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Das Smartphone verstehen lernen: "Es ist nie zu spät"

Von Sarah Kowatschek, 05. Mai 2024, 12:17 Uhr
"Es surfen noch viel zu wenig Senioren im Internet"
Das Smartphone ist für viele der Einstieg in die digitale Welt Bild: colourbox.de

LINZ. Warum es auch im Alter gut ist, den Umgang mit Internet und Smartphone zu erlernen und wie das am besten funktioniert.

"Den Umgang mit dem Smartphone zu erlernen, zahlt sich immer aus", sagt Astrid Gaisberger. "Es ist ein gutes Gehirntraining, wenn man auch im Alter etwas Neues lernt." Sie ist SelbA-Trainerin der Diözese Linz.  Selbstständig und Aktiv, kurz SelbA, ist ein wissenschaftliches Trainingsprogramm mit Fokus auf Bewegung, Gedächtnis und Alltagskompetenzen für Menschen ab etwa 55 Jahren. Auch Internet-Training gehört dazu.

Was ein Smartphone braucht, damit es betrieben werden kann, vergleicht Gaisberger gerne damit, was ein Auto zum Fahren braucht. Anschauliche Erklärungen seien wichtig. „Zuerst braucht man die Hardware – also das Auto bzw. Smartphone. Dann braucht man ein Betriebssystem – das Auto kann entweder mit Diesel oder Benzin betrieben werden. Das Smartphone entweder mit Android oder iOS. Und dann braucht man noch eine Straße – also etwa ein Kabel oder Wlan.“ 

Angst nehmen, Sicherheit geben

In ihren Vorträgen und Workshops gehe es vor allem darum, die Angst und Scheu vor dem Smartphone zu nehmen. Das ist auch das Ziel am 23. Mai in den Promenaden Galerien bei der Veranstaltung Fit im Internet. "Das Handy wird nicht explodieren, nur weil man auf etwas Falsches klickt", sagt Gaisberger.  Sie und ihre Kollegin Stefanie Gastberger geben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem Vortrag einen Überblick über die grundlegenden Funktionsweisen der digitalen Welt, wie sich diese entwickelt hat und welche Vorteile sie mit sich bringt. Auf Thementischen werden in Kleingruppen praktische Fragen beantwortet. 

Das Alter sei nicht ausschlaggebend dafür, den Umgang mit dem Smartphone zu erlernen. Viel wichtiger sei es, neugierig und interessiert zu sein – egal, ob die Person 63 oder 85 Jahre alt ist. "Menschen im hohen Alter wollen durch das Smartphone mit der Familie in Kontakt bleiben - über WhatsApp können sie zum Beispiel Bilder schicken und erhalten." Außerdem können dann auch die Älteren mitreden, wenn es Thema am Familientisch ist. "Da schauen die Enkel, wenn die Oma oder der Opa ein paar Fachbegriffe kennen", sagt Gaisberger und lacht. 

Unterstützung aus der Familie

Der vorhandene Wille zum Lernen ist das wichtigste. Ist auch noch Unterstützung aus dem Familienverband da, ist das ein zusätzlicher Pluspunkt. Einen Kurs, um den Umgang mit dem Smartphone zu erlernen, empfiehlt Gaisberger aber trotzdem. „Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, möchten sie mit mir reden und keinen Handykurs machen. Das gleiche gilt, wenn die Enkelkinder kommen. In Kursen lernt man anders, die Trainer sind geschult.“ Sie würden wissen, wo es Verständnisschwierigkeiten gebe und wiederholen alles langsam. „Ich schaue immer, dass ich den Teilnehmern das Handy nicht aus der Hand nehme – auch, wenn sie es mir geben wollen. Es geht darum, dass sie sich selbst zurechtfinden.“ Unter der Anleitung von Gaisberger oder anderen Trainern gelingt das.

Astrid Gaisberger
Astrid Gaisberger

Gaisberger kritisiert die digitale Exklusion, die zurzeit stattfinde. "Viele Wege können nur noch digital gemacht werden.“ Dadurch würden ältere Menschen, die nicht mit dem Internet vertraut sind, ausgeschlossen werden. "Ich kann zwar nicht ändern, dass vieles offline nicht mehr gemacht werden kann - aber ich kann den Leuten helfen und ihnen die nötigen Fähigkeiten beibringen." Das trage Gaisberger gerne bei. So fuhr SelbA etwa in den Bezirk Freistadt, als dort viele Bankfilialen zusperrten, und bot den Menschen Kurse zum Thema E-Banking an. "Es sind viele gekommen, weil ihnen keine andere Möglichkeit geblieben ist, als auf Online-Banking umzusteigen." 

Abläufe nicht auswendig lernen, sondern verstehen

Besonders wichtig ist es immer, die Abläufe und das Gerät an sich zu verstehen. "Wenn dann plötzlich aufgrund eines Updates am nächsten Tag alles anders aussieht, oder ich ein neues Handy bekomme, komme ich mit Schritt für Schritt-Anleitungen nicht mehr weit. Befasse ich mich aber damit, finde ich mich auch trotz der neuen Aufmachung zurecht." Für den Anfang sei ein Senioren-Smartphone die beste Wahl. "Es ist einfach aufgebaut, hat von vornherein große Kacheln und auch das übernächste Modell ist gleich aufgebaut." 

Immer wieder gibt es missverständliche Begriffe, die es zu klären gilt. „Zum Beispiel das Thema Benutzerkonto: Viele glauben, es handle sich um ein Konto bei der Bank und machen deshalb keines. Wir erklären ihnen, dass das Konto nicht mit der Bank verbunden ist, sondern es für die Nutzung des Smartphones notwendig ist.“ Eine weitere Herausforderung ist, das Internet verständlich zu machen. Auch Kontakte verwirren manche Klienten – es ist das, was sie ihr Leben lang Telefonbuch nannten. Dass die Kontaktdaten nun in dem kleinen Gerät gespeichert sind, und sie diese nicht mehr händisch aufschreiben müssen, will vielen nicht sofort in den Kopf.

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Autorin
Sarah Kowatschek
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1  Kommentar
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franz.rohrauer (1.207 Kommentare)
am 05.05.2024 16:38

Es ist absolut richtig und wichtig, mit den digitalen Geräten umgehen zu können. Ich denke nur an jemandem in meinem Umfeld, der mit 89 Jahren aufgrund eines starken Tremors (Zittern der Hand) gezwungen war, sich damit auseinanderzusetzen, weil handschriftliche Aufzeichnungen schlicht nicht mehr möglich waren.

Mit PC und einer umgebauten, mit Fußtastern bedienbaren Maus war diese Person wieder in der Lage, Telefonverzeichnis, Medikamentenliste und dergleichen mehr selbst zu führen. Besonders stolz war sie, wenn Ärzte fragten, ob sie denn sagen könne, welche Medikamente wann eingenommen werden würden und dann stolz die diesbezügliche, selbst geführte und ausgedruckte Tabelle vorgewiesen werden konnte.

Eines halte ich allerdings für bedenklich: wenn Personen aufgeschwatzt wird, sie könnten beim Internet-Banking bedenkenlos ALLES incl. Unterschrift vom Mobiltelefon aus erledigen. Zum Schutz vor eventuell aktiver Schadsoftware ist hier unbedingt ein zweites Gerät (PC) anzuraten.

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