Krankenversicherungen werden deutlich teurer
WELS/WIEN. Anhaltende Zinsflaute verursacht um bis zu acht Prozent höhere Prämien bei Privatpolizzen.
Etwa 30 Prozent aller Österreicher haben eine private Krankenversicherung und erhoffen sich dadurch freie Arztwahl und kürzere Wartezeiten. Um diese Zusatzleistungen zu beanspruchen, müssen sie nun tiefer in die Tasche greifen. Denn mit 1. Juli haben die Versicherungsunternehmen Prämien für privat krankenversicherte Patienten um durchschnittlich acht Prozent erhöht.
Die höheren Kosten seien eine Konsequenz des verbindlichen Rundschreibens, das die Versicherer im Herbst von der Finanzmarktaufsicht (FMA) erhalten haben, sagt Sebastian Arthofer, Mitgründer des Portals krankenversichern.at mit Standorten in Wels und Wien. Die FMA empfahl aufgrund der anhaltenden Zinsflaute eine Senkung des maximalen Rechnungszinssatzes auf 0,5 Prozent. "Deshalb haben die Versicherer ihre Prämien angepasst", sagt Arthofer.
Von der Prämienerhöhung besonders betroffen seien 35- bis 45-Jährige mit einem Plus von 9,8 Prozent. 25- bis 35-Jährige seien mit einem Anstieg von rund sieben Prozent konfrontiert. In dieser Gruppe gebe es die höchste Dynamik bei privater Krankenvorsorge, sagt Arthofer. Dies betreffe etwa Heilbehelfe wie Brillen und Kontaktlinsen, Heilbehandlungen wie Physiotherapien oder ärztlich verordnete Medikamente. "Früher war die Möglichkeit der Sonderklasse im Krankenhaus der häufigste Grund für eine private Zusatzversicherung, heute ist der Wahlarzt das große Thema", sagt Arthofer.
Auch deshalb habe er sich mit seinem Bruder und seinem Vater, die aus der Versicherungsbranche stammen, selbstständig gemacht und Mitte 2019 die Informationsplattform für private Krankenversicherung gestartet. 1200 Kunden würden mittlerweile bundesweit betreut. Privat Krankenversicherte bezahlen in der Regel die Leistungen im Vorhinein selbst und erhalten das Geld dann zurück.
Prämien steigen altersbedingt
Ob eine solche Zusatzversicherung nötig sei, müsse jeder für sich selbst entscheiden, sagt Arthofer. "Tatsache ist, dass eine private Krankenversicherung bis zu einem gewissen Grad ein Luxusgut ist." Die Kosten variieren stark und hängen ab von gebotenen Leistungen, der zu versichernden Person, dem Sozialversicherungsträger und dem örtlichen Geltungsbereich. Die Prämien steigen altersbedingt.
Arthofer betont, die Nachfrage für diese Art von Versicherung sei groß. Bei privater Krankenversicherung übersteigen die monatlichen Google-Suchanfragen sogar jene von Kfz-Versicherungen. (rom)