Nach bewaffnetem Überfall in Braunau: Beschuldigtem droht lange Haftstrafe
BRAUNAU/RIED. Prozess in Ried vertagt: Bei einer Verurteilung drohen zwischen einem und 15 Jahren Haft.
Mit den Worten "Wo ist das Geld" bedrohte ein bewaffneter 22-jähriger Mann mit tschetschenischen Wurzeln am 23. April 2018 die Leiterin und zwei Kursleiterinnen der Volkshochschule Braunau. "Es hat wahrscheinlich nicht länger als eine Minute gedauert. Aber in solchen Momenten kommt einem die Zeit länger vor", sagte Lizeth Außerhuber-Camposeco, die Leiterin der Volkshochschule, nach der Tat im OÖN-Interview. Auch das Sondereinsatzkommando Cobra war in der Tatnacht im Einsatz. Ausgeforscht werden konnte der mutmaßliche Haupttäter jedoch erst einige Monate später.
Jetzt wird dem 22-Jährigen, für den die Unschuldsvermutung gilt, im Landesgericht Ried der Prozess gemacht. Staatsanwältin Ute Peyfuß wirft dem mehrfach vorbestraften Mann, der in Tschetschenien geboren wurde und 2002 nach Österreich kam, unter anderem das Verbrechen des schweren Raubes vor.
Den Raubüberfall mit einer Schreckschusspistole auf die Bildungseinrichtung bestreitet der 22-Jährige, der seit seiner Festnahme in der Justizanstalt Ried in Untersuchungshaft sitzt, nicht. Allerdings gibt der Mann an, dass er nicht alleine in das Gebäude gestürmt ist. Die Polizei geht allerdings davon aus, dass der vermeintliche Mittäter lediglich bis zur Eingangstüre mitging. Ein Verfahren wegen Raubes gegen den 19-Jährigen wurde eingestellt. "Ich bin nur bis zur ersten Türe mitgegangen, dann bin ich weggelaufen", sagt der 19-Jährige zum vorsitzenden Richter des Schöffengerichts Josef Lautner.
Der Beschuldigte gibt an, bei der Tat betrunken gewesen zu sein, außerdem habe er Drogen konsumiert. "In normalem Zustand hätte ich diese Tat nicht verübt, das müssen Sie mir glauben", sagt er zum Richter. Immer wieder wiederholt er diesen Satz, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass dieser Umstand für ihn strafmildernd sein könnte.
"Mein ganzes Leben bestand meist nur aus Problemen. Die einzigen, die mir geholfen haben, waren meine Frau und meine Schwiegereltern. Was ich den Lehrerinnen angetan habe, tut mir sehr leid. Ich weiß auch nicht, ob ich das wiedergutmachen kann", sagt der Tschetschene, der befürchtet, demnächst abgeschoben zu werden.
Aufgrund seiner Straftaten dürfte laut seiner Bewährungshelferin eine "Aufenthaltsbeendigung" in Österreich im Raum stehen. Seine Frau verfolgt den drei Stunden langen Prozess von der zweiten Reihe der Besucherplätze aus.
Zweiter Anklagepunkt
Zum zweiten Anklagepunkt der Staatsanwaltschaft, wonach der Mann am 24. Juni 2018 für einen Raubüberfall auf einen Nachtschwärmer in Braunau verantwortlich sein soll, ist der Beschuldigte nicht geständig. Er habe mit der Tat nichts zu tun. Ein 40 Jahre alter Innviertler wurde, während er gerade auf die Mobilbox seiner Frau sprach, in den frühen Morgenstunden niedergeschlagen und ausgeraubt.
"Um diese Uhrzeit bin ich immer zuhause, sonst bekomme ich Probleme mit meinem Schwiegervater", rechtfertigt sich der 22-Jährige. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Stimme des Angeklagten auf der Mobilbox der Frau des Niedergeschlagenen zu hören ist. Ein Audio-Gutachten soll erstellt und weitere Zeugen befragt werden. Der Prozess wird schließlich nach mehr als drei Stunden vertagt. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann bis zu 15 Jahre Haft.
Die Einschläge kommen immer schneller näher