JKU-"Spin-off" soll revolutionäre Knochenimplantate marktreif machen
In vielen Fällen können sich Knochen nach einem Bruch selbst regenerieren: Liegen die Bruchstellen aufeinander, wachsen die beiden Teile wieder zusammen. Komplizierter wird es, wenn Stücke fehlen – zum Beispiel, weil der Knochen in viele Teile zersplittert ist, oder infolge einer Krebserkrankung. "Dann kann der Knochen nicht mehr von selbst zusammenwachsen. Man spricht auch von einem kritischen Knochendefekt", erklärt Stephan Haudum.
Er hat für seine Dissertation mit Ian Teasdale und Oliver Brüggemann am Institut für Chemie der Polymere an der Johannes Kepler Universität (JKU) an einer neuen Behandlungsmethode gearbeitet: Die Forscher können mittlerweile mit eigens entwickelten Materialien, die wie unsere Knochen aus Phosphor und Aminosäuren bestehen, Implantate herstellen.
Diese werden in die Bruchstelle im Knochen eingesetzt und dienen als "Gerüst" für die körpereigenen Zellen, in dem der Knochen nachwachsen kann. Die Implantate lösen sich auf – wie schnell, kann durch die genaue Zusammensetzung gesteuert werden. "Die Bestandteile kann der Körper absorbieren und für das Knochenwachstum einsetzen", sagt Haudum.
Individuell angepasst
Die Implantate können mit 3D-Druckern hergestellt und genau an die Bruchstelle angepasst werden. Sie könnten die bisher gängige Methode von Knochentransplantaten zumindest teilweise ersetzen: Dabei wird aus einer anderen Stelle im Körper ein Knochenstück entnommen und an der Bruchstelle eingesetzt. "Das Problem ist, dass das oft zu Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Entnahmestelle führt und ein zusätzlicher Operationsschritt notwendig ist", sagt Haudum.
Bei Zellversuchen hat die neue Behandlungsmethode bereits vielversprechende Resultate ergeben, im nächsten Schritt werden am MedCampus der JKU Lebendversuche an Tieren durchgeführt. In fünf Jahren könnte die Technik laut Haudum marktreif sein: "Bei Medizinprodukten dauert das natürlich seine Zeit."
Um die Implantate auch für Mediziner in Spitälern nutzbar zu machen, haben Teasdale, Brüggemann und Haudum, der Geschäftsführer sein wird, das Unternehmen Resorbink gegründet. Es handelt sich um ein "Spin-off" der JKU: Diese Firmen sollen Forschungsergebnisse von Hochschulen als Produkte für die praktische Anwendung auf dem Markt verfügbar machen.
Im Fall von Resorbink hat das Unternehmen von der JKU die Exklusivlizenz zur Nutzung der patentierten Technologie erhalten. Das Unternehmen plant, in Partnerschaft mit Medizintechnikherstellern Implantate auf den Markt zu bringen.
Prothese per Bestellung
Das könnte so aussehen: Mediziner stellen den Herstellern Daten zur Verletzung aus Bildgebungsverfahren wie Magnetresonanz- oder Computertomografie zur Verfügung. "Ein geschulter Mitarbeiter erstellt dann ein 3D-Modell, das innerhalb weniger Stunden gedruckt werden kann und anschließend an die Spitäler verschickt wird", erklärt Haudum.
Christiane Tusek, Vizerektorin für Finanzen an der JKU, zeigt sich erfreut: "Erfolge wie diese zeigen, wie Forschung alltagstauglich gemacht wird. Dieses Abkommen ist ein Vorzeigebeispiel dafür, dass wir an unserer Universität Forschungskompetenz bündeln sowie ganz konkret hoch relevante Probleme lösen und so unsere Wissenschaft den Menschen zugutekommt."
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