"Schaffen Sie Momente, an die sich Ihre Kunden gerne erinnern werden"
OÖN-Wirtschaftsakademie: Drei Generationen der Familie Seeger über Veränderung.
Es gibt zwei Arten von Menschen und Unternehmen. Die einen, die sich verändern, und die anderen, die ganz viele Gründe haben, es nicht zu tun", ist Robert Seeger jun. überzeugt. Potenzielle Veränderungsängstliche, die Themen wie die Digitalisierung scheuen, wollte der Kommunikationsexperte diese Woche bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus wachrütteln. Das tat er diesmal mit Unterstützung seines Vaters, der Sportreporter-Legende Robert Seeger sen. (78) und dessen Enkeltochter Sidonie (16). Damit erlebte das Publikum eine Premiere. Denn drei Generationen der Familie Seeger standen bis dato noch nie gemeinsam auf der Bühne.
Auch wenn der Sportkommentator 45 Jahre beim ORF im Einsatz war, so hätten die Wandlungen der Zeit auch ihn berührt: "Ich musste mich bei Radio und Fernsehen vier- bis fünfmal verändern und zwar in der Art der Reportage und Kommunikation mit meinem Publikum. Nur so blieb über Jahrzehnte das Interesse an meiner Person erhalten."
Sein Sohn gab zu bedenken, dass Wandel heute noch viel rascher als damals passieren müsste. Viele würden die Geschwindigkeit unterschätzen. Er untermauerte das mit dem Slogan "Stillstand heißt Aussterben, Veränderung heißt Überleben". Wer seit 20 Jahren im Geschäft sei, habe sich quasi vom Kutscher zum Jet-Piloten entwickelt. Nun käme eine Generation auf den Arbeitsmarkt, die sich nicht an eine Zeit ohne Instagram erinnern könne. Seeger jun.: "Wenn ihr Kinder habt, dann habt ihr jemanden zu Hause, von dem ihr verdammt viel lernen könnt."
Auch die Werte müssen passen
Als typische "Digital Native" gab seine Tochter Sidonie Einblicke in ihre Lebenswelt. "Wer meint, er sei modern, weil er auf Facebook ist, liegt falsch", räumte sie mit einem Irrglauben auf. Diesen Social-Media-Kanal benutze ihre Generation gar nicht. Stattdessen erzählte sie von Foto-/Video-Stories auf Insta- gram und Snapchat. "Ich folge kaum Marken oder Firmen, sondern Personen. Wenn Sie mir etwas verkaufen wollen, muss es mit meinen Werten übereinstimmen, fair und nachhaltig produziert sein, und es muss eine Insta-Story erzählen, mit der ich mich identifiziere", sagte die 16-Jährige.
Die Schlussfolgerung von Seeger jun.: "Schaffen Sie Momente, an die sich Ihre Kunden gerne erinnern werden." Was Konsumenten gar nicht mehr interessiere, seien Bonus-Punkte. Er rät: "Machen Sie stattdessen Dinge, die den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern und öffnen Sie dafür die große Büchse der Kreativität."
Außerdem sollte die ältere Generation die Macht von YouTubern nicht unterschätzen. Allzu häufig würden jene, die mit kritischen Video-Botschaften konfrontiert seien, folgendermaßen reagieren: In der ersten Phase werde versucht, das Video zu ignorieren. Später komme das Diskreditieren an die Reihe. Wenn das nichts nütze, werde gejammert, um daraufhin falsch und vor allem zu langsam zu reagieren.
Noch eine Botschaft gab Seeger jun. mit auf den Weg: "Den Jungen ist vollkommen egal, wie andere über sie denken. Die Zukunft gehört den mutigen jungen Frauen, die sich um nichts scheren."
Der nächste Termin
Bei der letzten OÖN-Wirtschaftsakademie des Jahres ist whatchado-Gründer und EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji zu Gast im Linzer Brucknerhaus. Am Dienstag, 12. November, ab 18.30 Uhr spricht er über Führung und Potenzialentfaltung im digitalen Zeitalter. Infos und Kartenbestellung