Eine Schulklasse taucht in die Welt der 68er ein
LINZ. Die Kommunikationsdesign-Meisterklasse sprach mit Großeltern und Zeitzeugen und gestaltet ein OÖN-Magazin.
Hektisch geht’s zu in der Meisterklasse für Kommunikationsdesign: Auf einer großen Arbeitsfläche bespricht Meisterklassen-Leiter Thomas Haitzinger mit zwei Schülerinnen Layout-Vorschläge, Kolleginnen arbeiten am Fotoschnitt, überall liegen Farbtafeln, Entwürfe und Probeausdrucke herum. Der Stress ist spürbar, die Köpfe rauchen.
Seit einem halben Jahr beschäftigt 13 Schülerinnen und Schüler der zur Linzer HTL 1 gehörenden Meisterklasse dieses Projekt. Dabei erkundeten sie für die OÖN-Serie "Die 68er" die Aufbruchsbewegung von damals. Sie sprachen mit den Großeltern über das Leben in den 1960ern, interviewten die Linzer Studentenführer von damals, durchforsteten Dachböden. Viele Gespräche zeichneten sie auf Video auf, sie machten Fotos, schrieben mit OÖN-Redakteuren Texte.
Nun geht es in die Endphase. Am 19. Mai erscheint in den OÖN ein Wochenend-Magazin, das von den Schülern grafisch und inhaltlich gestaltet wird. Die Beschäftigung mit dieser Zeit hat bei den Schülern Spuren hinterlassen. "Die Leute damals hatten so viel Energie", sagt Chiara Matschnig. "Wenn ihnen etwas nicht gepasst hat, haben sie sich quergelegt", sagt Lisa Seifriedsberger. Und: "Der Zusammenhalt damals war größer."
Das imponierte den Schülerinnen: "Ich finde es wichtig, dass man sich für Dinge, die einem wichtig sind, einsetzt", sagt Matschnig, die selbst immer wieder auf Demonstrationen geht. "Ich würde mir wünschen, dass die Leute mehr auf die Barrikaden steigen." Protest passiere nun oft via Internet, sagt Annika Armbrüster: "Da erreicht man mit wenig Aufwand viele Leute." Alle drei finden, dass sich die Jugend vom Mut der 68er inspirieren lassen könnte. Die Gesellschaft sei repressiver geworden, sagt Annika: "Wir haben heute viel mehr Respekt, Angst spielt eine Rolle."
"So haben wir noch nie geredet"
Auch den Lehrern machte die Arbeit Spaß, sagt Professorin Maria Weinberger: "Die Vielfältigkeit des Projektes hat uns viel abverlangt." Leiter Haitzinger gefiel die Herangehensweise der Schüler: "Es entstanden tolle Ideen und Geschichten." Zum Beispiel jene von Annikas Großmutter, die just in ihrem Maturajahr 1968 unverheiratet schwanger wurde. Für das Projekt sprachen sie und ihre Großeltern offen darüber: "So haben wir miteinander noch nie geredet."
Mehr lesen Sie im Wochenend-Magazin am Samstag, 19. Mai
Das Logo zur OÖN-Serie
Johannes Grims, Schüler der Meisterschule für Kommunikationsdesign, entwarf das Logo für die OÖN-Serie. "Ich habe Schriften von damals in Zeitungen und auf Plattencovern recherchiert." Überschneidungen von Buchstaben wurden damals verwendet: "Das erzeugt spannende Effekte."
Am 30. Mai stellen die Schülerinnen und Schüler der Meisterschule um 19.30 Uhr in der Linzer HTL 1, Goethestraße 17, ihre Jahresarbeiten vor. Thema des Abends ist "divided-individual".
Johannes Grims entwarf das Logo für die OÖN- Serie "Die 68er".
"Der Mann war damals der Chef – das war einfach so"
Als Manfred Eder einen Aufstand der Studenten auslöste
Kleine Pille, große Freiheit
"1968 hat gezeigt, dass die Gesellschaft gestaltbar ist"
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Die "68er" waren das Ergebnis der sexuellen Revolution durch die Pille, die nahezu gewaltsam aus der flower power (San Francisco) herüber geschwappt ist.
Alles andere war sekundäre Wirkung, auch der Vietnamkrieg hat nur Trigger gespielt.
Seeehhrrr verkürzt jago. Die "68er" waren der Aufbruch in die Freiheit. Weg davon, dass immer alles richtig ist, was die Altvorderen meinen. Weg davon., dass getan wird, was von einem erwartet wird.
Raus aus der Kirchturmperspektive und hinein in eine neue Welt.
....das war ein neues Lebensgefühl. Und dies hatte eine eigene Hyme: Scott McKenzies San Franciso.
Keiner der heutigen Jungen kann sich auch nur vorstellen, wie das Leben 1968 in Österreich gewesen ist. Seien wir froh.