Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt erhält Erinnerung an "Hölle auf Erden"
GUNSKIRCHEN/EDT. Der neue Verein will Forschung und Erinnerungsarbeit zur KZ-Außenstelle unterstützen.
Am 30. September ist Daniel Chanoch verstorben. Der Jude aus Litauen wurde mit seiner Familie 1941 ins Ghetto Kaunas verschleppt, ab Juli 1944 wurde er nacheinander in sechs verschiedene KZ gebracht, zuletzt nach Mauthausen und von dort auf einem der berüchtigten Todesmärsche ins Außenlager Gunskirchen.
Später sollte Chanoch Gunskirchen als "die Hölle auf Erden" bezeichnen. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurden 20.000 Häftlinge aus Mauthausen auf die "Todesmärsche" nach Gunskirchen geschickt. 6000 von ihnen starben schon auf dem Weg an Erschöpfung oder wurden ermordet. Im Lager selbst – es war erst im Dezember 1944 errichtet worden – gab es kein fließendes Wasser und kaum Anlagen. Täglich starben 100 bis 200 Menschen. Am 4. Mai 1945 befreite die US-Armee das Außenlager Gunskirchen.
Bereits 20 Mitglieder
Chanochs Wunsch war es, in Gunskirchen eine Gedenkstätte zu errichten. Zwar gibt es seit Jahrzehnten Gedenkfeiern, Lesungen und weitere Veranstaltungen. Auf dem Areal selbst erinnern aber nur einige Mahnmäler und Tafeln an die Geschehnisse, Opfer und Befreier.
Bereits im Juli hat sich ein neuer Verein gegründet, der das Gedenken und die Erforschung im KZ Gunskirchen vorantreiben will: Die "Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt" hat es sich zum Ziel gesetzt, die Erforschung und Aufarbeitung der NS-Zeit in der Region zu forcieren. "Wir wollen die verschiedenen Initiativen vor Ort unterstützen und arbeiten eng mit dem Mauthausen Komitee und dem Mauthausen Memorial, die im Verein auch vertreten sind, zusammen", erklärt der Vereinsvorsitzende Erik Lenz.
Rund 20 Vereinsmitglieder gibt es derzeit – zu ihnen gehört auch die Historikerin Angelika Schlackl, die das Außenlager seit Jahrzehnten intensiv beforscht und immer wieder Lagerrundgänge anbietet. "Wir würden uns über neue Leute freuen, wir haben einiges vor", sagt Lenz.
Der Verein will zum Beispiel Lesungen und andere Kulturveranstaltungen im Zusammenhang mit der Gedenkstätte abhalten. Außerdem soll die Entwicklung von Ideen für die Gedenkarbeit in Gunskirchen unterstützt werden. "Auch Menschen mit einem Bezug zu Jugendlichen sind herzlich willkommen", sagt Lenz, der hauptberuflich der Vorsitzende des Zentralbetriebsrates bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) ist.
Anlaufstelle für Grundbesitzer
Nicht zuletzt will der Verein das Lager aber auch in der Region stärker bekannt machen und den Kontakt mit den Grundbesitzern suchen. Das Mauthausen Memorial hat zwar ein Grundstück dort angekauft, Teile des Lagergeländes liegen auf Privatgrund. "Jeder Forstbesitzer ist froh, wenn möglichst wenig Leute in seinen Wald gehen", sagt Lenz.
Für die Besitzer wolle der Verein als Anlaufstelle agieren und auch aktiv auf sie zugehen. "Es ist eben etwas anderes, wenn jemand aus der Gemeinde mit Anliegen daherkommt", sagt der Vereinsvorsitzende.
Infos zu den Vereinsaktivitäten und Möglichkeiten zur Unterstützung gibt es online auf der Website lager-gunskirchen.at