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Die Beatles, Stones und Jimi Hendrix: Der geniale Soundtrack zur Revolte

Von Lukas Luger, 02. Mai 2018, 00:04 Uhr
Die Beatles, Stones und Jimi Hendrix: Der geniale Soundtrack zur Revolte
Was darf Rockmusik sein? Alles! Zumindest nach Jimi Hendrix, der mit seinem Doppel-Album „Electric Ladyland“ alle Konventionen brach.

Nie zuvor war die Rockmusik derart spannend, politisch und relevant wie im Jahr 1968.

Wilde Klangcollagen, herrlich dreckige Gitarrenriffs, Sound-Experimente, die die Grenzen gängiger Popmusik mit Genuss ausreizten, zynisch-assoziative Lyrics gegen Polizeigewalt, den Vietnam-Krieg und die Spießergesellschaft – nie zuvor war Rockmusik derart explizit politisch, so mutig, ja relevant wie 1968. Eingezwängt zwischen dem "Summer of Love" 1967 und der ‘69er-Woodstock-Seligkeit, definiert das Jahr eine Wasserscheide. Musik war ab sofort nicht mehr unterhaltende Beschallung, sondern integraler Bestandteil einer Rebellionskultur, die von San Francisco über Paris bis nach London reichte. Einst als seichte Teenie-Musik abgestempelt, transformierte der Rock ’n’ Roll innert zum epochalen Soundtrack einer gesellschaftlichen Revolution!

"Hören Sie auf die Verse der neuen Songs", forderte selbst der legendäre Leonard Bernstein. Denn: "Die Musik auf diesen Platten mit all ihrem Lärm und ihren kühnen Texten macht uns unsicher, aber wir müssen sie ernst nehmen. Indem wir auf sie hören, können wir etwas über unsere eigene Zukunft lernen."

Neue Wege aufgezeigt

Den Blick in die kreative Zukunft gerichtet hatten John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr. Ihre Horizonte von einem Indien-Aufenthalt bei Maharishi Mahesh Yogi erweitert, gingen die Beatles Ende Mai 1968 ins Studio, um den Nachfolger von "Sgt. Pepper" einzuspielen. Den von Querelen überschatteten Sessions entsprang eine Platte, wie sie die Welt noch nicht gehört hatte. Die als "White Album" ikonisierte Doppel-LP war so politisch ("Revolution 1", "Blackbird") wie persönlich ("Julia"), verschmolz Folk ("Mother Nature’s Son"), Blues ("Yer Blues"), Progressive ("Happiness Is A Warm Gun") und Hard Rock ("Helter Skelter") zu einem Sound-Konglomerat, das neue Wege aufzeigte.

Eine radikale Neudefinition dessen, was Rockmusik sein darf, nahm gleichzeitig auch Gitarrenvirtuose Jimi Hendrix mit "Electric Ladyland" vor. Bahnbrechende Songs wie "Voodoo Chile" oder das Dylan-Cover "All Along The Watchtower" waren tief im Blues und Jazz verwurzelt, entwickelten sich in den Händen Hendrix’ aber zu kunstvollen psychedelischen Meisterwerken weiter. Ähnlich wegweisend: Frank Zappas Band The Mothers of Invention mit "We’re Only In It For The Money".

Weniger experimentell, dafür stärker auf Konfrontation gebürstet präsentierten sich die Herren Jagger und Richards im 68er-Jahr. Als ausgestreckten Mittelfinger gegen das Establishment verstanden die Rolling Stones nicht nur das ein verdrecktes Häusl zeigende Coverfoto des rauen, bluesgetränkten "Beggars Banquet"-Albums. Mick Jagger flirtete auf den die Gesellschaftsturbulenzen fulminant kanalisierenden Stücken offen mit dem Beelzebub ("Sympathy For The Devil"), 15-jährigen Groupies ("Stray Cat Blues") sowie Umsturzfantasien ("Street Fighting Man"), die in der Textzeile "What Can A Poor Boy Do/ Except To Sing For A Rock ‘n’ Roll Band?" kulminierten.

Von erzkonservativ zu hip

Auf spezielle, dabei aber nicht weniger revolutionäre Weise zollten Bob Dylan mit seiner späteren Begleitcombo The Band und The Byrds um den zu früh verstorbenen Gram Parsons der politisch aufgeladenen Stimmung Tribut. Auf exzellenten Platten wie "Music From Big Pink" oder "Sweetheart Of The Rodeo" beriefen sie sich plötzlich auf Americana, Country und uralte Hillbilly-Balladen aus dem US-Hinterland. Bis dahin als erzkonservativ geächtete Genres wurden so flugs zur hippen Avantgarde umgedeutet. Im Jahr 1968 war sogar das möglich.

Die besten Alben des Jahres 1968

Die schiere Anzahl an großartigen Platten, die im Jahr 1968 erschienen ist, würde jeden Rahmen sprengen. Mit den folgenden fünf Meisterwerken liegen Sie aber in jedem Fall nicht falsch:

  1. The Beatles – „The Beatles“
    Im Studio stritten die „Fab Four“ – unter anderem wegen Yoko Ono – auf Mord und Brand, dem Endresultat tat dies keinen Abbruch. Das Weiße Album ist das eklektischste und spannendste, wenn auch sicher inhomogenste Werk der Beatles. Anspieltipps: „While My Guitar Gently Weeps“, „Helter Skelter“, „Blackbird“
  2. The Rolling Stones – „Beggars Banquet“
    Mit diesem Album fanden die Stones so richtig zu sich selbst: Das Songwriting ist top, die Lyrics sind am Puls der Zeit. Brian Jones trat wegen seines Drogenkonsums kaum in Erscheinung, lediglich bei „No Expectations“ blitzt sein Können auf. Anspieltipps: „Sympathy For The Devil“, „Salt Of The Earth“
  3. Jimi Hendrix – „Electric Ladyland“
    „Electric Church Music“ nannte Hendrix selbst die in London und New York eingespielten Tracks dieses epochalen, bis heute faszinierenden Doppelalbums. Anspieltipps: „Burning Of The Midnight Lamp“, „All Along The Watchtower“
  4. The Band – „Music From Big Pink“
    Benannt ist die Debüt-LP von Bob Dylans früherer Begleitband nach dem rosafarbenen Häuschen in Woodstock, in dem es eingespielt wurde. Die Musik? Wunderschöner, rustikaler Country-Folkrock, stark von Bob Dylan inspiriert, der auch drei Songs schrieb. Anspieltipps: „The Weight“, „I Shall Be Released“
  5. The Byrds – „Sweetheart Of The Rodeo“
    Das sechste Album der Byrds trat die Country-Rock-Welle los und ist bis heute ein Meilenstein. Dafür hauptverantwortlich: Gram Parsons, der kurz darauf die Band wieder verließ. Anspieltipps: „Hickory Wind“, Pretty Boy Floyd“

 

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Auslandsrusse (739 Kommentare)
am 02.05.2018 07:14

Und keine gesteuerten Linken Gewaltsemos wie jetzt,

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glindan (1.399 Kommentare)
am 02.05.2018 08:31

Eigentlich ist der Kommentar keine Antwort wert, aber ich versuch's trotzdem. Dass es hier, außer ein paar kläglichen Versuchen, bekannt als Wiener Aktionismus, keine "Semos" (sic!) gab, lag wohl mehr an der "Tu Felix Austria"-Mentalität. In anderen Ländern , selbst in der hier in den Foren oft gelobten Schweiz, sah das etwas anders aus. Wobei ich da eher die jeweilig Polizei und Politik für die Krawalle verantwortlich machen würde, die mit Demos und Straßensperren etc. noch nichts anzufangen wusste. Und wenn ich an den Prager Frühling denke, für den die Zeit noch nicht reif war, könnt ich heut noch heulen.

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Andrula (818 Kommentare)
am 02.05.2018 15:32

Auslandsrusse ,
wie war das dann mit der Bürgerrechtsbewegung in den USA oder mit West Berlin im Juni 67 oder den Protesten in Frankreich 68 oder dem Prager Frühling ?

Was gesteuerte Aktionen betrifft :
es ist die Frage wer was wovon hat .. es ist nicht immer alles so wie´s scheint.

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