"Weniger Lärm, bessere Luft, geringerer Dieselverbrauch"
LINZ/ENGELHARTSZELL. Kreuzfahrtschiffe können künftig an zehn Anlegestellen Landstrom tanken.
Der Kreuzfahrtschifftourismus in Linz stand nicht nur einmal im Zentrum manch hitzigen verbalen Schlagabtausches – allen voran die Stromversorgung mittels Dieselaggregaten stand dabei in der Kritik.
Bereits 2019 wurden deshalb erste Überlegungen für Landstromanlagen gewälzt, bald werden diese nun Realität. Insgesamt zehn Anlegestellen werden von der Linz AG damit ausgestattet, sieben davon befinden sich in der Landeshauptstadt (fünf auf Linzer, zwei auf Urfahraner Seite), drei weitere in Engelhartszell.
5,8 Millionen Euro werden in das von EU, Bund und Land geförderte Projekt investiert, 2,4 Millionen davon trägt die Linz AG selbst.
"Der Nutzen dieser Anlagen ist groß und eindeutig: weniger Lärm, bessere Luft und ein deutlich geringerer Dieselverbrauch durch die Schiffe", zählte Linz-AG-Generaldirektor Erich Haider bei dem heutigen Pressetermin die positiven Aspekte auf.
Wurde bisher der Strom der ankernden Schiffe mit den umstrittenen Dieselaggregaten erzeugt, wird dieser künftig über mobile Ladekabel aus den neuen Stationen geliefert.
Anschlusspflicht für Reedereien
Von einem guten Tag für den Tourismus und die Energiepolitik sprach Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (VP), der betonte, dass Oberösterreich hier österreichweit eine Vorreiterrolle einnehme. Allein in Linz würde die Dieselersparnis bei 1,6 Millionen Liter jährlich liegen. Optional ist die Nutzung für die Reedereien und deren Kreuzfahrtschiffe nicht: "Es besteht eine Anschlusspflicht."
Für Bürgermeister Klaus Luger (SP) kann mit dem Vorhaben die Debatte "Bürgerinteressen versus Tourismus" jetzt endgültig abgeschlossen werden. Die präsentierte Lösung vereine nachhaltiges und ökologisches Handeln, bei gleichzeitiger Verfolgung wirtschaftlicher Interessen.
Zur Erinnerung: 2019 lag die Zahl der Donaukreuzfahrtpassagiere bei 535.000, im Vorjahr wurden- nach einem coronabedingten Einbruch - bereits wieder 350.000 Passagiere gezählt. Tendenz steigend.
Testbetrieb noch heuer
Auch Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SP) erwartet sich, dass die Akzeptanz für den Donautourismus mit der Landstromversorgung und den damit verbundenen Vorteilen steigen wird. Die Standortsuche für die Trafostationen sei durchaus eine Herausforderung gewesen, sie alle befinden sich außerhalb der Hochwasserzone.
Insgesamt werden in Linz fünf Trafos "modernster Technologie" errichtet, die sieben Anlegestellen und dortigen Energieterminals samt Anstecksystemen für die Schiffe werden mittels Kabel erschlossen. Die Verbindung auf die Pontons müssen flexibel ausgeführt werden, da sich diese mit dem Wasserstand der Donau bewegen, sagte Andreas Reichhardt, Projektverantwortlicher der Linz AG. Die Energieterminals können vom Schiffspersonal mittels Berechtigung entsperrt und genutzt werden.
Die Bauarbeiten für das Projekt laufen bereits, noch heuer soll ein Testbetrieb starten. Ein weiterer Ausbau der Anlagen ist laut Luger mittelfristig weder notwendig noch geplant.
Die Anlegestellen im Winterhafen sind übrigens bereits elektrifiziert, allerdings - wie Reichhardt erklärt - aufgrund der dortigen Anforderungen (weniger Leistung, längere Liegezeit) mit einem etwas anderen System.
Daten und Fakten
1,6 Millionen Liter Diesel jährlich können mit den Landstromanlagen allein in Linz eingespart werden. Das weitere Einsparpotenzial: 4200 Tonnen CO2, 33,05 Tonnen NOx sowie mindestens 192 Kilo Feinstaub pro Jahr.
10 Anlagestellen werden erschlossen – sieben in Linz, drei in Engelhartszell. Dafür werden in Linz fünf neue Trafos (mit einer Größe von zehn mal vier mal drei Meter) errichtet, diese werden zum Teil begrünt. Mithilfe von Energieterminals können in Linz 13 Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig versorgt werden. Der Trafo in der Ferihumerstraße ist bei Anrainern umstritten, eine Errichtung am Damm sei aus wasserrechtlichen Gründen aber nicht möglich, sagt Luger.
Konkret werden in Linz neben den Anlegestellen Römerberg, Schloss, Hauptplatz, Schloss und Brucknerhaus auch jene von Traunmüller und Brandner in Urfahr erschlossen.
14 Stunden beträgt die durchschnittliche Verweildauer eines Kabinenschiffes in Linz, hier legen jedes Jahr mehr als 1000 solcher Schiffe an.
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Na hoffentlich wird das mal wirklich umgesetzt.
So bei Bekannten am Damm oder im Donaupark kann der Dieselgestank und das durchdringende Dauergebrumm der Aggregate ganz schön nerven.