Deutsche Autokrise belastet voestalpine-Gewinn
LINZ. Halbjahresergebnis ist rückläufig, aber etliche Bereiche laufen gut – Aktie im Gleichklang mit anderen Stahlwerten
Dieser Artikel wurde um 15:23 Uhr aktualisiert.
"Das große Thema ist Deutschland. Dort ist die voestalpine im Autosektor sehr stark exponiert. Die Frage ist, wie es dort weitergeht und ob die Restrukturierungspläne reichen", sagt Analyst Michael Marschallinger von der Erste Group über das erste Halbjahr des Linzer Konzerns.
Die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2024/25 der voestalpine AG waren durchwachsen. Das zeigen auch die Zahlen, die der Vorstand am Mittwoch veröffentlichte. Der Umsatz ging von 8,5 auf acht Milliarden Euro zurück, wovon 300 Millionen Euro auf sinkende Verkaufspreise und 200 Millionen Euro auf sinkende Verkaufsmengen zurückzuführen seien, sagt Finanzvorstand Gerald Mayer, der vor einem halben Jahr diese Funktion übernommen hat.
Das Ergebnis vor Abschreibungen, Steuern und Zinsen (EBITDA) ging um gut 20 Prozent zurück und beläuft sich auf 718 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Generaldirektor Herbert Eibensteiner mit einem EBITDA von 1,4 Milliarden Euro.
Was läuft gut, was weniger?
Das Halbjahresergebnis sei grundsätzlich neutral zu bewerten, in vielen Bereichen liege die voestalpine sogar recht gut, sagt Marschallinger. Das sieht auch der Vorstand so. "Wir können uns in einem schwierigen Umfeld gut behaupten", sagt Eibensteiner. Bei hochtechnologischen Stahlprodukten – etwa in den Bereichen Bahninfrastruktur oder Luftfahrt.
Auch die Nachfrage nach anspruchsvollen Hochregallagern aus Stahlprofilen sei hoch. Für die dänische Handelskette JYSK wird derzeit ein Projekt umgesetzt, und für den koreanischen Reifenhersteller Nexen Tire wird in Tschechien ein 50 Meter hohes Hochregallager errichtet. Für die ägyptische Hochgeschwindigkeitsstrecke Green Line werden die Weichen geliefert.
Das ändert nichts daran, dass der Konzern einen Sparkurs fährt, Leasingkräfte abbaut und zurzeit keine Leute einstellt. Vereinzelt werde man sich auch von Beschäftigten trennen, sagt Eibensteiner. An einigen Standorten, darunter die Gießerei in Linz, wird über Lohnreduktionen verhandelt.
Gespannter Blick auf die USA
Die wirtschaftliche Situation in den USA und die drohende Erhöhung von Zöllen verfolgt man bei der voestalpine abwartend. Schon seit Donald Trumps erster Amtszeit gibt es zwischen den USA und Europa 25 Prozent Zoll, in den vergangenen vier Jahren wurden die Vorschriften aber etwas gelockert. Der US-Markt ist für die voestalpine doppelt wichtig – als Exportmarkt, aber auch als Produktionsstandort mit 49 Standorten in den USA. Sowohl mit Produktion als auch mit Export werden jeweils 900 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. In Indiana werden derzeit 70 Millionen Euro in einen bestehenden Standort investiert und 110 neue Jobs geschaffen.
Der Aktienkurs der voestalpine spiegelt eher die weniger guten Nachrichten, innerhalb eines Jahres hat der Konzern ein Viertel seines Werts an der Börse eingebüßt. Damit ist der Stahlkonzern in seiner Branche allerdings keine Ausnahme. Vor allem die europäischen Stahlkonzerne wie Salzgitter, Thyssenkrupp oder SSAB haben ähnliche Einbußen erlitten.
"Das Investment in grünen Stahl wird nicht von allen positiv gesehen. Außerdem spielt es eine Rolle, dass der schwache europäische Markt nach wie vor unser Hauptmarkt ist", erklärt Eibensteiner. Der Umbau zu grünem Stahl sei aber im Plan und laufe weiter.
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