Ski-Weltcup: 9 Lehren und Aufreger vom umstrittenen Sölden-Start
SÖLDEN. Begleitet von einer heftigen Umweltdebatte ist der Auftakt im alpinen Ski-Weltcup am Wochenende in Sölden über die Bühne gegangen. Rechtzeitiger Schneefall und teilweise Kaiserwetter schickten die von den Machern erhofften Winter-Impressionen in die Welt hinaus.
Der umstrittene Oktober-Termin wackelt mehr denn je, FIS und ÖSV spielen den verbalen Doppelpass. Die von Marco Schwarz angeführten ÖSV-Männer überzeugten auf sportlicher Linie. Neun Lehren und Aufreger aus Sölden:
Wetterglück und Wetterpech: Die heißgelaufene Debatte über den frühen Ski-Auftakt wurde durch die Bilder von frisch verschneiten Gipfeln abgekühlt. 30.200 Besucher und Besucherinnen strömten laut offiziellen Angaben in die Weltcup-Arena auf gut 3.000 Höhenmetern. Die Veranstalter freuten sich über beste Werbung, die durch den Rennabbruch des Männerrennens wegen Böen am Sonntag marginal getrübt wurde. Die jüngere Bilanz spricht nicht für Wetter-Stabilität: Von den letzten sieben Sölden-Wochenenden wurden nur drei programmgemäß durchgeführt, viermal hat es zumindest eine Absage gegeben.
FIS-Verwirrspiel: Weltverbands-Präsident Johan Eliasch glänzte erst mit Abwesenheit und überraschte dann mit einem Kommentar aus der Ferne. "Ich verstehe auch nicht, wer sich im Oktober für Skirennen interessiert und warum wir auf Gletschern ohne Schnee fahren. Ich hoffe, dass der ÖSV offen ist für eine Verlegung nach hinten", sagte Eliasch in einem ORF-Beitrag. Die Kalendergestaltung ist bekanntlich Hoheitsgebiet jenes Verbandes, dem Eliasch vorsteht. Der ÖSV betont seine Gesprächsbereitschaft und kündigte eine Evaluierung an.
Söldener Selbstvertrauen: Seit 30 Jahren ist der Ötztaler Skiort dazu auserkoren, im Oktober mit winterlichen Bildern das Geschäft für Ski-Industrie und Tourismus anzuschieben. Jakob Falkner, der Chef des Organisationskomitees und Söldens oberster Seilbahner machte in der Diskussion um den Austragungstermin unmissverständlich klar: "Wir wollen auch in der Zukunft ein Ski-Opening, ein Ski-Fest! Wir wollen was Gescheites, oder wir lassen es."
Sündenbock auf Skiern: So mancher Alpin-Star sah sich ob der Klimadiskussion zuletzt für seine Berufswahl ungerechtfertigter Kritik ausgeliefert. Die ÖSV-Spitze und Sölden sprachen von kursierenden Halbwahrheiten und betonten, dass es neben der ökologischen auch die ökonomische Perspektive gibt. Der Tenor: Wintersport in Österreich ist ein Wirtschaftsfaktor, da geht es auch um Arbeitsplätze.
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Klima-Aktivismus: Die "Letzte Generation" nutze den Sonntag, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Die Hochgebirgsstraße auf den Rettenbachferner war für kurze Zeit blockiert. Im Zielbereich der Arena war auch "Fridays for Future" mit Genehmigung des ÖSV am Start. Greenpeace Österreich erneuerte indes seine Kritik an der Saisongestaltung. "Die Verantwortung für den Rennkalender liegt bei FIS-Präsident Eliasch. Er muss den Saison-Start an die Klimakrise anpassen und weiter in den Winter verschieben", hieß es von der NGO. Die Rennen hätten nur mit Glück zu diesem frühen Zeitpunkt stattfinden können.
Rockstar trat ab: Mit seinem sofortigen Karriereende schockierte Lucas Braathen die Ski-Welt. Im anhaltenden Sponsoring-Streit mit Norwegens Verband entschied sich der 23-jährige Slalom-Kugelgewinner für den ultimativen Schnitt. Der Weltcup verliert mit dem unangepassten Sportler ein Zugpferd im jungen Zuschauersegment. "Der Rockstar unter den Alpinfahrern schmiss hin", kommentierte die Kronenzeitung mit Recht.
Auf halbem Weg ausgebremst
ÖSV-Abschneiden: Marco Schwarz wurde auf halbem Weg zum Heimsieg ausgebremst. Die Zwischenführung des ÖSV-Stars war wegen der Rennabsage keine Punkte, aber viel Selbstvertrauen für den Kärntner wert. Mit mehr Muskelmasse als im Vorjahr ausgestattet, brillierte der Allrounder auch in Flachstücken. In Zermatt/Cervinia wird sich zeigen, ob Schwarz auch in der Abfahrt Marco Odermatt Paroli bieten kann. Die Männer präsentierten sich im Kollektiv stark, bei den Frauen war unter Neo-Cheftrainer Roland Assinger noch keine Steigerung erkennbar. Mehr als Platz zehn durch Franziska Gritsch war nicht drin.
Siegerin mit Message: Während Mikaela Shiffrin als Sechste überraschend deutlich am Podest vorbeifuhr, bewies Lara Gut-Behrami tolle Frühform. Ohne einen Patzer im ersten Lauf hätte die Schweizerin deutlicher als 0,02 Sekunden vor Federica Brignone gewonnen. Danach überraschte die Siegerin mit Offenheit. "Ich habe gerade meine Tage, ich fühle mich katastrophal." Nach Shiffrin äußerte sich die nächste prominente Skirennfahrerin ausführlich zum Tabuthema Menstruation.
Verwachselt: Das neue Verbot von Fluor-Wachs greift, die Disqualifikationsangst der Ski-Asse war berechtigt. Die Norwegerin Ragnhild Mowinckel wurde wegen eines zu hohen Fluor-Werts auf ihren Skiern disqualifiziert. Ihr Ausrüster Head konnte sich den Verstoß nicht erklären. Ursachenforschung wurde gestartet. Von einem wasserdichten Protokoll fehlt weiter jede Spur, das Wachs-Thema wird als Damoklesschwert mit dem Skizirkus reisen. Nächster Halt: Zermatt/Cervinia (Männer-Abfahrten) beziehungsweise Levi (Frauen-Slaloms) jeweils am 11. und 12. November.
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... und Benny Raich wurde offenbar ein Maulkorb verpasst.
Dem ORF hat es scheinbar nicht gefallen, dass er im Unterschied zu den Extremisten der letzten Generation einen gemäßigten und pragmatischen Zugang zum Thema Klimawandel hat.
Ich musste Vorgestern Rasenmähen.
Um diese Jahreszeit hab ich absolut noch keine Lust auf Schifahren.
Da hilft auch die penetrante Werbung nix.
Und für nächstes Jahr wird dann nach den Sprengungen die Mondlandschaft weiß lackiert, damits nicht so trostlos ausschaut.