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Energieversorgung ohne russisches Gas: "Wir werden gut über den Winter kommen"

Von Verena Mitterlechner, 27. November 2024, 14:44 Uhr
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Österreichs Energieversorgung sei auch ohne russisches Gas gesichert. Bild: NIKOLAY DOYCHINOV (AFP)

LINZ. Der oberösterreichische Energielenkungsbeirat fordert von der nächsten Regierung die Umsetzung zahlreicher ausständiger Gesetze.

Ab 1. Jänner soll kein russisches Gas mehr über die Ukraine nach Europa - und damit auch Österreich - geliefert werden. Bereits am 16. November verhängte der russische Energiekonzern Gazprom einen Lieferstopp, nachdem die heimische OMV einen gerichtlich erstrittenen Schadenersatzanspruch geltend macht und von der monatlichen monatlichen Gasrechnung abzieht. Über den Handel an der Börse kann allerdings weiterhin Gazprom-Gas nach Österreich gelangen.

Der bis 2040 laufende Liefervertrag der OMV mit Gazprom aus Russland sei auflösbar, sagt der Salzburger Zivilrechtsprofessor Andreas Kletecka. Er leitet mit Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss eine Kommission, die den Vertrag prüft. Es sei wie in „praktisch jeder Rechtsordnung, dass wenn der Schuldner in Verzug ist und man ihm eine Nachfrist gesetzt hat und er dennoch nicht liefert, man den Vertrag beendigen kann“, sagte Kletecka im ORF.

Wie sicher die heimische Gasversorgung ist, war auch Thema beim heutigen Energielenkungsbeirat im oberösterreichischen Landhaus. Neben Wirtschafts- und Energielandesrat Markus Achleitner (VP) und E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch nahmen auch Vertreter der Energieversorger und Netzbetreiber daran teil.

Das Fazit: "Die Speicher sind voll", sagte Achleitner. Laut E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch beträgt der Speicherstand mit fast 93 Terrawattstunden knapp 92 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte davon sei für den österreichischen Markt bestimmt. Damit seien zwei Drittel des Jahresverbrauchs der Privathaushalte gedeckt, sagt Urbantschitsch. "Wir werden gut über den Winter kommen." Außerdem gebe es noch zusätzliche Reserven.

Landesrat Markus Achleitner (l.) und E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch Bild: Land OÖ/Denise Stinglmayr

Das russische Gas sei für die Versorgung nicht mehr notwendig: Aus Italien könnten jährlich 95 Terrawattstunden (TWh) Gas importiert werden, aus Deutschland 90 TWh. Der österreichische Jahresverbrauch betrug im Jahr 2023 75 Terrawattstunden.

Im Vorjahr ist der Energieverbrauch in Oberösterreich um vier Prozent gesunken: Die Industrie verbrauchte um drei Prozent weniger - auch bedingt durch die schwächelnde Wirtschaft. Der private Verbrauch ging um sechs Prozent zurück, auch der Strombedarf war mit minus vier Prozent rückläufig. 

Höhere Netzgebühren im kommenden Jahr

Auch wenn die Versorgung gesichert ist - die Preise für Strom und Gas werden 2025 trotzdem steigen, sagte Urbantschitsch. Bei Gas liege das vor allem an der geringeren Menge - sowohl bei Industrie als auch bei Privatkunden, die etwa ihre Gasheizung ersetzen. Die Kosten für die Erhaltung des Netzes verteilen sich auf weniger Nutzer, was den Preis für den einzelnen verteuert. In Oberösterreich würden die Gasnetzentgelte um rund 29 Prozent - 100 Euro pro Jahr - steigen. Bei den Stromnetzentgelten gebe es einen Anstieg von 25 Prozent und damit knapp 70 Euro pro Jahr. 

Strom wird unter anderem dadurch teurer, dass die Elektrizitätsabgabe ab 1. Jänner voraussichtlich wieder 1,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) betragen wird. Der Betrag war während der Krise auf 0,1 Cent pro kWh herabgesetzt worden. Auch die Stromkostenbremse läuft mit Jahresende aus. Außerdem gibt es aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energie hohe Investitionen in das Stromnetz. Beim Anteil von erneuerbarem Strom weist Oberösterreich einen Rekordwert von 89 Prozent auf.

Urbantschitsch rät den Konsumenten dazu, die Verträge mit ihren Strom- und Gaslieferanten zu überprüfen und das Recht auf einen Wechsel zu nutzen. In Oberösterreich seien laut der E-Control bei Strom für Neukunden bis zu 550 Euro Ersparnis im ersten Jahr möglich. 

Gasspeicherumlage in Deutschland

Eine weitere Verteuerung des Gases könnte die Erhöhung der Gasspeicherumlage verursachen. Sie fällt an, wenn Gas von Deutschland nach Österreich transportiert wird. Wird sie nicht, wie mit der deutschen Regierung im Einvernehmen geplant, bis Jahresende abgeschafft, droht ab 1. Jänner eine weitere Erhöhung. Die Kosten für den Gasimport könnten dann pro Tag um 700.000 Euro teurer werden.

Für die Abschaffung der Umlage ist ein Beschluss des Bundestages notwendig: "Das Ende der Ampelkoalition in unserem Nachbarland gibt jedoch Anlass zur Sorge, dass dieser Beschluss nicht zeitgerecht erfolgt", sagt Landesrat Achleitner. Man sei in intensivem Kontakt, der deutsche Wahlkampf sei allerdings ein Unsicherheitsfaktor. 

Forderungen an nächste Bundesregierung

Der nächsten Bundesregierung übermittelte Achleitner dringende Forderungen: So rasch wie möglich müsste ein mit den Bundesländern abgestimmtes Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz verabschiedet werden. Auch das Elektrizitätswirtschaftsgesetz müsse beschlossen werden, damit die Energiespeicherung und der weitere Netzausbau ermöglicht werden. Die schwarz-grüne Koalition konnte sich auf diese Maßnahmen nicht mehr einigen.

Auch eine ("grüne") Wasserstoff-Offensive wurde gefordert: Die bestehende Erdgas-Infrastruktur soll dafür umgerüstet werden. Europa werde aber auch mit Wasserstoff nicht energieautark: Rund zwei Drittel des "grünen" Wasserstoffs müssten importiert werden. Es würden allerdings Verträge mit vielen Ländern und Firmen abgeschlossen, um eine direkte Abhängigkeit wie bei den fossilen Energieträgern zu vermeiden, sagte Achleitner. 

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Autorin
Verena Mitterlechner
Verena Mitterlechner
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12  Kommentare
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kmal (1.920 Kommentare)
vor einer Minute

Das teure Blutgas der Mörder aus Moskau braucht keiner.

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Kopfnuss (11.065 Kommentare)
vor einer Stunde

"Wir werden gut über den Winter kommen"

Wie weitsichtig. Ein Winter, und danach Megapreise für die Kunden?

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Philantrop_1 (421 Kommentare)
vor einer Stunde

Der nach einer Serie von ÖVP-Wahlniederlagen schwer angeschlagene Bundeskanzler hat verkündet, dass im Winter keine Wohnung kalt sein wird, weil die Gaslager gefüllt sind. Aber um welchen Preis?

Das billige russische Gas fließt nicht mehr, weil die österreichische Regierung glaubt, mit der Nato in einen Krieg ziehen zu müssen. Etwas mehr Pragmatismus und etwas weniger Kriegsfuror wären wohl für unser Land besser gewesen.

Aber wenn Amerika mit dem Säbel rasselt, dann muss der österreichische Kleinstaat mitrasseln, auch wenn sein ängstliches Zähneklappern dabei weithin hörbar ist.

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RudolfN (179 Kommentare)
vor einer Stunde

https://lab.neos.eu/blog/der-mythos-vom-billigen-russischen-gas

Liebe Putin-Freunde, geifert nicht so heftig.
Wenn ihr euch nur verbal in Putins Umfeld integrieren getraut, dann versucht es vorerst mit einer Übersiedlung nach Ungarn. Da könnt ihr euch schon einmal an Putins Gas wärmen.

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Gugelbua (33.034 Kommentare)
vor 2 Stunden

hat überhaupt noch jemand einen Überblick in die sonderbare Energiepolitik in Österreich❔
und die daraus resultierende Abzocke❕

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betterthantherest (37.874 Kommentare)
vor 2 Stunden

natürlich gibts genug Gas.

Zum x-fachen Preis.

Koste es was es wolle!
Danke Frau Energieministerin Gewessler (GRÜNE).

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prado (29 Kommentare)
vor 2 Stunden

wo sind die Freunde vom Wladimir wenn man sie braucht?🙏Kein Gas mehr aus dem Osten und trotzdem erfriert niemand. Aber wenn die Länder als Mehrheitseigentuemer der Energie Gesellschaften lieber die Gewinne abziehen anstatt der Allgemeinheit zurückzugeben, ist es auch ziemlich still

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Zeitungstudierer (6.302 Kommentare)
vor 2 Stunden

Ich würde diesen Herrschaften gerne glauben, aber nach den Erfahrungen der letzten Jahre fällt mir das wirklich sehr schwer.
Eine Firma nach der anderen geht pleite, weil die Folgen dieser Politik ganz andere waren oder sind, als es die Worte der Politiker vermuten ließen.
Böse Menschen würden sagen sie haben uns ganz bewusst angelogen.
Wie der berühmte Ausspruch, Wind und Sonne würden keine Rechnung schicken.
Oder die Russlandsanktionen schaden den Russen mehr als uns selber.
Die Rechnung bekommen wir gerade präsentiert.
Beim Gas und Öl wird es das gleiche oder zumindest ähnlich sein.
Also wird ziemlich sicher im Alltagsleben alles teurer und die produktive Industrie und Landwirtschaft weniger werden und im Ausland stattfinden.

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u25 (5.474 Kommentare)
vor 2 Stunden

Kaum wird gespart wird es wieder teurer

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Kukilein (688 Kommentare)
vor 2 Stunden

Nachdem der Inlandsstromverbrauch aus dem öffentlichen Netz heute geringer ist als im Jahr 2008 (https://www.e-control.at/documents/1785851/1811609/BStOeN-JR2_InlandVer.xlsx/fb35d98a-491f-43ad-912a-0f59df5f17ab?t=1596116697801) und schon sehr viel ausgebaut wurde muss erstmal der Nachweis erbracht werden, dass wir einen Stromnetzausbau brauchen. Es ist ein öffentlicher, real- time Stromnetzauslastungsatlas gefordert! Die Politik muss die Netzbetreiber verpflichten sämtliche Auslastungsdaten zu veröffentlichen. Es kann nicht sein, dass viele Industriebetriebe und andere Unternehmen und Haushalte und den eklatant erhöhten Netzentgelten zu leiden haben. Viele können dies nicht mehr stemmen und die Lage ist katastrophal. Sollte eine Veröffentlichung nicht beschlossen werden ist zu fordern, dass die Energierzeuger die Netzkosten übernehmen müssen, damit diese dafür sorgen müssen, dass die Netze effizient und konkurrenzfähig sind.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.175 Kommentare)
vor 2 Stunden

Gähn. Hamse ned mal was Neues...

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Kukilein (688 Kommentare)
vor einer Stunde

Solange die nötigen Maßnahmen nicht endlich durchgeführt worden sind, erinne ich gerne daran; die aktuellen katastrophalen volkswirtschaftlichen Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit dazu. Sie können gerne Argumente bringen und ich diskutiere mit Ihnen.

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