Die Rose: Eine Privatschule, die sich in der Vorreiterrolle sieht
LINZ. Evangelisches Oberstufenrealgymnasium hat seine Räume in der Tabakfabrik Linz bezogen
Was früher Konferenzzimmer hieß, ist eine Küche für alle, in der auch Teamsitzungen stattfinden. Der Eingangsbereich verfügt wie ein Hotel über einen Empfangstisch und eine Besprechungslounge.
Die Klassenräume heißen auch Lernateliers, werden klassisch wie fachbezogen genutzt, sind einsehbar, akustisch voneinander abgedichtet, aber offen, weil die Eingänge auf Türen verzichten können. Es gibt Sofas und Sitzecken, es kann im Sitzen und im Stehen gelernt werden. Drei der vier Räume im Erdgeschoß des Magazin 2 in der Linzer Tabakfabrik sind bereits mit Leben erfüllt.
Seit Anfang dieser Woche hat das Evangelische Oberstufenrealgymnasium Rose seine neuen Räumlichkeiten in Beschlag genommen. "Noch ist nicht alles fertig", sagt Michael Zinner beim Rundgang mit den OÖN.
"Praktische Feldforschung"
Er ist in einer Doppelfunktion. Als Kassier im Schulträgerverein der Privatschule schaut er auf die Finanzen, als NGO-Architekt und Universitätsprofessor für Schulraumkultur an der Linzer Kunstuniversität hat er das entworfen und gestaltet, was jungen Menschen ein anderes Gefühl von Schule mit auf den Weg ins Leben geben soll.
Zinner nennt es eine praktische Feldforschung, die er hier in Konzeption und Planung sichtbar gemacht hat. Es sei ein "Leib-und-Seele-Projekt", was man auch schnell aus der Begeisterung ableiten kann, mit der er durch die Schulräume in der Tabakfabrik führt, in die die Rose im September des Vorjahres eingezogen ist. Nur die 8. Klasse ist noch in Steyr. Auf 650 Quadratmetern hat er seine Grundidee von einem Gymnasium ohne Sonderunterrichtsräume verwirklicht.
Das geht, weil die Tabakfabrik, der Kultur Hof in der Ludlgasse, das Parkbad oder die Donau die Sportstätten, Werkräume oder Tanz- und Theatersäle für die Schule sind. "Wir sind mit dem Stadtteil vernetzt." Damit konnte man sich auf das konzentrieren, was die Schule im Kern benötige, um wohnlich zu sein. Denn Zinners Philosophie der Schule der Zukunft ist, dass man sie nicht erkennt, wenn man sie betritt. "Spürt man die Schule nach wenigen Sekunden, ist es eine Anstalt."
"Wir haben einen großen Zulauf", sagt Direktorin Ulrike Schmidt-Zachl. Sichtbares Zeichen: Man müsse heuer erstmals Jugendliche abweisen. 110 junge Menschen werden in vier Klassen von 22 Lehrenden unterrichtet.
Ganzheitlicher Schwerpunkt
Seit acht Jahren gibt es die Schule in Steyr, seit diesem Schuljahr ist nun die Linzer Tabakfabrik jener Ort, an dem die Allgemeinbildung neu definiert werden soll.
Denn in der Rose gibt es nicht die klassischen Schwerpunkte, für die man sich einzeln entscheiden kann – Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Kunst und Mathematik werden unter einem Hut vermittelt (STEAM heißt das, abgeleitet aus den englischen Anfangsbuchstaben der Bereiche).
Zudem wird auch Theater, Bildende Kunst und Informatik in allen Klassen angeboten. Mit "Technologisches Gestalten" wurde zudem ein eigenes Fach kreiert, das das Analoge mit dem Digitalen verbinden soll.
Gerade Letzteres ist in der Schule wichtig. "Bei uns ist der digitale Humanismus Prinzip", sagt Schmidt-Zachl. Es drehe sich alles um die Fragen, was man als Mensch brauche und wie man gestaltend in der digitalen Welt werde. In dieser Hinsicht ist Rose in einer Vorbildrolle. Dessen sind sich alle bewusst.
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