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Abgeschriebene Doktorarbeit: Zillertalbahn-Vorstand muss gehen

Von nachrichten.at/apa, 27. Juni 2023, 13:11 Uhr

JENBACH/INNSBRUCK. Der derzeit für zwei Wochen beurlaubte Technik-Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, Helmut Schreiner, muss nach Bekanntwerden einer offenbar abgeschriebenen, an der Universität Riga in Lettland eingereichten, Doktorarbeit endgültig gehen.

Dies teilte Aufsichtsratschef und ÖVP-Abg. Franz Hörl am Dienstag nach einer Sitzung mit. Die Arbeit war offenbar ein Komplett-Übersetzungsplagiat einer im Jahr 2020 an der Technischen Hochschule in Aachen genehmigten Dissertation.

Auch als Geschäftsführer der im Mehrheitseigentum des Landes stehenden Achenseebahn muss Schreiner seinen Hut nehmen. "Aufgrund der schwerwiegenden Vorwürfe und dem damit massiv geschädigten Vertrauensverhältnis habe ich in meiner Funktion als Mehrheitseigentümervertreter der Achenseebahn GmbH bereits einen Rechtsanwalt damit beauftragt, das Dienstverhältnis mit dem Geschäftsführer fristlos und unverzüglich aufzulösen", so Verkehrslandesrat Rene Zumtobel.

Unrechtmäßiger Doktortitel der Uni Innsbruck

Vergangene Woche war Schreiner bereits wegen des unrechtmäßigen Führens eines Doktortitels, angeblich "erworben" an der Universität Innsbruck, unter Beschuss geraten. Der Doktortitel war offenbar auch zu Unrecht in seinem Reisepass vermerkt. Er sei "zutiefst überrascht und konsterniert", so Hörl gegenüber der Online-Ausgabe der "Tiroler Tageszeitung". Um weiteren Schaden abzuwenden, werde nun ein Schlussstrich gezogen. Trotzdem wolle er klarstellen, dass Schreiner "einwandfrei gearbeitet" habe: "Daher und auch aus Respekt vor seinem Umfeld lehne ich überschießende Muskelspiele ab. Niemand muss jetzt ein Exempel statuieren." Bei der regulären Aufsichtsratssitzung am Montag werde "neu durchgestartet, um so schnell wie möglich einen adäquaten Nachfolger zu finden". Am eingeschlagenen Weg des Projekts Wasserstoffbahn ändere die Causa nichts, betonte der Tiroler ÖVP-Politiker nach einer Sitzung des Aufsichtsgremiums.

Schreiner hat offenbar laut "TT" einfach kopiert und die ursprüngliche Dissertation über Mobilität im deutschen Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen ins Englische übersetzt oder übersetzen lassen. Vom Inhaltsverzeichnis über den Forschungsgegenstand und die Analysen bis zu den vermeintlichen Interviewpartnern. Die deutschen Gemeinden und Städte wurden dabei mit den Orten im Zillertal ausgetauscht. In der Arbeit, die der APA vorliegt, geht es um die "Implementierung von Smart Mobility in ländlichen Regionen". Auch die Zillertalbahn als künftige "Wasserstoffbahn", als deren Verfechter Schreiner gilt, ist Thema "seiner" Doktorarbeit.

Auf die Schliche kam Schreiner der als "Plagiatsjäger" bekannte Salzburger Kommunikationswissenschafter Stefan Weber. Dieser hatte "über Umwege", wie er sagte, ein Exemplar erhalten, nachdem Schreiner selbst die neue Dissertation aus Riga an eine Teilöffentlichkeit disseminiert habe, um seinen Anspruch auf den Doktortitel nach den ursprünglichen Vorwürfen nachzuweisen. Dabei stieß Weber auf Ungereimtheiten im empirischen Teil bei Schreiners Interviewpartnern.

"Schwerwiegenden Fall von Wissenschaftsbetrug"

"Ich habe das nahezu komplette Übersetzungsplagiat über Umwege mit der Plagiatssoftware Turnitin entdeckt", so der Wissenschafter. Das Plagiat erstrecke sich vom Inhalts- bis zum Literaturverzeichnis, urteilte Weber. Es handle sich um einen "schwerwiegenden Fall von Wissenschaftsbetrug, der alle Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens - Plagiat, Datenfälschung und Datenerfindung - auf einmalige Weise in sich vereint." Rund 22.000 Euro kostete laut Weber das Doktorat in Riga, das von der "University of Salzburg Business School" angeboten wird.

Vergangene Woche hatte Schreiner einräumen müssen, dass er über den Anfangsprozess für eine Dissertation zum Thema Wasserstoff an der Universität Innsbruck nicht hinausgekommen war. Gleichzeitig verwies er darauf, dass er zwischenzeitlich ein Studium an der Universität Riga abgeschlossen habe. Es fehle nur noch die Verleihung der Doktorwürde.

Opposition stellt Wasserstoffbahn erneut in Frage

Die Landes-Opposition hatte jedenfalls personelle Konsequenzen gefordert und nahm die Causa einmal mehr zum Anlass, das Projekt Zillertalbahn als "Wasserstoffbahn", für das kürzlich von der ÖVP/SPÖ-Landesregierung der Grundsatzbeschluss gefallen war, infrage zu stellen. Schreiner sei "nicht mehr länger tragbar", erklärte FPÖ-Chef Markus Abwerzger und fügte hinzu: "Wir fordern die vorläufige Einstellung sämtlicher Förderungen seitens des Landes und eine Untersuchung der Mittelverwendungen in den vergangenen Jahren." Abwerzger ortete die Gefahr, dass die Causa "Wasserstoffbetrieb der Zillertalbahn" zu einem "unermesslichen Problemfall" werden könne.

Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint verlangte ebenfalls den Abgang des Vorstandes und ortete einen "Kriminalfall". Schreiner sei "unmittelbar und federführend" mit dem millionenschweren Wasserstoffzugprojekt der Zillertaler Verkehrsbetriebe beschäftigt und betraut gewesen. "Es sollte für den Aufsichtsrat der Zillertalbahn und für die schwarz-rote Landesregierung selbstverständlich sein, dass im Lichte des Kriminalfalls um Herrn Schreiner das millionenteure Wasserstoffzugprojekt der Zillertalbahn komplett neu zu bewerten ist", so Sint.

Grünen-Chef Gebi Mair sah einen "Dr. Schmalspur" und nahm Zillertalbahn-Aufsichtsratschef, ÖVP-Abg. und Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl ins Visier, dessen "Lieblingsprojekt" die Wasserstoffbahn sei. "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht. Franz Hörls Projekt Wasserstoffbahn im Zillertal beruht von Anfang an auf einer großen Lüge", meinte Mair in einer Aussendung. "Dr. Schmalspur" Schreiner habe dem Land Tirol ein "unnötig teures Projekt unterjubeln" wollen.

Das Land hatte sich bereits vergangene Woche gegen die Vorhaltungen der Opposition verwahrt. Die Wasserstoff-Entscheidung habe einzig und allein auf unabhängigen Gutachten eines internationalen Unternehmens basiert, und nicht auf der nicht beendeten Dissertationsschrift Schreiners, hatte es geheißen.

Die Zillertaler Verkehrsbetriebe AG betreibt die Zillertalbahn, zahlreiche Buslinien und weitere Busangebote. Die ZVB AG mit dem Firmensitz in Jenbach beschäftigt derzeit 163 Mitarbeiter. Hauptaktionäre sind die Gemeinden des Zillertals und die Marktgemeinde Jenbach.

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22  Kommentare
22  Kommentare
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Joshik (3.399 Kommentare)
am 28.06.2023 13:24

Schreiner trat auch öffentlich mit einer „Dissertationsschrift“ zur künftigen „Wasserstoffbahn“ im Zillertal auf.
Diese überreichte bzw. präsentierte er im Jahr 2019 auch dem damals wahlkämpfenden ÖVP-Chef Sebastian Kurz, im Beisein etwa des damaligen Landeshauptmannes Günther Platter (ÖVP) und der früheren Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck.
.
https://kurier.at/chronik/oesterreich/zillertalbahn-vorstand-fuehrte-offenbar-zu-unrecht-doktortitel/402496339
.
die Wasserstofflüge hat kurze Beine - sie wird aber gerne in Wahlkämpfen verbreitet. so gewinnen Politiker:innen Zeit, nichts zu unternehmen. Landeshauptmann Stelzer spielt dieses dreckige Spiel auch schon seit einigen Jahren.

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Gugelbua (33.028 Kommentare)
am 28.06.2023 12:24

schreibt nicht ohnehin schon die "Künstliche Intelligenz " die Arbeiten❓😀

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diwe (2.639 Kommentare)
am 28.06.2023 20:29

Nöö! Die kann aber bei der extrem zeitraubenden Literatur-Recherche helfen, aber das ist ok. Beispielsweise dauert die normale Recherche zum Thema Mutualismus/Symbiose geschätzt 1 -2 Wochen. ChatGPT schafft das in knapp ner halben Stunde.

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schubbi (4.911 Kommentare)
am 28.06.2023 09:25

Schlimm wenn man den Arbeitsplatz verliert, weil die Doktorarbeit ein Plagiat ist.
Bei uns wird die Leistung beurteilt, und nicht das Diplom. Bei Beamten ist die Leistung ohnehin wurst, Hauptsache Doktortitel

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supercat (6.044 Kommentare)
am 05.07.2023 17:40

wurde mein Kommentar gelöscht, weil ich geschrieben habe, mit einem Doktortitel wird man vom Gehalt her anders eingestuft - und außerdem ist solch eine Qualifikation laut Ausschreibung erforderlich.
Aber bildungsferne Menschen verstehen das nicht 👎🏻🙈

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silkro (1.275 Kommentare)
am 28.06.2023 10:52

Er ist ein Betrüger. Hoffentlich gibts auch rechtliche Konsequenzen.

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2good4U (20.012 Kommentare)
am 28.06.2023 12:15

Es ist noch nicht mal ein Plagiat, sondern es wurden Orte vertauscht.
Somit hat er nicht nur abgeschrieben sondern unwahre Tatsachen geschaffen.

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cenodoxophylax (706 Kommentare)
am 28.06.2023 09:12

Uije, da hat Einer wohl doch nicht "ollsch richtig gmocht".

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kpader (11.508 Kommentare)
am 28.06.2023 07:14

Hörl soll auch gleich abmarschieren!

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Natscho (5.852 Kommentare)
am 28.06.2023 08:51

Hörl ist der Inbegriff, was mit den Schwarzen im Westen falsch läuft
Inkompetenz, Präpotenz und Arroganz in Person.

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StefanieSuper (5.475 Kommentare)
am 28.06.2023 07:14

Blöd gelaufen!
Durch die Erfindung des PCs wird es einfach leichter, diese Arbeiten leichter zu durchlaufen und all diese Blender werden nun leichter erwischt. Schrecklich ist nur, dass der "Doktorvater" die Arbeiten so wenig sorgfältig beurteilt hat, dass er so leicht hinter das Licht geführt werden konnte. Wenn Prof. Schneider feststellt, er hätte sich die Arbeit genauer ansehen müssen, dann ist das ja eigentlich eine Frechheit. Schneider hat in OÖ alles Mögliche kritisiert, überall seinen Senf dazu gegeben, er dachte, er weiß alles besser und viel neben seinem Brotberuf gemacht. Diesen Job als Uniprofessor hat er scheinbar nur nebenbei und sehr schlampig gemacht. Das ist das eigentliche Problem. Die Uni-Professoren sollten wie andere Menschen im Staatsdienst zuerst einmal seinen Beruf qualitativ ausüben. Dann sind viele Schweinereien nicht mehr möglich.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.167 Kommentare)
am 27.06.2023 18:05

Dreist.

Aber eine Wasserstoffbahn ist dennoch eine bereits erprobte Technik mehrerer Anbieter in Deutschland.

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Natscho (5.852 Kommentare)
am 28.06.2023 08:52

Was ist der Vorteil gegenüber einer elektrifizierten Bahn?

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nixnutz (4.747 Kommentare)
am 27.06.2023 15:55

Um diese Textvorlage geht es offensichtlich.

https://publications.rwth-aachen.de/record/810773/files/810773.pdf

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detti (1.994 Kommentare)
am 27.06.2023 15:54

Was alles geht im schwarzen Tirol. Ob der Adlerrunde auch einmal die Flügel gestutzt werden, bleibt zu bezweifeln. Dreist, dreister, Hörl und Freunde.

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supercat (6.044 Kommentare)
am 27.06.2023 14:52

Und solch ein charakterloser Mensch wie Herr Schreiner mit ergaunertem Doktortitel hat das gut bezahlte Amt eines Vorstandes 🙈...normalerweise müssten die Zillertalbahnen die zu unrecht zu viel bezogenen Gehälter rückfordern.

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nixnutz (4.747 Kommentare)
am 27.06.2023 16:13

Was davon war zu Unrecht kassiert? Bezahlt wird/wurde er für seine Tätigkeit, nicht für Privatabenteuer in Riga.

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supercat (6.044 Kommentare)
am 27.06.2023 19:57

@Nix...
falls sie es nicht wissen, mit einem Doktortitel steigt man weiter oben in der Gehaltsliste ein.

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Natscho (5.852 Kommentare)
am 28.06.2023 08:53

bzw. hat er vl deswegen den Job bekommen, weil er auf dem Papier qualifizierter war.
..
Ach wen verarsche ich, es ist das schwarze Tirol. Der ist wegen Freunderwirtschaft und Korruption auf seinen Posten gehoben worden.

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Objektiv (2.729 Kommentare)
am 27.06.2023 14:08

Dabei hatte ihm Kurz persönlich zum Titel gratuliert, war vor Tagen in der TT zu lesen.

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Proking (2.663 Kommentare)
am 28.06.2023 11:57

Ich meine, "gfernst" is er jetzt a nu der Kurz!

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nixnutz (4.747 Kommentare)
am 27.06.2023 13:41

Ein Komplettplagiat mit ausgetauschten Ortsnamen ist eine ganz neue Dimension des Schummelns.

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