau

Seit Langem engagiert sich der Tiroler Architekt Peter Lorenz für Fragen der Baukultur und der Verbesserung städtischer Räume. Mit dem 2021 eröffneten Medcampus der Linzer JKU gestalteten die Lorenzateliers (Innsbruck/Wien) folgerichtig nicht nur vier architektonisch anspruchsvolle Einzelbauten für komplexe Funktionen. Zugleich gelang die Schaffung eines Platz-Ensembles, das die differenzierte, aktuelle Architektursprache der Gebäude zu einem klassisch anmutenden städtischen Platz verbindet. Nicht nur die optimalen Einzellösungen, sondern vor allem die Schaffung eines identitätsstiftenden Stadtraums gaben den Ausschlag für die Juryentscheidung.

Oberösterreichs Architekturpreis Daidalos: Das sind die Preisträger
Lorenzateliers, Medcampus in Linz: Blick in die Platzsituation Bild: Martin Steinkellner

Genau diese für das Stadtbild wichtige Intention wird bei Planungen vergleichbarer Größe häufig vernachlässigt oder anderen Interessen untergeordnet. Es ist zu hoffen, dass der neue Medcampus eine entsprechende Impulswirkung für Linz entwickeln kann.

Bewährte Bauten

Haslach an der Mühl wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich durch die industrielle Textilproduktion geprägt. Nachdem diese auslief, erwarb die Gemeinde 1999 das Vonwiller-Fabrikareal und erwog zunächst den Abriss. Ein den Ort historisch und sozial prägendes und städtebaulich wichtiges Ensemble wäre verloren gegangen. Dies konnte verhindert und stattdessen ein vom Architekturbüro Arkade (Haslach) geplantes Adaptierungskonzept für kulturelle Zwecke realisiert werden.

Arkade, Vonwiller-Areal in Haslach: Westansicht mit zentraler Erschließung 

Behutsam und denkmalpflegerisch schonend wurden nur wenige Um- und Einbauten vorgenommen. Das Resultat ist ein von verschiedenen Institutionen und Vereinen genutzter, inzwischen viel beachteter Gebäudekomplex, der unter anderem das Textile Zentrum Haslach beheimatet. Neben der planerischen Qualität beeindruckte die Jury das enorme Engagement der zumeist ehrenamtlich Aktiven, die sich nicht nur mit dem Industriedenkmal identifizieren, sondern es auf beeindruckende Weise kontinuierlich mit Leben erfüllen. Die wohldurchdachte bauliche „Hülle“ bietet hierfür den attraktiven und funktionierenden Rahmen. Sie hat sich im Wortsinn bestens bewährt.

Die heuer prämierten Bauten und Projekte wirken als wichtige Impulse für die oberösterreichische Baukultur in die Fachwelt und Öffentlichkeit hinein. Diese positive Wirkung spiegelt die Intention des Daidalos unmittelbar.

Alle nominierten Projekte:

Die Sieger des Daidalos 2022 sind:

Kategorie „Wertvolle Substanz“:
Mia2, Stadthaus Lederergasse in Linz

Kategorie „Raffinierter Neubau“:
Lorenzateliers, Medcampus in Linz

Sonderpreis „Bewährte Bauten“:
Architekturbüro Arkade, Umbau ehemaliges Vonwiller-Areal in Haslach

Die weiteren nominierten Projekte:

Wertvolle Substanz:
Frohring Ablinger (Wels), Bürohaus Stossier in Wels
HPSA (Gramastetten), Dorfladen Goldmarie in Goldwörth
Luger & Maul (Wels), Haus R.P. Hallstatt
Moser und Hager (Linz/Neuhofen), Hof B bei Steyr

Raffinierter Neubau:
LP architektur (Altenmarkt im Pongau): Auferstehungskapelle in Straß
Luger & Maul (Wels): Zirkus des Wissens, JKU in Linz
Moser und Hager (Linz/Neuhofen): Aufbahrungshalle in Kematen a. d. Krems
reitter_architekten (Innsbruck): Panoramalift in Steyr

Bewährte Bauten:
Caramel Architekten und strukteur Architektur (Linz), Haus Lina/Lotte in Linz
Heinz Plöderl und Manfred Waldhör (Wels), Messehalle 20 in Wels
Bernhard Rosensteiner (Linz), Umbau ehemalige Volksküche in Linz
Wolf Architektur (Grieskirchen), Altstoffsammelzentren im Bezirk Grieskirchen

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1  Kommentar
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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.548 Kommentare)
am 01.04.2022 21:33

Tut mir leid, ich erkenne keine Qualitäten bei der trostlosen Med-Campus-Betonwüste.
Einerseits zugig, andererseits ein glühender, totalversiegelter Backofen. Definitiv nicht Klimawandel-tauglich.

Eine Reminiszenz an den früheren AKH-Park an dieser Stelle hätte gut getan - auch dem Mikroklima!

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