Salzburg ist nicht Kikeritspatschen
In der Gerüchteküche hatte es bereits gebrodelt, also ergriff Alexander Pereira, designierter Intendant der Salzburger Festspiele, die Flucht nach vorn. Gestern stellte er im Wiener Hotel Sacher Cecilia Bartoli offiziell als neue Leiterin der Pfingstfestspiele (ab 2012) vor.
1988 hatte Herbert von Karajan die damals blutjunge Römerin entdeckt und damit den Grundstein für eine langjährige Zusammenarbeit gelegt. „Ich glaube“, sagt Pereira, „dass nur wenige Künstler so wie sie im Stande sind, dem Pfingstfestival Leben einzuhauchen und die internationale Ausstrahlung zu verstärken.“
Er verweist auf eine über 20-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit speziell am Opernhaus Zürich: „Als ich sie zum ersten Mal traf, war ihre Mutter dabei. Die wollte sehen, ob ich einer war, dem man trauen konnte. Offensichtlich war ich es. Im Lauf der Zeit lernte ich die künstlerische Ernsthaftigkeit und Tiefe kennen, mit der sie an die Dinge heranging. Unser Vertrag läuft vorerst drei Jahre, aber wir führen bereits jetzt Gespräche über eine Verlängerung.“
Richtig an den Gerüchten ist: Ab 2012 wird jährlich eine Opernproduktion eigens für Salzburg erarbeitet – zu Pfingsten zwei Mal (später vielleicht auch drei Mal) und dann während der Sommerfestspiele weitere fünf Mal in der Originalbesetzung aufgeführt. Pereira: „Eine solche Produktion nur auf Pfingsten zu beschränken, wäre Energieverschwendung. Zumal wir ab 2012 keine Dinge präsentieren, die vorher woanders entstanden sind.“ Es wird sechs Wochen lang in Salzburg geprobt. Das erste Jahr der Bartoli ist der Barockmusik gewidmet, gespielt wird Händels „Giulio Cesare“. Nicht auszuschließen, dass die Intendantin auch die Rolle der Cleopatra übernimmt.
Falsch ist, dass sich Bartolis Wirken in der Mozartstadt ausschließlich auf Barockmusik beschränken soll. „Bei all meiner Begeisterung für diese Musik“, versichert sie, „dürfen Sie für die Folgejahre ein breites Spektrum erwarten. 2012 wird natürlich mit Originalinstrumenten gespielt. Nikolaus Harnoncourt war es, der mich seinerzeit damit vertraut machte, und für mich haben sich dadurch neue Dimensionen von Sound eröffnet. Ich bin sehr stolz, bei den Pfingstfestspielen das Erbe von Maestro Riccardo Muti antreten zu dürfen. Mir ist schon klar, was man für diese Position braucht: Kreativität, Leidenschaft, Wissen, Erfahrung, Engagement. Ich denke, dass ich über diese Eigenschaften verfüge.“
Pereira über Riccardo Muti: „Ich möchte nichts über die Sommerfestspiele erzählen, aber ich mache kein Geheimnis daraus, dass es im Sommer weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit ihm geben wird.“ Noch eine konzeptive Anmerkung zum Sommer: „Was in Salzburg gespielt wird, soll original sein. Wir machen keine Revivals. Wer eine Produktion versäumt – ja, der hat sie eben versäumt.“
Setzt auf PremierentigerDie Angst, das Publikum werde sich die Pfingstproduktionen lieber gleich im Sommer anschauen, hat er nicht: „Ich zähle auf unsere Premierentiger. Das sind Menschen, die unbedingt bei der Premiere dabei sein wollen, und davon gibt es viele!“
Wo Alexander Pereira seine Zelte aufschlagen wird, wenn er sein Amt offiziell antritt? „Ganz klar“, erklärt er, „ich werde ein Haus in der Mozartstadt beziehen. Schließlich ist das nicht das Festival von Kikeritspatschen, sondern Salzburg. Und in Zeiten, wo es dort vielleicht besonders kalt wird, bleibt mir als Ausweichmöglichkeit noch immer mein Haus im brasilianischen Manaus.“