Das Jahr, das die Welt bewegte
Mythos 1968: Gewaltfreier Widerstand, Kampf um Bürgerrechte, linke Studentenrevolte, freie Liebe - vor 50 Jahren bricht eruptiv aus, was schon länger brodelt.
In der rückblickenden Verklärung erweckt es den Anschein, als sei allein in diesem Jahr eine gesellschaftliche und politische Ordnung auf den Kopf gestellt worden. Dabei ist 1968 kein markantes Datum, sondern nur der Höhepunkt einer kulturellen Revolution, die diverse Vorspiele benötigte.
Der Mief der 1950er-Jahre, der sich in einem Verdrängen der Vergangenheit, verkrusteten Werte- und Moralvorstellungen und dem Konsumdenken im Zuge des Wirtschaftswunders manifestierte, löste einen Generationenkonflikt aus. Die Jugend begann zu rebellieren, entwickelte liberale Lebensformen, begehrte gegen Konventionen auf und entwarf einen neuen Blick auf die Welt. Der Revolution gingen Anti-Bewegungen voraus, die zuerst in den USA Fuß fassten und sich ausbreiteten: Gegen den Kapitalismus, gegen die Rassendiskriminierung, gegen den Imperialismus, gegen den Vietnam-Krieg, gegen das Spießbürgertum, gegen universitäre Vormundschaft.
Die Bürgerrechtsbewegung, die sich mit dem von Martin Luther King ausgerufenen Marsch auf Washington einen gewaltfreien Widerstand vorschreibt, und die von der Vision gesellschaftlicher Veränderungen getriebenen, den Vietnamkrieg verdammenden Studentenproteste erweisen sich wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird – die Wellen ziehen immer weitere Kreise.
Es wird mit bürgerlichen Normen gebrochen (langhaarige Männer), die Lust an der freien Liebe und das Zusammenleben in Wohngemeinschaften (Kommunen) postuliert. Modische Provokation (Mini-Rock) und Bewusstseinserweiterung mittels psychedelischer Drogen gehören ebenso zum sogenannten Geist der 60er wie ungewöhnliche Formen des Protests, von Happenings über Sitzstreiks bis zur Friedenspropaganda in Betten (Bed-Ins). Die linksidealistisch Bewegten, empfänglich für marxistische und kommunistische Ideen, treffen auf den Straßen auf eine Staatsmacht, die zur Gewalt greift – unter anderem in Paris und Berlin kommt es zu schweren Ausschreitungen.
Zweifellos haben die 68er, wie diese Serie zeigen wird, in vielen Bereichen zu Veränderungen geführt – aber auch zur späteren Radikalisierung im Untergrund (RAF-Terror).
Woran erinnern Sie sich?
Wie haben Sie das Jahr 1968 erlebt? Was haben Ihnen Eltern oder Großeltern von dieser Zeit erzählt? Gab es in Oberösterreich Proteste oder ging der Aufbruch an uns vorbei? Und was blieb von den 68ern? Schicken Sie uns Erinnerungen und Fotos an 1968@nachrichten.at. Alle Serienteile finden Sie auf nachrichten.at/1968.
nur in westen. im ostblock war davon nichts zu spüren.
essbesteck
auch in Afrika war damals davon zu spüren , aber es war nicht gewaltlos da wir , das französische Militär ,in Alerte waren . Ich war damals als normaler Soldat in Dakar /Sénégal stationiert.