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Die 1960er – ein Jahrzehnt des Umbruchs

21. April 2018, 00:04 Uhr
1968: Die tschechoslowakische Erneuerung des Sozialismus wurde von Panzern des Warschauer Paktes niedergewalzt. Bild: dpa

Die wichtigsten weltpolitischen Ereignisse und gesellschaftlichen Umwälzungen, die das Jahrzehnt geprägt haben.

Unabhängigkeit: Kamerun ist der erste von insgesamt 18 afrikanischen Staaten, die bis zum 18. November (Mauretanien) die Unabhängigkeit von ihren Kolonialmächten erlangen. Deshalb wird auch vom „Afrikanischen Jahr“ gesprochen. Bis 1986 lösen sich weitere 16 Länder von der Fremdherrschaft, aber nicht unbedingt von deren Einfluss.

Kirche: Das von Papst Johannes XXIII. einberufene Zweite Vatikanische Konzil veränderte die Kirche. Die Liturgie wurde reformiert, die Religionsfreiheit anerkannt und das Verhältnis zu anderen Religionen erklärt.

NS-Vergangenheit: Der erste Frankfurter Auschwitzprozess von Dezember 1963 bis August 1965 markierte eine Zäsur in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Statt verdrängend zu schweigen, stellte man sich bewusst der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit.

Vietnam-Krieg: Unter Präsident Lyndon B. Johnson greifen die USA in den Bürgerkrieg des zweigeteilten Vietnam ein. Die Intervention wird zum amerikanischen Albtraum und löst weltweit Protestmärsche und Antikrieg-Demonstrationen aus.

1964: Das militärische Eingreifen der USA in Vietnam sollte zum Desaster werden. Bild: dpa

 

Make Love, Not War! Ein Happening im Golden Gate Park von San Francisco, das 30.000 Menschen anzog, stand am Anfang des „Summer of Love“. Die Flower Power der Hippies verstand sich mit ihren Idealen als friedliche Bewegung gegen Spießbürgertum, Vietnamkrieg, materialistisches Denken und für die Befreiung von Zwängen.

Pariser Mai: Für die Demokratisierung der Gesellschaft und die Bildungsstätten gingen in Paris Studenten auf die Straße. Gewerkschaften und Arbeiter solidarisierten sich mit den Demonstranten, gegen die mit brutaler Polizeigewalt vorgegangen wird. Ein Generalstreik legte das Land lahm.

Schwulenbewegung: Nach einer Polizeirazzia in der Schwulen-Bar „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street wehrten sich Schwule und Lesben erstmals gegen willkürliche Kontrollen und Schikanen. Sie errichteten Straßensperren, bewarfen Polizisten mit Gegenständen und skandierten „Gay Power“. Der jährliche „Christopher Street Day“ erinnert daran.

Antibabypille: Eine kleine Tablette – in Deutschland 1961, in Österreich 1962 zugelassen – löste die sexuelle Revolution aus und trug zur Emanzipation und Selbstbestimmung der Frau bei. Sex musste nicht Fortpflanzung, sondern durfte Lust bedeuten. Papst Paul VI. sah das anders: 1968 verbot er in einer Enzyklika die sündhafte Pille.

Bürgerrechte: Beim „Marsch auf Washington“ begeisterte der Bürgerrechtler Martin Luther King am 28. August 1963 rund 250.000 Gegner der Rassentrennung mit seinen legendär gewordenen Worten „I have a dream“ (Ich habe einen Traum). Am 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen.

Studentenaufstand: Freie Rede und akademische Freiheit forderten die Studenten der kalifornischen Uni Berkley, die politische Äußerungen und Demonstrationen auf dem Campus untersagte. 32 Stunden lang blockierten sie mit einem Sitzstreik einen Polizeiwagen, in der ein Kommilitone wegen politischer Agitation festgehalten wurde. Die Uni-Leitung lenkte ein, gewaltloser Widerstand und politische Studenten machten weltweit Schule.

Die Schüsse: Bei den Protesten gegen den Besuch des Schah von Persien in Berlin wird der 26-jährige Student Benno Ohnesorg 1967 von einem Polizisten durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Der bedenkliche Umgang der Staatsmacht mit dem Vorfall führte zur Radikalisierung der deutschen Studentenrevolte, als deren Galionsfigur sich Rudi Dutschke hervortat. In der aufgeheizten, auch medial befeuerten Atmosphäre verletzten am 11. April 1968 drei Attentäter-Kugeln Dutschke schwer.

1967 wurde der 26-jährige Student Benno Ohnesorg bei Protesten in Berlin von einem Polizisten getötet. Bild: dpa

 

Prager Frühling: Die Reformkommunisten unter Alexander Dubcek gewannen mit Jahresbeginn 1968 in der Tschechoslowakei die Oberhand. Dem aufkeimenden „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ bereiteten die Truppen des Warschauer Paktes in der Nacht auf den 21. August ein Ende, als sie den Prager Frühling niederschlugen.

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