Warum "Dauersitzen" krank macht
Ab viereinhalb Stunden täglich steigen bestimmte Gesundheitsrisiken.
Immer mehr Menschen sitzen in Österreich trotz Fitness-Boom jeden Tag viel zu lange auf der Couch, auf dem Sessel oder im Auto – und gefährden dadurch ihre Gesundheit. Der Anteil jener, die nach eigenen Angaben täglich mehr als viereinhalb Stunden sitzen, stieg zwischen 2002 und 2017 enorm an, schreiben Forscher der spanischen Universidad Rey Juan Carlos (URJC) in Madrid im Fachblatt "BMC Public Health". Nach dieser Studie gehörten in Österreich zuletzt rund 65 Prozent der Männer und 62 Prozent der Frauen zu den "Dauersitzern". Die URJC-Forscher analysierten die Ergebnisse von vier europäischen Umfragen mit mehr als 96.000 Teilnehmern aus allen Ländern der Europäischen Union.
Demnach nimmt die körperliche Passivität überall zu. Zuletzt hatten 54 Prozent der Befragten eingeräumt, täglich länger als viereinhalb Stunden zu sitzen. In Österreich waren es gar 63 Prozent. Die Forscher betrachten viereinhalb Stunden als Schwellenwert, ab dem bestimmte Gesundheitsrisiken steigen.
Bemerkenswert ist auch die Erkenntnis, dass in Europa verhältnismäßig weniger Senioren als jüngere Menschen zu viel sitzen: In der Gruppe der Menschen ab 65 Jahren betrug der Anteil 56 Prozent, bei den 18- bis 24-Jährigen dagegen 58 Prozent. Die Gruppe der 35- bis 44-Jährigen verzeichnete den stärksten Anstieg. Die Autoren machen dafür neue Technologien verantwortlich. "Wir stellen die These auf, dass die zunehmende körperliche Inaktivität in erster Linie darauf zurückgeführt werden kann, dass die Menschen bei der Arbeit und auch in der Freizeit immer mehr mit Technologien wie Smartphones und Streamingdiensten interagieren", sagt Hauptautor Xian Mayo.
Diabetes bis belastete Venen
Das viele Sitzen sei ein Hauptrisikofaktor für die Entwicklung vieler chronischer Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Krebs, schreiben die Forscher und sprechen von einer großen Gesundheitsbedrohung für die moderne Gesellschaft. Vielsitzen führt zu einem niedrigeren Kalorienverbrauch, Stoffwechsel und Herz-Kreislaufsystem laufen auf Sparflamme. Außerdem werden Beinvenen, Muskeln und die Haltung belastet.