Wieder zahlreiche Feuerwehreinsätze nach Gewitter in Oberösterreich
LINZ. Wie angekündigt sind am Samstagabend Gewitter übers Land gezogen, die Feuerwehr rückte zu dutzende Einsätzen wegen Überflutungen aus.
Es war gegen 18:30 Uhr, als sich der Himmel im Innviertel von Westen her bedrohlich verdunkelte: Über Bayern hatte sich in der feucht-warmen Luft eine Gewitterlinie zusammengebraut, die – wie von Geosphere Austria (vormals ZAMG) prognostiziert – ab den frühen Abendstunden über das Bundesland zog.
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Vor Starkregen, Hagel und Sturmböen hatten die Experten gewarnt. Letztlich war es vor allem der regional heftige Niederschlag, der Oberösterreichs Feuerwehren binnen weniger Stunden dutzende Male ausrücken ließ. Der erste Unwetteralarm des Tages ging um 18:46 Uhr bei der Landeswarnzentrale ein: In Gilgenberg am Weilhart (Bezirk Braunau) war ein Keller überflutet worden. Ähnliche Alarmierungen folgten auf dem Fuße: Vor allem galt es, lokale Überschwemmungen zu beseitigen und Verkehrswege freizumachen.
Gewitterwarnung bis Mitternacht
Bei der Feuerwehr hatte man sich gerüstet: Die Landeswarnzentrale war schon im Vorfeld des Unwetters personell verstärkt worden, um ein höhere Anzahl an Notrufen abarbeiten zu können. "Da haben wir schon weitaus Schlimmeres erlebt. Bis jetzt kann man sagen, dass die Gewitter zum Glück nicht ganz so tragisch ausgefallen sind, wie prognostiziert", zog Martin Burger vom Landesfeuerwehrkommando (LFK) gegen 21 Uhr eine vorläufige Bilanz. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten rund 50 Feuerwehren zu etwa 60 Einsätzen ausrücken.
Es sollten noch mehr werden. "In Summe waren 115 Feuerwehren mit 1700 Kräften bei 91 Einsätzen eingesetzt", teilte das LFK gegen 22:10 Uhr mit. In der Landeswarnzentrale ging man davon aus, noch bis spät in die Nachtstunden mit den Folgen des Unwetters beschäftigt zu sein. Betroffen waren vor allem die Bezirk Braunau, Vöcklabruck, Gmunden, Wels-Land und Linz-Land. Das Mühlviertel war vorerst (Stand 22:15 Uhr) verschont geblieben. Die orange Unwetterwarnung von Geosphere Austria galt noch bis Mitternacht.
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Heftige Regenfälle in kürzester Zeit sorgten für zahlreiche überflutete Keller und Straßen, die Wassermassen rissen den Schotter eines Parkplatzes in Gmunden weg und begruben einen Bahnübergang unter dem Schotter, in Gschwandt stand die Feuerwehr bei mehreren überfluteten Kellern und Fahrbahnen im Einsatz. Während der Aufräumarbeiten wurden zwei Feuerwehren zu einem schweren Verkehrsunfall alarmiert.
- Video: Einsatz in Gschwandt und Gmunden:
In Kematen am Innbach (Bezirk Grieskirchen) wurden die Feuerwehren zu einem Brand auf einem Bauernhof gerufen, in Haag am Hausruck mussten die Kameraden während des Unwetters wegen eines brennenden Baumes ausrücken. In beiden Fällen könnte Blitzschlag der Auslöser gewesen sein. Bestätigen ließ sich das vorerst nicht.
In Bad Ischl wurden mehrere Gebäude überflutet. Teilweise konnten die Wassermassen mit Sandsäcken erfolgreich umgeleitet werden. Auch ein Kanalabfluss musste gereinigt werden, um eine Überflutung zu verhindern. Im Viertauerweg lief das Wasser sogar aus einem Lampenschirm. Die Feuerwehr Sulzbach schaltete die Stromleitung ab.
Fünf Einsätze gab es in Lauffen: Neben dem Errichten von Sandsackbarrieren, musste auch ein Keller abgedichtet werden. Eine Straße musste gereinigt und wieder freigemacht werden. Zudem wurde die Unterführung bei der Anzenau Mühle durch das Wasser überflutet und musste zur Gänze gesperrt werden.
Am schwersten betroffen war ein im Hang stehendes Wohnhaus im Ortsteil Hochtraxleck. Dort entstand durch die heftigen Regenfälle ein Bach, der sich seinen Weg über die dort befindliche Straße bahnte. Ein angrenzendes Wohnhaus wurde dabei regelrecht geflutet. Wasser drang dort auf der Rückseite ein und rann an der Vorderseite wieder zurück auf die Straße. Das Wohnhaus wurde dabei stark beschädigt. Mit einer Pumpe wurde das Wasser von der Rückseite des Gebäudes wieder auf die Straße zurückgeleitet. Bei drei weiteren Häusern mussten die Keller ausgepumpt werden.
Regional fielen die Regenmengen recht unterschiedlich aus, wie aktuelle Messdaten zeigen: So gingen etwa in Wels-Laahen binnen kurzer Zeit an die 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter nieder, während es im etwa 5 Kilometer entfernten Krenglbach nur gut 5 Liter waren. Starke Niederschläge wurden beispielsweise auch in Gmunden (28,3 Liter), Ebensee (27,4 Liter) und Waldneukirchen (27,2 Liter) gemessen.
Überschwemmungen bei Graz
Schwere Gewitter mit anhaltendem Starkregen haben am frühen Samstagabend auch im Großraum Graz-Nord und im nördlichen Teil des Bezirks Graz-Umgebung für Überflutungen gesorgt. Durch die Regenfälle ging im Nahbereich der A9 knapp nach der Anschlussstelle Übelbach eine große Mure ab, welche die Richtungsfahrbahn nach Süden verlegte. Wenig später erfolgte die Sperre Richtung Norden wegen der anhaltenden starken Regenfälle.
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Auch in Deutschfeistritz (Bezirk Graz-Umgebung) spielten sich dramatische Szenen ab, wie Videos, die sich derzeit in sozialen Medien verbreiten, zeigen:
Es bleibt unbeständig
Unbeständig geht es auch am Sonntag weiter. Schon am Vormittag ziehen erste Schauer durch, im Tagesverlauf entstehen vermehrt Quellwolken. Allerorts kann es dann zu kräftigen Schauern und Gewittern kommen. Wieder gilt ab 12 Uhr eine gelbe Unwetterwarnung, bevor uns am Montag eine Kaltfront erreicht.
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Dieser Artikel wurde zuletzt um 12.30 Uhr aktualisiert.
Unglaublich was in der Steiermark abgeht.